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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Entwicklungen vorbereitet. Ich weiß noch, wie hochrot meine Ohren gewesen sein müssen, als Gita uns die Münze zeigte und erzählte, sie habe sie zum Anlass ihrer ersten Monatsblutung erhalten. Glauben Sie mir, liebes Kind – der Anblick dieser Münze ist mir noch immer peinlich.«
    »Oha!«, war alles, was mir dazu einfiel. Das war eine wirklich interessante Bedeutung der Münze. Ich erinnerte mich an die hilflosen Versuche meiner Adoptivmutter, mich auf das Frauwerden vorzubereiten, und konnte Waltraud Seebruk in gewisser Weise nachfühlen.
    »Nun ist die Münze bei Ihnen, Amanda. Ich darf Sie doch so nennen, nicht wahr?«
    »Natürlich, gerne.«
    »Haben Sie denn auch Kinder?«
    »Einen Sohn im stolzen Alter von zwölf Jahren!«
    »Nein, wirklich? Sie sind doch noch so jung!«
    »Zweiunddreißig.«
    »Ich werde alt«, sagte Frau Seebruk und kicherte. »Schade, dass Sie keine Tochter haben, dann könnten Sie die Münze auf die gleiche Art weitergeben. Gita hat sie ihrer nämlich Tochter zum selben Anlass überreicht.«
    »Und über Josiane ist sie nun zu mir gekommen. Etwas zu spät, leider.«
    »Ist es je zu spät, eine Frau zu werden?«, murmelte die alte Dame leise, und mir stellten sich wieder einmal die Härchen auf.
    »Verzeihung, ich wollte Sie nicht beleidigen, Amanda.«
    »Das haben Sie nicht. Sagen Sie, hat Gita je über die mehr offensichtliche Bedeutung dieser Münze gesprochen, das Labyrinth und diesen Frauenkopf auf der anderen Seite?«
    »Nicht, dass ich es wüsste. Aber verstehen Sie, ich habe sie auch nie darauf angesprochen. Diese idiotische Peinlichkeit machte es damals mir unmöglich. Und später habe ich es wohl vergessen.«
    »Kennen Sie die Sage um das Labyrinth von Knossos?«
    »Den alten Theseus und den Ariadnefaden? Sicher, warum?«
    »Dieses ist eine Abbildung des kretischen Labyrinths«, sagte ich und tippte auf die Fotografie.
    »Ach ja, nun, dann wird die Münze wirklich sehr alt sein. Oder hat das jetzt noch etwas zu bedeuten?«
    Die alte Dame schien merklich ermüdet, und ich fand es an der Zeit, den Besuch zu beenden.
    »Ich hatte es gedacht. Aber es scheint wohl nicht der Fall zu sein. Na gut, liebe Frau Seebruk. Ich will Sie nicht länger belästigen. Soll ich Sie nach drinnen begleiten?«
    »Ach, das wäre nett. Es wird langsam etwas kühl hier draußen.«
    Wir verabschiedeten uns sehr herzlich voneinander, und Frau Seebruk versprach, mich sofort anzurufen, wenn ihr noch etwas Bedeutsames einfallen würde.

KAPITEL 43

    Eindringling und Rausschmiss
    Als ich zu Hause ankam, erwartete mich eine Überraschung. Im Flur stand ein mir unbekannter Koffer in der Garderobe, aber weder Patricks Schuhe noch seine Trainingstasche waren an ihrem Platz. Ich legte meine Handtasche auf das Tischchen und zog die Schuhe aus, als ich verdutzt auf die Musik hörte, die aus dem Wohnzimmer klang. Einbrecher pflegten weder ihre Jacken an Garderobenhaken zu deponieren noch sich das Radio anzumachen, deshalb riss ich einfach mit Schwung die Tür auf und fand ein friedlich-häusliches Bild vor. Ulli saß mit hochgelegten Beinen auf dem Sofa, Titi auf seinem Schoß, und ließ bei meinem Eintritt mit einem strahlenden Lächeln die Zeitung sinken.
    »Hallo, Liebste. Schön, dass du kommst!«
    »Was machst du denn hier?«
    Ich war viel zu verblüfft, um eine intelligentere Frage zu stellen. »Ich erlaube mir, die Zeitung zu lesen.«
    »Das sehe ich. Aber wer hat dich hereingelassen? Patrick ist doch noch gar nicht zurück!«
    »Ach, ich habe doch den Haustürschlüssel.« Dusselige Kuh, schalt ich mich selbst. Das hatte ich bei meinem Rauswurf glatt vergessen.
    »Sag mal, auf die Idee, mich vorher anzurufen, wenn du mich besuchen möchtest, bist du nicht gekommen?«
    »Aber Amanda, ich bin doch hier zu Hause.« Er sagte das mit einem so treuherzigen Augenaufschlag, als ob wir uns nie mit harschen Worten getrennt hätten.
    »Du bist jetzt bei Isabell zu Hause. Zumindest war das mein letzter Stand des Wissens.«
    »Nein, Amanda. Das war doch nur ein kleines Geplänkel. Das war nicht ernst. Du und ich, wir beide sind doch schon so lange zusammen. Schau, ich habe dir deine Eskapaden doch auch nicht nachgetragen.«
    »Ulli! Würdest du bitte deinen Koffer nehmen und verschwinden!«
    »Komm, das meinst du doch nicht ernst, Amanda. Wo soll ich denn hin?«
    Meine ziemlich scharfe Antwort darauf wurde von den Geräuschen an der Haustür verhindert, und ich atmete erleichtert auf. Patrick und Damon waren

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