Die Herrin des Labyrints
zurückgekommen, und mein Sohn polterte sofort ins Wohnzimmer. Bei Ullis Anblick blieb auch er mit offenem Mund stehen.
»Was macht der denn hier, Baba?«
»Er hat dummerweise noch den Schlüssel gehabt, hat aufgeschlossen und es sich hier mit der Zeitung gemütlich gemacht.«
»Hat er keine eigene Zeitung?«
»Wie es aussieht, weder Zeitung noch Bleibe.« Damon war ebenfalls eingetreten, ich spürte seine Gegenwart, ohne dass ich mich umdrehen musste. Er hielt sich im Hintergrund.
»Baba, du wirst doch wohl nicht erlauben, dass dieser Strohsternchenbastler hier wieder einzieht.«
»Patrick, mein Junge, darüber entscheiden wir Erwachsenen. Es ist wohl besser, du gehst jetzt auf dein Zimmer.«
Ulli hatte sich inzwischen aufgesetzt, hatte sorgfältig die Zeitung zusammengefaltet und war in seine Schuhe geschlüpft.
»Ich bin nicht dein Junge, und zu sagen hast du mir überhaupt nichts. Baba, schmeiß ihn doch endlich raus!«
»Gerne, Patrick. Ulli, da vorne ist die Tür.«
»Mandy, so kenne ich dich gar nicht.« Er stand auf und ging auf mich zu. »Wir kommen doch so gut miteinander aus. Kannst du nicht vergessen, dass ich einen dummen Fehler gemacht habe?« Auffordernd streckte er mir die Hand entgegen.
»Vergessen? Es ist mir schnurzegal, mit wem du dich herumtreibst, Ulli. Aber hier wohnst du nicht mehr. Ich dachte, das hätte ich ganz klar gemacht.«
»Du bist so wütend, also muss ich dir doch noch etwas bedeuten«, stellte er mit einem triumphierenden Lächeln fest und zog mich in die Arme. Das war das Letzte, was ich mir gefallen lassen wollte, und ich gab ihm einen kräftigen Stoß. Erstaunlicherweise fasste er mich darauf aber nur heftiger und begann, alle erreichbaren Stellen in meinem Gesicht zu küssen.
»Lass das sein!«, zischte ich ihn an, und Patrick bat Damon: »Schmeiß du ihn raus! Los!«
Ich fand die Situation allmählich ziemlich lächerlich und befreite mich mit einem heftigen Ruck aus Ullis Armen.
»Es reicht, Ulli. Hör mit dem Theater auf und pack deine Sachen.«
»Aber das ist kein Theater, Mandy, ich liebe dich doch.«
»Ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Wenn du mich noch einmal Mandy nennst, dann garantiere ich für gar nichts mehr! Und von Liebe brauchst du auch nicht zu reden, das Thema ist von Anfang an nicht von Relevanz gewesen.«
»Aber die Zeit …«
»Die drei Jahre hast du es dir in meinem Haus gemütlich gemacht, hast dich aus meinem Kühlschrank bedient und hast den Zimmerservice dankend in Anspruch genommen. Du kannst froh sein, dass ich dir keine Rechnung stelle. Gib mir den Schlüssel, den du da vorsorglich eingesteckt hast! Und zwar ein bisschen zügig!«
Meine Stimme war irgendwie immer leiser geworden, aber gewiss nicht schwächer. Ulli wich einen Schritt zurück und verlegte sich aufs Flehen.
»Amanda, so einfach kannst du es dir nicht machen. Ich habe schließlich …«
»Mach dich vom Acker, Ulli. Für einen jammernden Schlappstiefel wie dich habe ich hier keine Verwendung mehr.«
»Liebste …!«
»Verstehst du meine Sprache nicht mehr?«, fragte ich ganz sanft.
»So mach doch endlich was!«, schrie Patrick den stumm und bewegungslos an der Tür lehnenden Damon an, aber der zeigte überhaupt keine Reaktion. Aber durch diesen Ausruf wurde Ulli auf ihn aufmerksam und sah mich auf einmal giftig an.
»Neuer Freund? Du hast nicht lange gewartet, was? Aber ich habe ältere Rechte!«, trumpfte er in Damons Richtung auf. Dem zuckte jedoch nur die Spur eines Lächelns um die Mundwinkel.
»Wer ist das, Amanda? Ich bestehe darauf, dass du mir sagst, wer das ist!«
Es kam wie ein kleiner, glitzernder Sternenwirbel über mich, und mit meinem süßesten Lächeln und mit meiner allerliebsten Stimme flötete ich: »Das, lieber Ulli, ist Damon Reese, mein Mann!«
Der Schlüssel flog mit einem Knall auf die Glasplatte des Wohnzimmertisches, und mit einem heftigen Rempler stürzte Ulli an mir vorbei. Als er an Patrick vorüber kam, hörte ich von ihm noch einen Schmerzensschrei, dann krachte die Haustür zu.
»Aparte Männerbekanntschaften schließt du«, bemerkte Damon und schüttelte den Kopf, als ich den Schlüssel vor der Kellertreppe auflas.
»Vater, warum hast du Baba nicht geholfen?«, verlangte Patrick zu wissen.
»Sie kam doch ganz gut alleine zurecht. Ich wusste gar nicht, dass du in der Lage bist, einen Mann verbal zu häuten, Amanda. Du hast gelernt, eine hübsche Peitsche zu schwingen.«
»Ich hatte einmal einen guten
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