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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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werde alle Dämonen der Hölle beschwören, um das zu tun, Paddy.«
    Dann war Ulli wieder zu hören: »So, das reicht. Die Heulsuse ist dein Sohn, oder?«
    »Ulli, wenn du ihm etwas antust …«
    »Oh, ich werde nicht grob zu ihm sein. Aber wir haben eine lange Nacht vor uns. Mal sehen, was sich ergibt. Morgen Nachmittag melde ich mich noch mal, dann kannst du mir das Wort sagen, das ich brauche. Bleib einfach am Telefon sitzen und denk nach.«
    Er hatte aufgelegt, und ich atmete tief ein, um nicht vor Wut überzukochen. Dieses Schwein! Was er mit seiner Drohung meinte, war mir völlig klar. Aber dann besann ich mich darauf, dass es noch eine Botschaft gab. Denn Mama hatte Patrick mich noch nie in seinem Leben genannt. Also war der Rest wohl auch als Verneinung gemeint. Demzufolge hatte er einen Plan, und der betraf ein Labyrinth. Vermutlich das im Maisfeld. Also wusste er, wo er war, und er sah eine Chance, zu entkommen. Ich sollte ihn nicht holen kommen.
    Dafür musste ich jetzt die Dämonen beschwören.
    Wieder waren nur Damons Anrufbeantworter und die Mailbox zu erreichen. Verdammt, wo war dieser Mann? Meine Hände zitterten unkontrolliert, als ich den Hörer auflegte. Ich musste unbedingt ruhiger werden und nachdenken. Plötzlich fiel mir Halimas Erdungsübung ein, und mit anfänglichen Schwierigkeiten führte ich dieses kleine Ritual durch. Es half tatsächlich, langsam floss der Atem durch mich hindurch, und meine angespannten Bauchmuskeln lockerten sich. Ich schloss die Augen, fühlte nur, wie die Luft in meine Lungen strömte und sie wieder verließ. Mein Geist begann zu suchen. Bunte, wirre Muster formten sich, drehten sich im Kreis. Ich schwankte, stand aber sicher genug, um nicht umzufallen. Die Muster verdichteten sich, und ich sah – Isabell. Abrupt öffnete ich die Augen und wäre beinahe umgekippt. Isabell!Warum nicht? Ihr Kärtchen lag auf dem Küchentisch. Ich wählte ihre Nummer. Sie meldete sich sofort.
    »Hallo, Isabell. Weißt du zufällig, wo Damon ist?«
    »Ja, hier!« Sie kicherte, gab aber offensichtlich sofort den Hörer weiter.
    »Was gibt es, Amanda?«
    »Ulli hat Patrick entführt. Er erpresst mich.«
    Auf Damons kühle Reaktion war zum Glück auch jetzt Verlass. »Seit wann?«
    »Seit heute Mittag. Ich habe versucht, dich zu erreichen.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Ja, er hat mir eine verschlüsselte Nachricht gegeben.«
    »Drängt die Zeit?«
    »Ein bisschen.«
    »Ich brauche eine halbe Stunde. Geht das?«
    »Ja.«
    »Bleib zu Hause. Und – wir schaffen das, Amanda. Glaub mir!« Die letzte Bemerkung klang beruhigend drohend. Ich seufzte und legte auf. Dann begann ich mit neuerlichen Rundrufen. Kein Nandi. Keine Halima. Ich bat sie auf Band, bei Nandi Nicoles Adresse zu erfragen und Nicole selbst nötigenfalls mit Gewalt zu mir zu bringen. Im Hotel ließ ich ausrichten, Henry möge sich dringend bei mir melden. Noch einmal wählte ich Isabells Nummer.
    »Er ist schon weg, Amanda. Was ist passiert? Er sah aus wie der Teufel persönlich.«
    »Patrick ist entführt worden, das saubere Pärchen, von dem du heute Vormittag gesprochen hast, hat das arrangiert.«
    »Das ist herb. Kann ich dir helfen?«
    »Kannst du versuchen, herauszufinden, wo Ulli jetzt wohnt?«
    »Mh. Mal sehen. Ich hätte da … Ich versuche es. Kann aber etwas dauern.«
    »Danke.«
    Fünf Minuten lang saß ich dann am Fenster und starrte hinaus. Wie auch immer Ulli das geschafft hatte, es war sicher nicht ohne Gewalt abgelaufen. Andererseits – wenn Nicole mitgespielt hatte,wäre es einfach gewesen, ihn zumindest in ein Auto zu locken. Ihr gegenüber hatte Patrick keine Bedenken. Er fand sie lediglich albern.
    Titi kam maunzend hereinspaziert und erinnerte mich an meine Fütterungspflichten. Ich füllte ihren Napf besonders reichhaltig, denn es war durchaus denkbar, dass die Nacht lang und bewegt werden würde.
    Kurz vor halb acht hielt vor dem Haus ein Wagen. Damon. Eine Welle von Erleichterung erfasste mich. Ich machte die Tür auf.
    »Amanda.« Er drückte mich rasch an sich, ließ mich aber gleich wieder los. »Erzähl langsam und nacheinander.«
    Ich tat es, und er hörte wortlos zu.
    »Wie sie das hinbekommen haben, ist erst einmal gleichgültig. Wichtig scheint zu sein, dass Patrick ihnen etwas vorspielt und eine Chance sieht, von dort wegzukommen. Ist das denkbar?«
    »Patrick ist zwar noch ein Junge, aber wenigstens geistig ist er Ulli um einige Potenzen überlegen. Wenn er nicht mit Gewalt, sondern

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