Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
…«
    »Ja?«
    »Patrick hat einen Vorsprung von knapp zehn Minuten. Er wird größer, weil Ulli sicher durch die Windungen verwirrt wird. Also hör zu.«
    »Rede.«
    »Drei Dinge musst du wissen. Erstens, Damon, ich weiß, was mit deinem Bruder passierte. Zweitens – Ulli hat gedroht, sich an Patrick zu vergehen. Er hat es schon einmal versucht.«
    Damon stand vor mir und sah mich konzentriert an. Nichts veränderte sich in seinem Gesicht, nur in seinen Augen glühte ein gelber Funke auf, der mich vor Entsetzen beinahe lähmte. Ich zwang mich, weiterzureden.
    »Drittens – wenn du einen Mord begehst, wird es für Patrick keine Zukunft mehr geben. Das solltest du bedenken.«
    Der Funke glühte weiter, doch dann senkte Damon den Blick. Er sah auf die stählerne Klinge in seiner Hand. Langsam zog er die scharfe Schneide über seinen Unterarm, so dass ein langer, blutiger Schnitt entstand. Dann hob er den Kopf wieder, und der Funke in seinen Augen war verschwunden. Er drehte sich um und lief los.
    Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Doch dann sah ich ihm nach und wurde von einer seltsamen Ruhe erfüllt. Ich konnte nichts mehr tun, alles lag jetzt in der Hand meines Geliebten. Darum sah ich mich auf dem Parkplatz um. Ulli hatte Nicoles Wagen benutzt und überstürzt verlassen. Die Tür war nicht ganz geschlossen, und als ich sie öffnete, sah ich, dass der Zündschlüssel steckte. Ich nahm ihn an mich. Zumindest eine Fluchtmöglichkeitwar damit vereitelt. Dann ging ich zu dem Feld hinüber. Es blieb mir nichts anderes, als zu warten und meine Gedanken zu den beiden zu schicken, die ich so liebte – meinen Sohn und seinen Vater. Mindestens eine Viertelstunde würde Patrick noch brauchen, um in das Zentrum zu gelangen. Er war ausdauernd, es würde ihm gelingen. Ulli würde kurz nach ihm eintreffen. Damon würde es schneller schaffen.
KAPITEL 69

    Kampf
    Es war erschreckend still hier draußen, andere Besucher des Labyrinths gab es nicht mehr. Ich stand ganz alleine auf dem Platz, und doch wusste ich, dass ich nicht verlassen war. Es war anders als in einem Tanz. Keine wilde Besessenheit, aber eine ungeheure Macht stand mir zu Verfügung, die mich erfüllte und mir Kraft gab, alles zu tun, was zu tun notwendig sein würde. Ich vertraute ihr und wartete. Nur das Rascheln der Maispflanzen war zu hören. Und das ferne Brummen eines Fahrzeugs. Es kam näher. Sehr rasch sogar. Als es auf dem Parkplatz hielt und die Türen aufschwangen, entfuhr mir ein Laut des Erstaunens. Heraus kam nämlich Halima, wie es schien, Arm in Arm mit Nicole. Dann kletterte auch Henry aus dem Wagen, sah sich kurz um, entdeckte mich und winkte mir zu. Die drei näherten sich, und als sie nur noch wenige Schritte von mir entfernt waren, sah ich, dass Nicole sie höchst unfreiwillig begleitete. Halima hatte ihr mit einem gelenkzerrenden Griff den Arm auf dem Rücken verdreht und führte sie mit unbarmherziger Miene.
    »Nötigenfalls mit Gewalt, hast du gesagt«, meinte sie und nickte Nicole zu. »Hier ist sie. Worum geht es?«
    »Sie hat mit Ulli zusammen heute Mittag Patrick in ihre Gewalt gebracht. Sie möchte auf diese unfaire Art erreichen, dassich das Rätsel löse und ihr die Antwort zur Verfügung stelle. Sie verspricht sich wohl von dem Erbe Wunderdinge.«
    »Erpressung?«, fragte Henry sanft. »Äußerst unfein.«
    »Quatsch!«, fauchte Nicole und wand sich in dem festen Griff. »Das ist keine Erpressung, das ist nur eine angemessene Bezahlung für das, was du mir genommen hast, du Miststück. Mir steht wenigstens dieses Vermächtnis zu!«
    »Dir genommen? Was soll ich dir genommen haben?«
    »Jedes bisschen Erfolg, das ich haben wollte. Du hast dich bei Gita eingeschleimt, so dass sie mich gar nicht mehr beachtet hat. Du hast mit Jamila unter einem Hut gesteckt und dafür gesorgt, dass ich mich bei meinem Auftritt blamiere. Du hast Nandi gegen mich aufgehetzt. Du hast mich schon immer gehasst. Du hast mich klein und lächerlich gemacht. Du und diese dreckige …«
    Halima lächelte böse und bewegte ihren Arm ein bisschen weiter nach oben. Es schien eine schmerzhafte Wirkung zu haben. Nicole sank langsam in die Knie.
    »Eine sehr praktische Technik, die du da beherrschst, Halima.«
    »Ja, weißt du, in meinem Beruf ist es manchmal ganz ratsam, Männer auf die Knie zu zwingen. Dazu habe ich mir ein paar Tricks angewöhnt. Bei Frauen funktionieren die auch.«
    »Wo ist Patrick?«, wollte Henry jetzt wissen.
    »Dort im Maisfeldlabyrinth.

Weitere Kostenlose Bücher