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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nur mit Drohungen festgehalten wird, fällt ihm vermutlich irgendein Schlupfloch auf.«
    »Dann haben wir im Moment nichts anderes zu tun, als zu warten, dass er eine Möglichkeit findet, sich hier zu melden.«
    »Das heißt, am Telefon lauern?«
    »Nicht unbedingt. Wir können deine Nummer auf mein Handy legen. Dann sind wir flexibler.«
    Das war eine Möglichkeit, an die ich noch nicht gedacht hatte.
    Kaum war das geschehen, klingelte es auch schon, und diesmal klang Patricks Stimme völlig normal, wenn auch sehr laut.
    »Ulli ist auf dem Klo, und ich geh zum Maisfeld!«, sagte er, mehr nicht.
    »Wir kommen, Patrick.«
    »Nehmt den geraden Weg!«
    »Was meinst du?«
    Die Frage hatte er nicht mehr mitbekommen. Ein lautes Klirrenund Scheppern war zu hören, dann ein gedämpftes Gebrüll. Patrick hatte den Hörer liegen gelassen, so dass wir die Geräusche verfolgen konnten.
    »Amanda?«
    »Es scheint, als hätte er seinen Entführer im Klo eingeschlossen, hat dann irgendetwas eingeschlagen und ist auf dem Weg ins Maisfeldlabyrinth!« Den Hörer am Ohr, schnappte ich meine Schlüssel und wollte zum Auto.
    »Bleib dran. Ich fahre, du sagst mir, wohin.«
    »Auch gut.«
    »Schau auf die Uhr!«
    »Es ist zehn vor acht.«
    Im Hörer vernahm ich ein furchtbares Krachen, so als ob größere Möbelstücke umgestoßen wurden, ein heftiges Fluchen, eindeutig von Ulli, dann knallte eine Tür ins Schloss. Danach war Stille. Ich unterbrach die Verbindung.
    »Ulli ist hinter ihm her. Warum hat Patrick nur so laut gebrüllt, wo er hinwill? Der Dummkopf hätte doch einfach verschwinden können.«
    »Patrick ist kein Dummkopf, also wollte er etwas damit erreichen.«
    »Hier links, den Berg hoch!«
    »Kennst du das Labyrinth etwa?«
    »Ich war vorgestern drin.«
    »Erzähl.«
    »Kreisförmig, laut Patrick kretischer Stil, elf Umgänge. Man braucht circa fünfundvierzig Minuten zur Mitte. Wenn man mäßig schnell geht. Wenn man läuft, vielleicht eine halbe Stunde.«
    »Seitenausgänge?«
    »Keine. Patrick will, dass du den geraden Weg gehst. Ich weiß nicht, was er damit gemeint hat.«
    »Ein kretisches Labyrinth hat nur eine Kreuzung vor dem Zentrum, wenn man geradeaus geht.«
    »Aber der Mais steht sehr dicht. Wie willst du da durchkommen?«
    »Patrick weiß, dass ich das passende Werkzeug dabeihabe.«
    Das Handy trillerte wieder. Ich nahm das Gespräch an. Henry meldete sich.
    »Was ist los, Amanda? Du hast eine beunruhigende Nachricht hinterlassen!«
    »Damon und ich sind auf dem Weg zum Maisfeld, oben am alten Gutshof. Das Labyrinth. Weißt du, wo es ist?«
    »Ja. Patrick hat mich schon vor Tagen hingeschleift. Was ist passiert?«
    »Patrick ist in Schwierigkeiten. Komm da hin, wenn du willst. Sorry, keine Zeit mehr.«
    Wir näherten uns dem Feld. Ich sah Damon an, der keine Regung zeigte. Nur sein Fahrstil war höllisch. In einer Staubwolke hielten wir an.
    »Da, sieh mal! Verdammt!«
    Auf dem Parkplatz stand Nicoles Auto. Ulli sprang eben heraus und lief auf das Labyrinth zu. Von Nicole keine Spur.
    »Wir können nicht direkt an das Feld. Da ist eine Absperrung.«
    »Macht nichts.«
    »Was wirst du machen?«
    »Ulli aus dem Maisfeld klauben.«
    Damon öffnete den Kofferraum und holte ein Bündel heraus. Gleich darauf hielt er eine Machete in der Hand.
    Mein Hals wurde trocken, als ich die scharfe, leicht gebogene Klinge aufblitzen sah. Mit diesem Messer konnte man nicht nur einen Pfad durch Maispflanzen schlagen! Man konnte damit auch verhältnismäßig einfach einen Menschen umbringen. Und plötzlich wurde mir eine blitzartige Erkenntnis zuteil. Sie war so überwältigend, dass ich kurz die Augen schließen musste. Hier, in diesem Moment, der mir durch Zufall, Magie oder die Götter geschenkt wurde, hielt ich eine unschätzbare Chance in der Hand. So wie sich die gesamte Situation darstellte, konnte ich Damon die einzige wirklich wirkungsvolle Möglichkeit geben, die Schrecken aus seiner Vergangenheit endgültig zu verbannen. Aber es war mehr als gefährlich, ein Risiko, das einen entsetzlichen Schrecken in sich barg. Doch es war notwendig. Mir blieb nichts anderes übrig, wenn ich Damon helfen wollte.
    Und mir.
    Uns beiden.
    Und Patrick.
    Darum bat ich sie, die mich begleitete, inständig um Mut und die richtigen Worte.
    »Wirst du ohnmächtig?«, fragte Damon, da ich mit starrem Blick die Machete fixiert hielt.
    Ich schüttelte die Starre ab und antwortete: »Nein, ich musste mich nur an etwas erinnern. Damon, bevor du gehst

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