Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Mit einem Vorsprung von zehn Minuten gegenüber Ulli. Wie groß Damons Vorsprung ist, weiß ich nicht.«
    »Oh, ein faszinierendes Trio, würde ich mal sagen.«
    Nicole sah von unten her zu mir hoch, und es war pures Gift, was aus ihrem Mund strömte.
    »Ich verfluche dich. Du wirst dir die Beine brechen und nie wieder tanzen können. Du wirst Schmerzen und Krämpfe bekommen und keine Nacht mehr schlafen. Du wirst keine Nahrung mehr bei dir behalten können. Du wirst Ausschlag und …«
    »Willst du mir auch kleine, hässliche Püppchen ins Kopfkissen stecken?«
    »
Dir
werde ich noch was ganz anderes anhexen!«
    »Dass du dich dabei mal nicht übernimmst, meine liebe Nicole.« Eigentlich hätte ich fassungslos sein müssen bei dieser Demonstration ungebremsten Hasses. Aber irgendwie prallte die Bösartigkeit wirkungslos an mir ab, und ich war in der Lage, meine ehemalige Freundin mit distanzierter Überlegenheit zu betrachten. So wie sie sich benahm, vergiftete sie sich gerade selbst. Darum brauchte sie sich auch nicht mehr in der entwürdigenden Stellung zu krümmen, in der Halima sie hielt. Ich bat: »Halima, lass sie los. Diese Haltung bekommt ihr nicht.«
    Halima sah mich erstaunt an, lockerte aber den Griff. Nicole wollte sich auf mich stürzen, die Finger gekrümmt, um mich zu kratzen. Meine Wahrnehmung war auf einmal sehr seltsam. Ich sah sie in Zeitlupe auf mich zukommen, sah die Wurzel im Boden, in der sich ihr Fuß verfing. Sah sie langsam stürzen und mit dem Gesicht in den Staub fallen. Dort blieb sie schluchzend liegen.
    Kopfschüttelnd kniete ich neben ihr nieder und rüttelte ihre Schulter.
    »Nicole, komm wieder zu dir. Ich weiß nicht, was du dir alles eingeredet hast. Aber du bist einem wirren Aberglauben aufgesessen. Weder die Münze noch Gitas Vermächtnis würden dir irgendetwas nützen. Sie sind ein Familienerbe und haben nur für mich eine Bedeutung.«
    Aber Nicole war in einem gänzlich abgedrehten Zustand. Sie hob den Kopf und stieß weitere Verwünschungen aus, machte jedoch keine Anstalten, aufzustehen.
    Die Farce musste endlich ein Ende haben, es gab Wichtigeres, auf das ich mich konzentrieren musste. Die Flamme der Macht in mir erhob sich und breitete sich um mich herum aus. Sanft bat ich: »Nicole, lass es sein.«
    Sie hörte nicht auf, mich zu beschimpfen und mir alles erdenklich Böse zu wünschen.
    »Nicole, es ist sinnlos, dass du mich verfluchst. Nichts davon wird mich berühren. Es sind die dunklen Schatten, die auf deiner Seele liegen. Sie schaden dir mehr als mir. Über mich haben sie keine Macht.«
    Erstaunlicherweise schwieg sie jetzt wirklich. »Ich habe dir nichts genommen, ich habe dich nicht gedemütigt. Aber ich werde dir für die Zukunft etwas mitgeben, aus dem du lernen kannst, Nicole. Hör gut zu. Ich wünsche dir, dass du immer die Wertschätzung erhalten wirst, die du selbst den anderen Menschen entgegenbringst. Und nun steh auf und warte hier mit uns ab, was noch geschieht.«
    Ohne sie weiter zu beachten, drehte ich ihr den Rücken zu und ging näher an den Rand des Feldes. Patrick musste inzwischen beinahe das Zentrum erreicht haben, Damon war vermutlich schon dort. Ich irrte mich nicht. Ein paar Maispflanzen schwankten, und Patrick kam geradewegs auf mich zu. Er hielt die Machete in der Hand und atmete heftig. Als er vor mir stand, reichte er sie mir mit dem Griff voraus. Sein Gesichtsausdruck war ernst und dem Damons sehr ähnlich. Erleichtert nahm ich die mörderische Waffe an mich.
    »Ich wollte bleiben, aber er hat mir befohlen, dir das Messer zu bringen.«
    »Danke, Patrick. Es ist besser so.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, das bin ich. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, Amanda. Es ist alles in Ordnung. Und das, was nicht in Ordnung war, wird gleich gerichtet, vermute ich.« Er lächelte grimmig. Dann fiel sein Blick auf etwas hinter mir, und er schnaubte. »Die dämliche Wackeltante hat das gedeichselt. Sie hat mir angeboten, mich zu Timo zu fahren, und dann hat dieser Unterhosenbügler mich von hinten auf dem Sitz festgebunden. Sag mal, warum guckt die so glasig? Habt ihr sie gedopt?«
    Halima kam zu uns und nickte. »Deine Mutter hat ein paar überzeugende Worte gesagt. Aber es war mehr ihre Ausstrahlung als das, was sie gesagt hat. Die hat Nicole zerschmettert.«
    Patrick, bisher ganz gelassen und beherrscht, lehnte sich plötzlich an mich. Ich legte einen Arm um ihn und zog ihn dicht an mich heran. In der rechten Hand behielt ich jedoch die Machete.

Weitere Kostenlose Bücher