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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nichts an Auftritten.« Jamila lächelte wissend.
    »Vielleicht möchtest du lieber Solos tanzen? Ich weiß, Halima ermutigt ihre Schülerinnen dazu nicht gerade.«
    »Davon habe ich noch nichts mitbekommen. Wie gesagt, ich habe keinen Ehrgeiz, öffentlich zu tanzen.«
    »Ich verstehe dich eigentlich auch nicht«, mischte sich Nicole ein. »Gerade heute hast du dir ein phantastisches Kostüm gekauft. Jamila, kann sie nicht mitkommen, wenn wir bei Mazhar tanzen?«
    »Ja, warum eigentlich nicht? So schwer ist es nicht. Nikki traut sich doch auch. Such dir eine schöne Musik aus, die richtig Stimmung macht, zieh dein neues Kostüm an und zeig ein bisschen Haut, dann geht das Publikum schon mit.«
    Eine interessante Einstellung hatte Jamila.
    »Danke für das Angebot. Aber ich möchte nicht auftreten. Und eigentlich hätte ich mir das Kostüm auch nicht kaufen sollen.«
    »Ach, etwas Schönes kann man sich immer mal gönnen.« Nicole hatte eine andere Freundin getroffen und verschwand mit ihr in der Menge. Jamila blieb bei mir stehen und hielt ihren Blick auf mich geheftet.
    »Ich denke, du willst doch auftreten, aber nicht mit Nicole zusammen. Verstehen könnte ich das. Wenn du in Halimas Fortgeschrittenenklasse bist, wirst du weit besser sein als Nikki. Oder täusche ich mich da?«
    »Ich sage dazu nichts.«
    »Bist du eifersüchtig?«
    »Nein. Aber ich finde es nicht besonders fair von dir, dass du Nicole sich öffentlich blamieren lässt. Darauf läuft es doch hinaus, oder?«
    »Sicher. Anders wird sie es ja nie verstehen.«
    »Du widerst mich an!«
    »Schade, dass du es so siehst. Viel Spaß noch!« Damit hatte ich mal wieder den Schwarzen Peter in der Hand. Denn wie um alles in der Welt sollte ich Nicole davor warnen, was auf sie zukam?
KAPITEL 22

    Das rote Gewand
    Die Göttin in den nebeligen Welten von Frau Hel spitzte die Ohren und lauschte in das unterirdische Dunkel. Sie wünschte, der Ruf würde noch einmal ertönen, aber nur die Stille und das leise Rauschen weit entfernter Flüsse herrschten dort. Der kleine Dämon an ihrer Seite hatte aufgehört, mit den Fingern zu schnipsen, und sah sie verschwörerisch an.
    »Komm, wir verschwinden. Es ist die Gelegenheit, niemand sieht zu uns hin!«
    Die Göttin fand auch, dass es Zeit war, die Fronarbeit abzubrechen und sich wieder auf die Suche zu machen. Auf Zehenspitzen schlichen die beiden davon, vorsichtig den grämlichen Hund umgehend, und befanden sich dann wieder auf einem Pfad, der sich durch die wogenden Nebelschwaden wand. Doch ganz dunkelwar es jetzt nicht mehr, seit das Plätschern und Rauschen lauter wurde. Ein Fluss aus leuchtendem Gold schimmerte vor ihnen auf und strömte in weiten Schleifen durch die Finsternis.
    »Folgen wir dem Wasser, an der Quelle muss es einen Ausgang geben«, schlug Galla vor, und die Göttin, mangels anderer Angebote, stimmte dem zu. Es war ein wunderlicher Pfad, den sie jetzt wanderten, stetig ging er aufwärts, entlang an steilen, schroffen schwarzen Felswänden. Einmal blieb Galla witternd stehen und machte dann einen kleinen Abstecher zur Seite. Es klimperte und klapperte, und die Göttin rief ihm eine ängstliche Warnung zu.
    »Keine Panik. Komm mal her und sieh dir das an!«
    Ein bisschen misstrauisch folgte die Göttin dem leisen Klimpern und steckte dann auch ihre neugierige Nase in die Höhle, in der Galla herumwühlte.
    »Schau mal, eine Schatzkammer voller Edelsteine und köstlichem Schmuck, ganze Berge von goldenen Münzen gibt es hier und prächtige, schimmernde Gewänder.«
    Staunend betrachtete die Göttin die Truhen voll mit glitzernden Brillanten und funkelnden Rubinen, betastete ehrfürchtig die golddurchwirkten Schleier, die von den Wänden hingen, und die zarten Filigranarbeiten aus edlen Metallen.
    »Du hast doch all deinen Schmuck und deine Kleider an den Toren abgeben müssen. Es wäre doch nur ausgleichende Gerechtigkeit, wenn du dir jetzt wieder nimmst, was sie dir abverlangt haben.«
    Nun sind die meisten Göttinnen heimlich alle ein wenig putzsüchtig, und nach einem kurzen, erfolgreichen Ringen mit der Stimme der Vernunft griff die Göttin zu.
    Ein prächtiges scharlachrotes Gewand wählte sie, und es passte ihr, als sei es schon immer das ihre gewesen. Sie fand klingelnde Reifen für ihre Arme und einen perlenbesetzten Gürtel für ihre schmale Taille. Mit zierliche Broschen und Halsketten schmückte sie sich und hängte sich lange, schwingende Ringe in die Ohren. Ganz zum Schluss setzte sie sich

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