Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
das ich zu Spiegeln hatte. Die rotgoldene Flamme da, das war nicht ich. So konnte ich nicht aussehen. So hatte ich noch nie ausgesehen. Die Flamme hob die Arme und bewegte sacht die Hüften. Genau wie ich. Das konnte nicht wahr sein.
    »Amanda?«
    Nicole stand mit offenem Mund neben mir.
    »Ich bin nicht sicher, ob das da Amanda ist.«
    »Lassen Sie mal die Fransen fliegen. Die haben bei diesem Modell eine besonders schöne Wirkung.«
    Ein paar kleine Twists mit den Hüften, und die Fransen quirlten um mich herum. Ein übermütiger Kick mit dem Po, und wupps – die Fransen flogen. Ein zartes Vibrieren des Bauches, und alle Fransen zitterten ekstatisch.
    »Was soll das Kostüm kosten?«, fragte Nicole mit gierigem Blick. Zara nannte einen Preis, der mich ernüchterte. Ein Abendkleid aus der Hand eines namhaften Designers konnte sich locker damit messen.
    »Haben Sie das in meiner Größe auch noch mal da?«
    »Tut mir leid, nein. Das sind alles Unikate«, beschied sie Zara und schob eine ockerfarbene Missgeburt vor das zweite rote Kostüm auf dem Ständer. Doch nicht so geschäftstüchtig, wie ich gedacht hatte. Sie widmete sich mir wieder und zauberte ein weiteres Kleid hervor.
    »Möchten Sie vielleicht noch eines in einer anderen Farbe probieren? Dieses Türkis könnte Ihnen auch sehr gut stehen.«
    Sie nannte einen Preis, der erheblich moderater war. Aber als ich das bestimmt auch sehr aparte Kleid angezogen hatte, wusste ich warum.
    Zara war eben doch sehr geschäftstüchtig, denn auch das goldene Kostüm und das in Pink kamen nicht an die rotgoldene Flamme heran. Leise flüsterte die Stimme der Vernunft mit mir, aber diese andere Stimme, die des Übermutes, die wurde lauter und lauter, und das erste Mal seit vielen Jahren übertönte sie die mahnenden Worte. Ich kaufte das Kleid und bekam von Zara einen passenden Schleier dazu geschenkt.
    Nicole war ein wenig eingeschnappt, wie mir schien, und gönnte sich trotzig sowohl den orangefarbenen als auch den grünen Schleier.
    Wir brachten unsere Beute zum Parkhaus, wo wir sie im Auto verstauten, und Nicole, die nie sehr lange schmollen konnte, war schon wieder ganz gesprächig, als wir zurückgingen. Sie erzählte von Nandis neuester Produktion, die Verfilmung eines dieser Romane, in denen Mauerblümchen zu Powerfrauen wurden und lässig alle Männer in die Tasche steckten. Ich hörte ihr mit halbem Ohr zu und überlegte, ob ich ihr von meiner neuesten Entdeckung in Sachen Josiane berichten sollte. Aber dann hätte ich mit ihr auch über meine Hoffnung sprechen müssen, selbst diese Enkelin zu sein, und dazu war hier nicht der richtige Ort und die richtige Zeit. Denn als sie noch weiter über den Bazar bummeln wollte, sah ich auf die Uhr und dirigierte sie entschlossen zum Zuschauerraum, da die Show in wenigen Minuten beginnen würde.
    Die Aufführung begann im Chaos. Die Moderatorin, vollkommen verschüchtert, verstreute ihre Merkzettelchen auf der Bühne, flüsterte so leise, dass ihre Worte vom Raunen des Publikums erstickt wurden, dann setzte die Musik voller Dramatik ein. Die Tänzerinnen versammelten sich auf der Bühne – und das Licht ging aus.
    »Sind wir hier in einer schlechten Schulaufführung oder haben wir richtig Geld für unsere Plätze bezahlt?«, flüsterte es hinter mir.
    Das Licht ging wieder an, die Musik wechselte, und die Gruppe sah sich ratlos an. Hektisch rannte die Ansagerin herbei und stolperte über den Saum ihres Kleides. Gnädigerweise ging wieder das Licht aus.
    »In der Show möchte ich nicht tanzen«, murmelte Nicole, undich konnte ihr nur zustimmen. Dabei waren es namhafte Leute, die für die Inszenierung verantwortlich waren.
    Sie waren auch wirklich gut. Endlich hatte jemand die verstörte Moderatorin nach Hause geschickt und sich das Mikro gegriffen, um selbst die Ansage zu machen. Danach war alles Musik und Farbenrausch und großartiger Tanz.
    In der Pause lernte ich dann auch Jamila, Nicoles neue Lehrerin, kennen. Sie war eine hochgewachsene Blondine, deren üppige Haarpracht in weichen Wellen bis weit über den Rücken hing. Ganz offensichtlich war sie stolz darauf.
    »Ah, und du tanzt bei Halima?«
    Obwohl ich höfliche Konversation mit ihr betrieb, machte mich ein unterschwelliges Gefühl des Unbehagens vorsichtig. Ich hatte den Eindruck, dass sie mich über das Studio ausfragen wollte.
    »Du tanzt nicht in Halimas Auftrittsgruppe mit? Nikki sagt, du seiest eine wunderbare Tänzerin.«
    »Nicole schmeichelt mir. Mir liegt

Weitere Kostenlose Bücher