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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ein Diadem aus Edelsteinblüten auf das Haar. Und als sie sich in den Spiegeln sah, dachte die Göttin an das wundervoll sündige Weib in Scharlach und lachte.
KAPITEL 23

    Josianes Tochter
    Ich sprach nicht mit Nicole darüber, denn meine eigenen Angelegenheiten gewannen Oberhand. Am Montag war Halima wieder da, und mit ziemlich gemischten Gefühlen fuhr ich ins Studio. Es war eigenartig, seit der letzten Woche waren meine Nächte wieder mit lebhaften Träumen durchzogen. Keine besonders belastenden, aber von so zwingenden Bildern und Szenen, dass ich regelmäßig zwei-, dreimal in der Nacht aufwachte und verblüfft in die Dunkelheit starrte. Vor allem ein Motiv wiederholte sich immer in den Morgenstunden. Ich irrte dabei durch gewundene Gänge, die sich mal in weiten, mal in engen Kreisen um eine nebelhafte Mitte wanden. Manchmal waren es einfache, von Steinen begrenzte Wege, ein andermal bildeten alte, zerfallene Mauern die Begrenzungen, eine ziemlich unangenehme Variante bestand aus schroffen Felsschluchten und eine sehr schöne aus blühenden Hecken. Den Mittelpunkt erreichte ich jedoch nie, weil ich immer kurz davor aufwachte. Ich war zwar von Nicoles Hexenwissen nicht besonders überzeugt, aber die Eindringlichkeit dieser Träume gab mir zu denken. Sie mussten etwas mit der Suche nach Gitas Enkelin und damit auch mit der Suche nach meiner eigenen Identität zu tun haben. Gab es vielleicht wirklich diese Göttinnen oder magischen Kräfte, die jetzt in meinem Leben herumfuhrwerkten? Tagsüber konnte ich meine lebhafte Phantasie belächeln, aber in diesen Morgenstunden, wenn ich aus den verschlungenen Irrwegen der Träume aufwachte, zweifelte ich nicht daran. Dann machte mir diese Vorstellung Angst. Ich wollte nicht von unkontrollierbaren Schicksalsmächten abhängig sein. Mein Leben sollte sich bitte in geordneten Bahnen bewegen, für unberechenbare Eingriffe hatte ich nichts übrig.
    Bevor ich in das Studio trat, schüttelte ich energisch diese Gedanken ab. Die Frauen begrüßten mich fröhlich, wir tauschten ein bisschen Klatsch und Befindlichkeiten aus, bis Halima erschienund uns in den Übungsraum scheuchte. Sie verlangte Disziplin und Konzentration, und bis zum letzten Freitanz war ich ausschließlich mit meinem Körper, der Choreographie und dem Rhythmus beschäftigt. Dann aber ging ich wie üblich aus dem Raum, und Halima folgte mir.
    »Na, den Keller aufgeräumt?«
    »Bis in die letzte Ecke. Es war mühsam, aber ich habe auch etwas gefunden, über das ich sehr gerne mit dir sprechen möchte, Halima. Hast du noch mal Zeit für mich?«
    »Das habe ich dir doch angeboten. Wenn du willst, können wir uns gleich im Anschluss zusammensetzen.«
    »Danke. Und entschuldige, dass ich neulich so schroff war.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen, Amanda. Ich weiß, was du durchmachst.«
    »Und woher weißt du das alles so genau?«
    »Das erzähle ich dir auch noch. Sei so gut und mach uns frischen Tee.«
    Ich hatte mich umgezogen und die Teegläser gefüllt, als Halima mit leisem Armreifgeklingel in ihr Büro trat. Die anderen Frauen verließen nach und nach das Studio, und als Ruhe eingekehrt war, sah sie mich auffordernd an.
    »Was ist mit Josianes Kind geschehen, Halima?«
    »Warum möchtest du das wissen?«
    »Weil ich … Es könnte sein …« Mir fiel es ungeheuer schwer, meine Hoffnung in Worte zu fassen. Was wäre, wenn Halima die Spur auch verloren hatte oder das Kind gestorben war?
    »Amanda, du willst das doch nicht nur herausfinden, weil eine alte Frau dich darum gebeten hat. Warum traust du mir nicht?«
    »Ich traue dir. Oder besser … sorry, ich versuche es. Aber ich mag diese Geheimnistuerei nicht, die du immer verbreitest.«
    »Du hast Angst vor Geheimnissen? Ist das nicht dumm von dir? Die Angst wird immer bleiben, wenn du dich ihr nicht stellst. Sie macht verletzlich. Man wird dich immer manipulieren können.«
    »Ich werde ja soeben schon manipuliert«, entfuhr es mir, und Halima lachte auf. »Ja, ich weiß.«
    »Was weißt du eigentlich nicht?«, fauchte ich, weil sie natürlich wieder einen wunden Punkt getroffen hatte.
    »Siehst du. Schon wieder Stacheln und Abwehr. Es geht doch viel einfacher. Spring über deinen Schatten, Amanda.«
    Ich trank einen Schluck von dem heißen Tee. Er war aromatisch, aber bitter, weil ich konsequent auf jeden Zucker verzichtete. Aber in dieser Situation brauchte ich plötzlich etwas Süßigkeit. Ein Glas mit Honig stand auf dem Tisch, ich rührte zwei Löffel

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