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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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musste ich Henry davon berichten und ihm die Münze zeigen. Es war durchaus möglich, dass Josiane ihm diesen Talisman ebenfalls gezeigt hatte. Vielleicht hatte sie ihm sogar etwas über die Bedeutung erzählt. Ja, das schien mir ein viel sinnvollerer Weg zu sein, als Halima aufzusuchen. Der Gedanke behagte mir nicht, ihre Geheimnistuerei machte mich unsicher, und – wenn ich ehrlich war – sie machte mir vor allem Angst.
    Ich ging früh zu Bett, nahm aber die Münze aus einem Grund mit, den ich mir selbst nicht erklären konnte.
    Die Nacht meinte es nicht gut mit mir. Zuerst hatte ich Probleme einzuschlafen, denn der volle Mond schien ungewöhnlich hell in mein Zimmer. Dann dämmerte ich endlich ein, aber es war kein richtiger Schlaf, der mich da umfing, sondern ich war irgendwo zwischen Wachsein und Traum. Es tauchten Bilder vor meinen geschlossenen Augen auf, die so deutlich waren, als befände ich mich in dem Geschehen selbst. Seltsamerweise befand ich mich in einem mir fremden Raum. Ein großes Zimmer, möbliert mit dunklen Ledersofas und einigen Bücherregalen, ein blassblauer Teppich auf einem hellen Holzboden, ein loderndes Feuer in einem offenen Kamin. Noch nie war ich in diesem Raum gewesen, und weiter als bis zur Tür kam ich auch nicht hinein. Andere schon, denn jetzt traten zwei Gestalten ein und bewegten sich in Richtung Kamin. Verblüfft erkannte ich Damon, wie üblich in einem hellen Rollkragenpullover und Jeans, und – Halima. Im Gegensatz zu seiner legeren Kleidung trug sie ein pfauenblaues, raffiniert geschnittenes Kleid mit einem grün und türkis, violett und gold gemusterten Schal, den sie um die Schultern drapiert trug. Sie redeten miteinander, aber ich konnte nur die Gebärden sehen, nicht ihre Stimmen hören. Halima lächelte Damon an, und erstaunlicherweise lächelte er zurück. Sie berührte sacht mit den Fingerspitzen seine Schultern, ließ die Hand dann einen Augenblick dort liegen. Eine Geste von ungewisser Vertraulichkeit, die Damon damit quittierte, dass er ihre Hand nahm und ihr die Fingerspitzen küsste. Halima trat näher an ihn heran, so dass sich ihre Körper beinahe berührten, und hob mit einer ihrer wundervollanmutigen Bewegungen den Arm hoch – die aufgesteckten Haare lösten sich und fielen in weichen Locken über ihren Rücken. Sie sah ihn an. Unendlich langsam und absichtsvoll strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht, ließ die Hand nach unten gleiten, nahe an den Konturen ihres Körpers entlang, die tänzerische Geste der Einladung. Damon nahm die Einladung an und zog Halima mit einem Arm um die Taille näher. Sie lehnte sich nach hinten, weg von seinem Oberkörper, sagte etwas mit leisem Lächeln und bewegte dabei leicht die Hüften in einem kleinen Kreis. Dabei rutschte der Schal wie eine schillernde Schlange zu Boden. Er zog sie näher an sich heran, legte eine Hand unter die Haare in ihrem Nacken und küsste sie. Halima erwiderte den Kuss, löste sich dann aber wieder mit einer geschmeidigen Bewegung. Dabei hatte sie aber etwas an ihrem Kleid gelöst, und es glitt, wie der Schal zuvor, zu Boden. Nur in dunkelroten Spitzendessous bekleidet stand sie da, die Haare wie einen Schleier über den Rücken gebreitet, während sie das Feuer in rotgoldenen Flackerschein tauchte und die goldenen Armreifen auffunkeln ließ. Ich sah all das und konnte nicht eingreifen, Ja, ich konnte noch nicht einmal die Szene verlassen, und mit hilfloser Wut musste ich zusehen, wie Halima ihre ganze Kunst der Verführung entfaltete. Mit der einzigartigen Grazie, die so schwer zu erreichen war, wie ich selbst aus langen, schmerzhaften Übungsstunden wusste, ließ sie sich auf den Teppich gleiten, saß mit seitlich angewinkelten Beinen aufrecht da und streckte ihre Hand nach Damon aus. Er ergriff sie und ließ sich zu ihr hinunterziehen. »Halima, du Schlange!«, wollte ich schreien, aber ich war wie gelähmt. Die Bilder, die sie mir schickte, waren erschreckend klar, und sie waren auch eine erschreckende Botschaft. Sie zeigten mir, wie der Tanz, den sie ansonsten alleine tanzte, gemeinsam mit einem Partner auszusehen hatte, und in ihm erschloss sich die Bedeutung jeder einzelnen Bewegung überdeutlich. Sie hatte uns immer wieder darauf hingewiesen, dass es ein Ausdruck reinster Erotik sein konnte, doch davor hatte ich mich bisher mit Gewalt verschlossen.
    Jetzt konnte ich es nicht mehr.
    Damon hatte den Pullover ausgezogen, und ich sah nun auchden Feuerschein auf seiner nackten Haut

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