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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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glänzen, die festen, langen Muskeln seines Rückens, die sich anspannten, als er sich über sie beugte. Ihre rotlackierten Fingernägel strichen leicht über seine Arme, die Armreifen glitzerten, als sie zurückrutschten. Ich sah, wie er zusammenzuckte.
    »Damon!«, flüsterte ich verzweifelt.
    Er sah hoch und in die Flammen.
    Dann passierte etwas sehr Seltsames. Damon stand auf, zog Halima mit sich hoch und verschwand aus meinem Gesichtskreis. Ich war weiterhin in dem Raum, sah den Teppich und die darauf verstreuten Kleidungsstücke und auch das Kaminfeuer, jedoch nicht mehr die beiden Menschen. Ich konnte mich aber auch wieder bewegen, als ob sich ein Bann gelöst hätte, und so trat ich den Rückzug an, verließ den Raum und fand mich in meinem Bett wieder.

KAPITEL 35

    Die Menschenfresserin
    Die Göttin hatte sich entschlossen, an der Weggabelung den rechten Pfad zu nehmen, und wanderte nun mit beschwingten Schritten weiter. Der kleine Dämon hoppelte hinter ihr her und äugte voller Unbehagen in das düstere Buschwerk rechts und links des Weges. Deshalb war auch er es, der zuerst merkte, dass sie verfolgt wurden.
    »Psssst. Du, da ist was im Busch!«, flüsterte er der Göttin zu.
    »Was denn?«, flüsterte sie zurück und hielt ihre Schritte ein.
    »Zwei glühende Punkte!«
    »Glühwürmchen tun einem nichts, Galla. Lass uns weitergehen.«
    »Nix Glühwürmchen! Glühwürmchen knurren nicht!« Die Göttin lauschte, und richtig, da war ein drohendes Knurren zu hören.
    »Ist da jemand?«, fragte sie in die Richtung des bedrohlichen Geräusches. Es raschelte in den Blättern, und der Kopf einer Löwin zeigte sich.
    Es raschelte noch einmal, und Galla war wieder auf einen Baum geflüchtet.
    »D… die beißt!«, jammerte er.
    »Rrrrichtig!«, grollte die Löwin und kam weiter hervor. »Vor allem Menschen. Denn wenn ich Menschen morrrrde, frrrrohlockt mein Herrrrz!«
    »Uch, spiel dich nicht so auf, wir sind keine Menschen«, erklärte die Göttin in versöhnlichem Ton.
    »Wärrrst aber gerrrrne eine Menschin!«
    Mit diesen Worten trat die Löwin vollends aus dem Gebüsch, und im Licht der Sterne konnten die beiden Wanderer erkennen, dass sie einen schlanken, wohlgeformten Frauenkörper hatte.
    »Wieso sollte ich eine Menschin sein wollen?«
    »Weil du deinen Geliebten suchst, und derrr ist zurrr Zeit ein Mensch!«
    »Dann weißt du auch alles über mich?«
    »Ich bin Sekhmet, die Allessehende. Du suchst eine Gestalt, in der du dich ihm nähern kannst. Soll ich dir behilflich sein?«
    »Bei deiner Einstellung den Menschen gegenüber? Schwerlich.« Die Löwenhäuptige lachte ein grollendes Lachen, doch dann wandelte sie sich plötzlich, ihr Gesicht wurde weicher, der Ausdruck zärtlich wissend, und leise schnurrend wurde sie zur katzenköpfigen Bastet. Mit anmutigen Schritten umtänzelte sie die Göttin, schüttelte das Sistrum zum Takt ihrer Schritte und legte das kleine Instrument der Göttin zu Füßen. Dann verschwand sie so lautlos, wie es eben nur Katzen können.
    »Interessant«, sagte die Göttin. »Ein Mensch? Ein Sterblicher? Eigentlich habe ich etwas gegen dieses Volk. Aber wenn das so ist, nun, dann muss ich wohl den Weg in ihre Welt zurück nehmen.«
    »Und wo geht’s lang?«, fragte Galla, der sich wieder vom Baum hangelte.
    »Frag nicht!«
    »Schon gut.«

KAPITEL 36

    Halimas Mahnung
    Ich hätte es mir sparen können, am Freitag in die Bibliothek zu gehen, mein Kopf war wie mit Watte ausgestopft. Am frühen Nachmittag fuhr ich nach Hause, blaffte Patrick ungerechterweise an und legte mich für eine halbe Stunde auf das Sofa.
    Als ich aufwachte, war es sechs Uhr, und mir tat der Nacken weh, weil ich völlig verdreht eingeschlafen war. Aber trotz allem war der Schlaf erholsam gewesen, und ich sah ein bisschen klarer. Die vergangene Nacht hatte mir gezeigt, wo ich verwundbar war, und um diese wunde Stelle konnte ich nicht weiter herumschleichen und so tun, als ob es sie nicht gäbe. Um Licht in die Dunkelheit zu bringen, musste ich mit Halima sprechen. Über Josiane, über Henry, die Münze und – über Damon.
    Freitags war der Unterricht bei ihr um halb sieben beendet, ich hatte also noch ein wenig Zeit, um mich zu sammeln. In einem ungewohnten Anfall von weiblicher Eitelkeit zog ich einen engen, hochgeschlitzten schwarzen Rock und eine extravagant geschnittene gelbe Bluse an, auch neue Errungenschaften aus der letzten Zeit.
    »Patrick, ich fahre zu Halima. Es kann etwas später werden. Bitte bleib

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