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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fahren, um mir etwas körperliche Bewegung zu verschaffen. Die Anstrengung, den Berg hinter dem Haus hinaufzuradeln, half auch diesmal, zumindest kurzfristig, die ganze Angelegenheit zu vergessen.
    Aber dann wurde ich schlagartig wieder eingefangen, denn auf dem Rückweg hielt hupend ein Auto neben mir. Nandi und Nicole winkten mir zu und ließen die Scheibe herab.
    »Hallo, lange nicht gesehen, Amanda!«, grüßte mich Nandi, und auch Nicole sprudelte entzückte Begrüßungsworte hervor, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als abzusteigen und mich mit ihnen zu unterhalten.
    »Sieht ja ganz so aus, als ob du prächtige Fortschritte im Bereich meiner Familienzusammenführung gemacht hast! Hast du schon etwas Belegbares erhalten?«
    »Nein, noch nicht. Ich denke, das wird auch erst einmal schwierig werden.« Ich verhielt mich vorsichtig, die Interessenslage schien mir doch zu brisant für rückhaltlose Offenheit. Dafür stellte ich ein wenig provozierend die Frage: »Wie steht es eigentlich mit eurem Problem, das eigenartige Rätsel zu lösen. Oder habt ihr resigniert aufgegeben?«
    Ich wollte hören, ob Nandi dazu vielleicht eine spontane Äußerung machen würde.
    »Ich habe nicht aufgegeben, ich habe noch nicht einmal angefangen«, meinte er. »Es ist die letzte Verrücktheit, die sich meine Mutter geleistet hat. Nicole möchte zwar gerne herausfinden, was das soll, aber ich habe ihr schon gesagt, meine Großmutter habe nicht viel zu vererben.«
    »Ungelöste Rätsel sind grässlich! Ich hasse das!«, stöhnte Nicole. Aber dennoch war sie es, die mir – unbewusst – einen Tipp gab. »Irgendetwas hat Gita damit doch bezweckt. Sag mal, du hast mir doch erzählt, du hast ein Foto von so einer komischen Münze gefunden. Mir kommt gerade die Idee, die könnte damit zu tun haben.«
    Es machte einmal Klick in meinem Kopf. Natürlich, darin könnte der Schlüssel zu dem Geheimnis liegen. Ich bemühte mich, nicht besonders erfreut auszusehen, und zuckte nur mit den Schultern: »Mag sein. Kennst du diese Münze eigentlich, Nandi?«
    »Nein, keine Ahnung. Die muss Mutter gehört haben, die hatte ein Faible für diese alten Sachen. Aber du kannst das Foto ja mal vorbeibringen, ich schaue es mir gerne an.«
    Das war das Letzte, was ich damit vorhatte, aber das behielt ich auch für mich und nickte nur unbestimmt. Dann fragte ich: »Was macht eigentlich dein neuer Film? Nicole sagt, ihr seid beinahe fertig mit der Produktion.«
    »Diesen Samstag ist die Premiere!« Nicole antwortete für Nandi.»Willst du nicht auch kommen? Wir feiern es ganz groß! Es wird absolut galaktisch!«
    »Wenn ich Zeit habe. Ich muss mich wieder mehr um Patrick kümmern, ich habe ihn in den letzten Tagen etwas vernachlässigt.«
    »Ich rufe dich noch mal an. Was machst du übrigens auf dem Fahrrad, trainierst du auf das gelbe Trikot?«
    »Soviel Ehrgeiz habe ich nicht, ich will nur die tägliche Kalorienverbrennung ankurbeln. Für heute habe ich auch genug getan, ich werde jetzt gleich die verbrauchte Energie wieder in Form eines Leberwurstbrotes zurückholen. Hörst du nicht meinen Magen knurren?«
    »Ach, du bist das. Ich dachte, es gäbe hier wilde Tiere. Dann mach’s mal gut. Tschüs!«
    Abends setzte ich mich dann in mein Arbeitszimmer und holte das Gedicht und die Münze hervor, um darüber zu grübeln.
    »Wer wandert, der findet den Weg, der sich windet. Den wandelt die Mitte, der lenkt seine Schritte von innen nach außen.
    Und wen auf dem Weg das Schicksal berührt, der nenne mir die, die den Tanz anführt.
    Der Honig im Topf ist ihr zugedacht, die in der Mitte des Herzens erwacht.«
    Die Münze hatte Halima als Talisman bezeichnet, den Josiane immer mit sich führte. Und Gita hatte ein Foto der Münze zu den Unterlagen gelegt. Ich nahm sie in die Hand und betrachtete sie lange. Es war ein hauchdünner Faden, aber er war der einzige überhaupt. Noch einmal fuhr ich mit der Fingerspitze die Windungen nach, um von außen in die Mitte zu gelangen und dann wieder von der Mitte nach außen. Was hatte diese Münze mit Gitas eigenwilligen Lebensanschauungen zu tun? Ich würde mich kundig machen müssen, was das Gebilde bedeutete. Auch der Kopf auf der anderen Seite mochte etwas zu sagen haben. Wenn er eine Göttin darstellte? Was für ein seltsamer Zusammenhang zu den Ideen, die Nicole oder auch Halima hatten. Ich würde wohl nicht umhin kommen, Halima noch einmal aufzusuchen.Aber besonders begeistert war ich nicht davon. Auf jeden Fall aber

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