Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
nicht weiter beeindrucken.«
    Allectus schüttelte sich bei dieser Vorstellung. Dann lächelte er sie an. Seine Sorgenfalten glätteten sich, und sein Gesicht wirkte plötzlich wieder jungenhaft heiter.
    »Mach dir keine Gedanken, Allectus«, fuhr sie fort. »Er kann für sich sorgen. Ich bin jedenfalls froh, daß du bei mir bist.«
    Er wurde rot, aber dann sagte er ernst: »Er besitzt die Kraft und die Fähigkeit, andere so weit zu bringen, daß sie ihm folgen. Ich bin ein Denker, der rechnet, überlegt und das voraussieht, wozu der Mann der Tat keine Zeit hat. Du aber, Herrin, bist die heilige Königin. Du verkörperst die Liebe, für die sich alle Mühen lohnen.«
    Liebe?
    Teleri zog die Augenbrauen hoch, aber sie schwieg, denn sie wollte ihn nicht verunsichern. Sie hatte Dierna geliebt und Avalon. Beides hatte man ihr genommen. Carausius schlief zwar häufiger mit ihr, seit er Kaiser von Britannien war, weil er einen Erben brauchte. Aber sie war noch nicht schwanger.
    Das Land lieben ?
    Darunter konnte sie sich wenig vorstellen. Für das Land der Durotriges, wo sie geboren worden war, empfand sie eine gewisse Zuneigung, aber hier in der Weite des Nordens hatte sie bislang wenig Liebenswertes entdeckt. Wenn ihr gestattet worden wäre, die Mysterien so lange zu ergründen wie Dierna, hätte sie vielleicht gelernt, auch etwas so Abstraktes wie ›das Land‹ zu lieben.
    Diernas Fähigkeit, sich für die Zukunft zu interessieren, hatte dazu geführt, daß sie aus Avalon verbannt worden war. Teleri hatte nicht den Wunsch, Kaiserin von Britannien zu sein. Der Titel bedeutete ihr nichts. Sie konnte vielleicht an Menschen Anteil nehmen - Menschen wie Dierna, ihr Vater, die alte Frau, die ihre Amme gewesen war, und in diesem Augenblick der junge Mann, der ihr gegenübersaß und sich die Hände am Kohlebecken wärmte. Menschen, zu denen sie eine Beziehung hatte, erschienen ihr wichtiger als das Reich ihres Mannes.
    Eine Nachricht von Carausius traf eine Stunde vor ihm ein. Man brachte ihn in einer Pferdesänfte nach Corstopitum, denn er hatte eine klaffende Wunde am Oberschenkel. Ein piktischer Reiter hatte sie ihm beigebracht.
    »Ich kann mühelos an Deck kämpfen, auch wenn die Planken unter meinen Füßen schwanken«, stöhnte er mit schmerzverzerrtem Gesicht, als der Militärarzt einen neuen Verband anlegte. »Auf dem Rücken eines Pferdes ist das alles irgendwie anders!« Er biß die Zähne zusammen. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. Dann stieß er wütend hervor: »Wir haben sie eingeholt, und nur wenige sind mit dem Leben davongekommen. Sie können ihrem Häuptling sagen, daß der Kaiser der Britonen sein Land ebenso entschlossen verteidigt, wie Rom es in all der Zeit getan hat.«
    »Aber du kannst nicht überall sein, Herr«, sagte Allectus. »Selbst wenn du wie ein Sarmate im Sattel sitzen würdest, wäre die Grenze zu lang, um jeden zu bestrafen, der sie nicht achtet. Außerdem liegt die Stärke der Mauer in den Männern, die sie bewachen, und sie müssen etwas haben, was sie verteidigen können. Der letzte Herrscher, der die Befestigungen erneuern ließ, war Severus. Das war vor zwei Generationen. Die ganze Grenzgegend müßte neu aufgebaut werden. Wir haben allerdings nicht die Mittel, um Holz und Steine heranzuschaffen.«
    »Richtig«, brummte Carausius. »Aber auch die Bevölkerung ist zurückgegangen, und viele Gebäude stehen leer. Die Steine, die wir brauchen, gewinnen wir durch den Abriß alter Häuser. Die neuen werden kleiner, aber stärker sein ... « Er stöhnte, als der Arzt die Wunde reinigte. » ... wie Britannien«, fügte er schnell hinzu. Auf seine Stirn traten Schweißtropfen, und er sank erschöpft zurück.
    Allectus schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ist die Wunde gefährlich?« fragte er den Arzt, einen Ägypter, der seine Heimat schon lange nicht mehr gesehen hatte. »Wird er das Bein wieder wie früher benutzen können?«
    »Der Kaiser ist stark. Ich habe weit schlimmere Wunden behandelt, und die Männer haben wieder gekämpft, nachdem sie verheilt waren.«
    »Ich werde dich pflegen«, sagte Teleri. »Wenn die Kaiserin etwas befiehlt, dann muß selbst der Kaiser ihr gehorchen.«
    Der Arzt nickte. »Wenn er ruhig liegen bleibt, bis die Wunde verheilt ist, dann wird nur eine Narbe zurückbleiben.«
    »Noch eine Narbe ... « murmelte Carausius und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Wieso mußtest du dein Leben aufs Spiel setzen, obwohl

Weitere Kostenlose Bücher