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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Barbaren im Süden.
    Teleri zog die Kapuze des schweren Umhangs tiefer in die Stirn, als der Nebel dichter wurde. Die Welt in ihrer Umgebung verschwamm in einem undurchdringlichen Grau. Die Nässe ließ den Sand auf der Straße dunkel erscheinen. Im Heidekraut hingen dicke Wassertropfen. Wenn das Wetter nicht besser wurde, mußten sie Fackeln anzünden, um nicht vom Weg abzukommen, obwohl es noch früh am Nachmittag war.
    Der Anführer ihrer Eskorte hob die Hand. Sie zügelte ihr Pferd und lauschte. Bei diesem Nebel konnte man Geräusche nur schwer unterscheiden, aber etwas näherte sich ihnen. Daran gab es keinen Zweifel.
    Die Bewaffneten griffen zu den Speeren und bildeten einen schützenden Kreis um die Königin. Die Männer würden sie mit ihrem Leben verteidigen. Eine Flucht schien ausgeschlossen; die Straße war kaum noch zu sehen. Teleri hörte gedämpfte Marschschritte und metallisches Klirren. Das klang zu diszipliniert für piktische Reiter.
    Die Geräusche wurden beim Näherkommen lauter, und Allectus stellte sein Pferd so, daß es den Weg vor ihr versperrte. Teleri hörte, wie er das Schwert zog, und fragte sich, ob er damit auch umgehen konnte. Sie wußte, er übte mit einem der Centurionen, aber vermutlich noch nicht lange genug, um mit der Waffe wirklich etwas ausrichten zu können. Trotzdem gefiel ihr seine Entschlossenheit, sie zu beschützen.
    Einen Augenblick herrschte Stille. Dann lösten sich graue Schatten aus dem Dunst. Es war ein Trupp Legionäre. Die Männer blieben direkt vor Teleri stehen.
    »Optio Gaius Martinus von der Garnison in Vindolanda. Wir haben Befehl, die Kaiserin zu eskortieren.« Er hob die Hand zum militärischen Gruß.
    »Aber die Herrin Teleri hat eine Eskorte ... « erwiderte Allectus.
    »Wir sind gekommen, um sie auf dem Weg nach Corstopitum zu verstärken«, erwiderte der Optio unbeeindruckt. »In der letzten Nacht haben Pikten Vercovicium überfallen. Der Herrscher hat sich persönlich an die Verfolgung gemacht und schickt uns, damit die Kaiserin unbeschadet ihr Ziel erreicht.«
    Der Mann schien nicht besonders froh über diese Mission zu sein. Seine Kameraden hatten Gelegenheit, unter Führung des Kaisers dem Feind eine Lektion zu erteilen. Das war sehr viel wichtiger.
    Carausius wollte ursprünglich, daß Teleri im sicheren Eburacum blieb. Jetzt verstand sie auch, warum. Sie hatte geglaubt, der Grenzwall sei so unüberwindlich wie die Nebel von Avalon. Aber das steinerne Band in der endlosen Weite wirkte wenig vertrauenswürdig. Es war das Werk von Menschen. Was die einen aufgebaut hatten, konnten andere wieder zerstören.
    Als sie Corstopitum erreichten, wurde es bereits dunkel. Der Nebel verwandelte sich in einen kalten Nieselregen.
    Die Stadt lag strategisch günstig am nördlichen Flußufer. Dort traf die militärische Versorgungsstraße auf den alten Weg nach Alba. In früheren Jahren hatte sich die Zahl ihrer Einwohner um die Handwerker vermehrt, die sich in der Stadt niederließen und das Militär belieferten. Und mit ihnen waren die Arbeiter gekommen, die in den kaiserlichen Kornspeichern benötigt wurden. Als Teleri die breite Straße zum mansio hinaufritt - der Regen rann ihr über den Rücken, und die Beine schmerzten nach dem langen Ritt -, wirkte der Ort trostlos und verlassen. Viele Gebäude waren unbewohnt, andere mußten dringend instand gesetzt werden.
    Jeder Herrscher und Befehlshaber, der den Wall inspizierte, hatte in Corstopitum Quartier genommen. Deshalb war das kaiserliche Gästehaus großzügig angelegt und mit allem Komfort versehen. Es hatte zwar keine Mosaikfußböden, doch auf den Holzdielen lagen dicke Teppiche mit breiten Streifen, wie sie von den Stämmen der Gegend hergestellt wurden. Ein Maler, der vermutlich beim Militär diente, hatte die Wände mit Jagdszenen ausgemalt, die den Räumen einen derben Reiz verliehen.
    Trockene Kleidung und ein glühendes Kohlebecken vertrieben das Kältegefühl. Als Teleri schließlich zu Allectus in den großen Speisesaal kam, hatte sie sich wieder so weit erholt, daß sie sich mit einer gewissen Anteilnahme seine Sorgen anhören konnte.
    »Carausius ist ein starker Mann, und unsere Götter beschützen ihn«, beschwichtigte sie Allectus, als er sich bereits zum dritten Mal beunruhigt darüber äußerte, ob der Herrscher in dieser Nacht eine sichere Unterkunft gefunden haben mochte. »Weißt du, jemand, der wie er gewohnt ist, im Sturm auf einem schwankendem Deck auszuharren, läßt sich von Nieselregen

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