Die Herrin von Avalon
Seemann in ihrem verbissenen Ringen gegen seinen Gegner und stießen ihn dabei über Bord.
Mit einem Dankgebet auf den Lippen sprang Carausius auf. Immer mehr Feinde verloren den Halt an Deck und wurden von seinen Leuten ins Wasser gestoßen, andere verfingen sich hilflos in den Rudern. Wer festen Boden unter den Füßen hatte, schlug mit dem Schwert oder stieß mit dem Speer auf den Gegner ein. Der Kampf griff auch auf das andere Schiff über. Es war jedoch noch zu früh, um zu entscheiden, wer siegen würde. Der Navarch blickte kurz nach oben, und ihm stockte der Atem, denn über ihm ragten die Klippen auf.
Ihr drohender Schatten fiel auf die beiden Schiffe, und einige Männer bemerkten die Gefahr. Doch die meisten achteten in der Hitze des Gefechts nicht darauf. Dann war es zu spät. Das römische Schiff wurde von der nächsten hohen Welle mit der Breitseite gegen den Felsen gedrückt. Der Rumpf hob sich, wurde von einer anrollenden Welle mit lautem Krachen auf das zerklüftete Gestein geworfen und brach auseinander. Der Bug der Orion war plötzlich wieder frei. Er hob sich in der starken Dünung, dann glitt das Schiff im Sog der zurückflutenden Welle in die Strömung.
Das römische Schiff versank, aber seine Besatzung trug den Kampf wieder an Bord der Orion . Carausius biß die Zähne zusammen und wußte, daß er seine letzten Kräfte aufbieten mußte, als immer mehr Legionäre auf dem Deck seines Schiffes auftauchten. Der Kampf war bereits erbittert gewesen, aber jetzt wurde daraus ein blutiges Gemetzel, mit dem sich die Kämpfe gegen die Sachsen oder die Barbaren vom Rhein nicht vergleichen ließen. Sein Schwertarm begann zu erlahmen. Der Schildarm schmerzte von der Wucht der Treffer. Er blutete aus zahlreichen Wunden. Sie waren nicht lebensgefährlich, aber der Blutverlust machte sich bemerkbar. Carausius wurde deutlich langsamer. Da keiner seiner Leute das Ruder übernehmen konnte, waren auch sie dem Spiel der Wellen ausgeliefert.
Um ihn herum lagen Leichen, doch der Centurio und einer seiner Soldaten kletterten über die Toten und kamen auf ihn zu. Carausius blieb stehen, um sich so gut wie möglich seiner Haut zu wehren. Sein Stab hatte ihm geraten, es bei der Planung der Schlacht zu belassen und an Land zu bleiben. Maximian hatte das zweifellos getan. Ein Sieg wäre ohne Nutzen, wenn er im Kampf fiel. Und wenn sie verloren, würde man ihn brauchen, um den Rückzug zu organisieren. Er dachte gerade daran, daß junge Männer immer überzeugt waren, sie könnten nie getötet werden, als der erste Hieb seinen Helm traf. Der Gurt riß, und der Helm fiel zu Boden.
Alte Männer auch , dachte er und hob den schmerzenden Arm, um den nächsten Hieb zu parieren. Er verlor auf den blutigen Planken jedoch den Halt und sank auf ein Knie. In diesem Augenblick dachte er nicht an Teleri, sondern an Dierna.
Tut mir leid ... Ich habe alles versucht ...
Beim nächsten Atemzug spürte er ihre Nähe, und er erinnerte sich an ihren Rat. Er rief in seiner Not die Göttin um Hilfe an, deren Land er geschworen hatte zu verteidigen.
Ein Schatten fiel über ihn. Carausius versuchte, den Schild zu heben, obwohl er wußte, daß er es nicht schnell genug schaffen würde. Ein Beben durchlief das Schiff, dann erzitterte das Deck, und der Schlag, der ihn enthauptet hätte, ging ins Leere. Er sah den Gegner schwanken. Er war ungedeckt, und Carausius stieß zu. Der Römer sackte laut stöhnend zusammen.
Carausius stütze sich auf das blutige Schwert und rang nach Luft. In seiner Nähe sah er keinen Kämpfer mehr. Er stand unsicher auf und stellte zu seiner Verwunderung fest, daß sich die Küste nicht mehr bewegte. Das Land selbst hatte in den Kampf eingegriffen und ihm das Leben gerettet. Die Orion war auf Grund gelaufen.
An Deck hatten die Kämpfe aufgehört. Die Überlebenden richteten sich auf und sahen sich verwirrt um. Andere Schiffe trieben noch dicht vor der Küste; die meisten davon gehörten zu seiner Flotte. Er sah den Trompeter, der den Mast umklammerte. Erschöpft gab ihm Carausius das Zeichen, den Sieg zu verkünden.
Später am Abend lag die britonische Flotte in der Bucht vor Anker. Die erbeuteten großen Schiffe hatten sie im Schlepptau, die kleineren waren an den Sandstrand gezogen worden. Die Männer schlugen auf der Wiese hinter den Dünen ein Lager auf. Sie teilten ihre Vorräte miteinander.
Als die Nachricht von der Schlacht in der Gegend bekannt wurde, erschienen Wagen am Strand. Die Bevölkerung brachte
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