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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Schafe zu bewachen, während du nicht da bist?« Wulfher schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wenn die Wölfe ehrenhaft sind, setze ich größeres Vertrauen in sie als in Hunde«, erwiderte Carausius.
    Wulfher hörte auf zu essen. »Du bist kein Römer, obwohl sie dich Kaiser nennen, aber auch kein Britone ... «
    Carausius lächelte. »Ich wurde im Land der Menapier geboren. Doch jetzt gehört mein Leben Britannien.«
    »Wir Wölfe sind hungrig, und wir haben ein großes Rudel zu füttern«, erklärte Radbod. »Wieviel bietest du uns?«
    Nachdem das Fleisch abgetragen war, brachten die Sklaven Honigbrote, Kuchen und Früchte. Das Gespräch wurde noch lebhafter, denn die germanischen Anführer wollten von Carausius Einzelheiten erfahren. Dabei leerten sich allmählich die Amphoren gallischen Weins. Carausius trank Becher um Becher mit seinen Gästen und hoffte, er werde sich am nächsten Morgen an alles erinnern.
    »Gut, wir sind uns einig!« erklärte Hlodovic schließlich. »Ich möchte von dir nur noch eins.«
    »Und das wäre?« fragte Carausius und spürte den Wein nicht nur im Kopf. Aber er ließ sich nichts anmerken, denn der Sieg war nah.
    »Du mußt uns erzählen, wie du die Flotte von Maximian geschlagen hast!«

    Carausius stand langsam auf und hielt sich an der Tafel fest, bis die Dinge um ihn herum aufhörten, sich zu drehen. Dann machte er einen Schritt nach dem anderen und faßte dabei die Tür fest ins Auge. Der Durchbruch war gelungen! Sie hatten sich geeinigt. Er hatte bei Jupiter geschworen, den Tribut zu zahlen. Die barbarischen Anführer hatten ihm bei Saxnot, Ing und bei Wotan mit dem Speer die Treue gelobt.
    Nach dem letzten Umtrunk auf den immerwährenden Frieden sanken die Köpfe der Germanen auf den Tisch, und sie schliefen mit den Armen unter den Köpfen ein. Ihre Männer schnarchten bereits auf den Strohlagern, die man auf dem Boden der Halle aufgeschüttet hatte.
    Aber er, Carausius, war der Sieger beim Trinken wie beim Verhandeln; und er war als einziger in der Lage, den Saal aus eigener Kraft zu verlassen.
    Er wollte in sein Bett. Nein ... er wollte in Teleris Bett. Er würde direkt vom Kampfplatz zu ihr kommen und mit ihr den Sieg feiern. An der Tür trat Adfrid, der jüngste Leibwächter der Menapier, zu ihm. Der König stützte sich auf seine Schulter. Er lallte und lachte, weil er die richtigen Worte nicht fand. Aber er konnte dem jungen Mann verständlich machen, wohin er wollte. Sein Leibwächter führte ihn durch die Gänge und über die Straße in das nahe gelegene Haus. Es gehörte dem Statthalter. Dort hatte sich der kaiserliche Troß einquartiert.
    »Brauchst du Hilfe, Herr?« fragte Adfrid, als sie sich dem Schlafgemach näherten.
    »Nein ... « Carausius winkte ab. »Ich bin Seemann ... Bei der Marine lacht man über einen Mann ... der keinen Wein verträgt. Ich schaffe es schon ... « Er schwankte und lehnte sich haltsuchend an die Wand. »Vielleicht wird mir meine Frau ... beim Ausziehen helfen ... « Er lachte wieder, aber es klang eher wie ein Rülpsen.
    Adfrid verneigte sich und öffnete die Tür zum Schlafgemach der Kaiserin. Er hob die Fackel, damit sein Herr in der Dunkelheit etwas sah.
    »Teleri!« rief Carausius. »Es ist geschafft! Wir haben Frieden geschlossen!« Er näherte sich torkelnd dem Bett. Die flackernde Fackel warf seinen übergroßen Schatten durch den Raum. »Die Wölfe haben mir Bündnistreue geschworen!« Er hatte den ganzen Abend germanisch gesprochen und bemerkte nicht, daß er noch immer diese Sprache benutzte.
    Das Bettlaken geriet in Bewegung. Er sah im Fackellicht ein bleiches Gesicht und aufgerissene Augen. Sie stieß einen gellenden Schrei aus.
    Carausius wich taumelnd einen Schritt zurück und stürzte. Bevor ihm der viele Wein, den er getrunken hatte, die Sinne nahm, sah er noch das Entsetzen in ihren Augen.

    Der Sommer brachte den Menschen in den südlichen Teilen der Provinz einen ungestörten Frieden, wie ihn dort noch niemand erlebt hatte. Die Sachsen hielten sich an ihren Schwur und suchten andere Küsten heim. Dafür fielen die Iren plündernd und raubend bei den Silurern und Demeten ein. Der Kaiser und sein Gefolge ritten westwärts, um dort das Land zu verteidigen.
    Teleri bat darum, bei ihrem Vater bleiben zu können. Carausius hielt es jedoch für klüger, seine Gemahlin mitzunehmen, da bei den Stämmen im Westen die Frauen großen Einfluß hatten, und er ihr Vertrauen gewinnen mußte.
    Teleri vermutete, daß er hoffte, sich mit

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