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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Höhle, in der die Menschen, die sich dort zusammendrängten, von der Finsternis verschluckt werden konnten. Gawen drückte sich noch enger an Caillean, die in der Mitte auf ihrem erhöhten Sitz saß. Durch den Umhang und das Gewand hindurch spürte er ihre Körperwärme. Das tröstete ihn.
    »Und so wurde der Tanzplatz der Riesen gebaut«, sagte Kea, die gerade an der Reihe war, eine Geschichte zu erzählen. »Alle Kräfte des Bösen konnten es nicht verhindern.«
    Seit Sonnenuntergang saßen sie in der Halle. Die Priesterinnen erzählten Geschichten vom Wind und den Bäumen, von der Erde und der Sonne, von den Geistern der Toten und den Taten der Lebenden, auch von seltsamen Wesen, die weder Mensch noch Geist sind und zwischen den Welten umherirren.
    Keas Geschichte berichtete davon, wie der große Ring der Steine auf der windigen Hochebene im Osten des Sommerlandes entstanden war. Gawen hatte schon davon gehört, er war aber noch nicht dort gewesen. Wenn er den vielen Geschichten lauschte, dann hatte er den Eindruck, daß die Welt voller Wunder sei, die er nicht kannte und nie kennen lernen würde, da Caillean ihn zwang, auf Avalon zu bleiben.
    Im Augenblick war er allerdings sehr froh, an ihrer Seite zu sitzen. Der heulende Wind, der über das Schilfdach jagte, während Kea ihre Geschichte erzählte, schien manchmal auch Worte in die Nacht zu schreien - gefährliche Worte, die Worte der Finsternis. Die Priesterinnen sagten, in dieser Nacht erschienen die Kräfte der Dunkelheit auf der Erde, die den Menschen Tod und Verderben brachten. Wenn Gawen auf die Worte des Windes lauschte, dann glaubte er ihnen.
    »Und die Riesen haben sich damit abgefunden?« fragte Lysanda.
    »Nicht ganz«, erwiderte Kea und lachte leise. »Der größte von ihnen, dessen Namen ich in dieser Nacht nicht auszusprechen wage, drohte, den Ring der Steine, wo wir die Mutter verehren, zu begraben. Eine der Adern der Kraft, die sich durch die Erde ziehen, verbindet uns mit dem Steinring. In dieser Nacht werden die Menschen, die dort leben, auf dem Altarstein in der Mitte ein Feuer entzünden.«
    »Und was hat der Riese gemacht?« wollte Gawen wissen.
    »Ach ja, richtig.« Sie lachte leise. »Man hat mir erzählt, er füllte beide Hände mit Erde und trug sie zu dem Ring der Steine. Aber die Göttin versperrte ihm den Weg und ließ ihn nicht weitergehen. Er mußte die Erde fallen lassen, dann rannte er davon. Wenn ihr mir nicht glauben wollt, könnt ihr selbst hingehen und ihr werdet den Hügel mitten in der Ebene sehen. Er erhebt sich westlich vom Ring der Steine. Wir schicken zu den Ritualen der Tagundnachtgleiche jeden Frühling einen Priester und eine Priesterin dorthin.«
    Die Wände der Halle erzitterten unter einem heftigen Windstoß. Gawen legte die Hand auf den gestampften Boden und hatte das Gefühl, die Erde bebe.
    Was geschah jetzt wohl im Reich der Fee? Was machten Sianna und sie in dieser Nacht? Flogen sie mit dem Wind durch den Sturm oder feierten sie das Fest an einem geheimen Ort im Innern der Erde?
    Seit dem Tag, als er den Königshirsch gesehen hatte, war er oft mit ihnen zusammen und hatte viel von der Fee gelernt. Aber die Frage, die ihn wirklich bewegte, hatte sie ihm nie beantwortet.
    »Sind wir hier in Sicherheit?«
    Gawen war froh, daß die kleine Dica die Frage gestellt hatte.
    »Avalon ist eine heilige Insel«, erwiderte Caillean. »Solange wir den Göttern dienen, kann das Böse nicht hierher kommen.«
    Alles blieb still, und Gawen lauschte auf den Wind, der um das Dach pfiff.
    »Wie lange ... «, flüsterte Dica, »wie lange dauert es noch, bis das Licht wiederkommt?«
    »So lange, wie ich brauche, um auf den Tor zu steigen und wieder herunterzukommen«, antwortete Riannon, die ein unbestechliches Gefühl dafür hatte, wie die Zeit verging.
    »Dann sind die Druiden, die das Feuer bringen, jetzt schon oben.« Gawen erinnerte sich an das, was der alte Brannos ihm erzählt hatte.
    Caillean sagte: »Sie warten bis Mitternacht und trotzen der Kälte und den Gefahren der Dunkelheit. Seid jetzt still, Kinder. Bittet die Göttin, das Licht in unserem Innern wieder zu entfachen. Ihr werdet es nicht glauben, aber nichts ist gefährlicher und unheimlicher als die Dunkelheit der längsten Nacht, in der die ganze Welt auf die Wiederkehr des Lichts wartet.«
    Sie schwieg, und lange Zeit bewegte sich niemand. Gawen legte seinen Kopf an ihr Knie. Er hörte nur das sanfte Geräusch des Atems. Der Wind hatte sich gelegt. Alle Wesen

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