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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mutter?
    »Von der Herrin?« Die Worte ihres Vaters waren wie ein Echo von Vivianes Gedanken. »Sie ist die vielen Jahre sehr gut ohne das Mädchen ausgekommen. Was soll sich daran plötzlich geändert haben?« Es entstand eine Pause. »Irgendwie glaube ich nicht, daß du den ganzen langen Weg gekommen bist, um Viviane Grüße zum Samhainfest von ihrer Mutter zu bestellen! Komm herein, Mann, bevor du vor Kälte erstarrst. Ich will mir nicht nachsagen lassen, daß der beste Barde in Britannien auf meiner Schwelle erfroren ist. Nein, nein, geh schon, ich bringe das Maultier in den Stall zu meinen Kühen.«
    Die Tür ging auf, und ein großer Mann trat ein, der schlank wirkte, obwohl er so dick vermummt war. Viviane wich zurück, als er sich aus den Tüchern und Umhängen schälte. Kleine Eisstückchen fielen auf den sauber geschrubbten Stein der Feuerstelle. Unter den vielen Kleidern trug er ein Gewand aus weißer Wolle. Es war schlicht, doch aus sehr feinem Stoff. Was seine Gestalt so unförmig gemacht hatte, war ein mit Seehundfell bezogener Harfenkasten, den er jetzt von den Schultern nahm und behutsam auf den Boden stellte.
    Erleichtert richtete er sich auf. Viviane sah, daß er schöne Hände hatte und so helle Haare, daß sie nicht erkennen konnte, ob sie silbergrau oder goldblond waren.
    Man kann ihm nicht ansehen, wie alt er ist , dachte sie. Vielleicht weicht der Haaransatz noch etwas weiter von der hohen Stirn zurück .
    Er wirkte jung und alt zugleich. Der Mann merkte, daß Viviane ihn beobachtete, und sah sie verwundert an.
    »Du bist Viviane? Aber du bist ja noch ein Kind!«
    »Ich werde bald fünfzehn und bin alt genug, um zu heiraten!« erwiderte sie trotzig und richtete sich kerzengerade auf, um etwas größer zu wirken. Er lachte unbefangen.
    »Natürlich!« Er hob die Augenbrauen. »Ich hatte vergessen, daß du wie deine Mutter bist. Sie reicht mir gerade bis zu den Schultern, aber wenn ich an sie denke, ist sie immer groß.« Er hob die Arme und schien sie zu segnen. Dann reichte er ihr die Hand.
    Viviane ergriff sie, und ihre Verwirrung legte sich.
    Es ist Taliesin, ein Barde und ein Druide, wie sie auch auf Insel Mona gelebt haben, bevor die Römer kamen. Ist es da ein Wunder, daß seine Berührung Frieden bringt?
    Taliesin drehte sich um und begrüßte Vivianes Ziehmutter, die eine finstere Miene machte. Aber als er auch sie segnete, veränderte sich ihr Gesicht und verriet, daß sie sich mit etwas abfand, das sie traurig machte.
    »Gesegnet sei dieses Haus und die Frau darin«, sagte er leise.
    »Und der Reisende, der unseren Herd beehrt«, erwiderte Betoc. »Obwohl ich nicht glaube, daß du diesmal Segen bringst.«
    »Das glaube ich auch nicht«, sagte Neiten, der gerade zur Tür hereinkam.
    Er hängte seinen Mantel an den Haken. Betoc goß Milch in eine Holzschale und reichte sie dem Gast. »Aber ich heiße dich willkommen. Hier ist Milch. Sie ist noch warm von der Kuh und wird dich ein wenig aufwärmen. Das Abendessen ist bald fertig.«
    »Milch um diese Jahreszeit?« rief Taliesin.
    »Das haben wir Viviane zu verdanken. Eine der Kühe hat noch spät im Herbst gekalbt. Wir hätten das Kalb schlachten sollen, aber das Mädchen war entschlossen, es lebend über den Winter zu bringen.«
    »Was will meine Mutter?« fragte Viviane ruhiger. »Welche Nachricht bringst du?«
    »Keine, die dir gefallen wird. Deine Schwester Anara ist tot, und deine Mutter braucht dich.«
    »Ist das die, die mit dem Sohn von Vortigern verheiratet war?« fragte Betoc mit gedämpfter Stimme.
    Ihr Mann schüttelte den Kopf. »Das war Idris. Aber sie ist schon länger tot. Ich habe gehört, sie ist im Kindbett gestorben.«
    »Wie traurig!« rief Viviane. Etwas leiser fügte sie nach kurzem Schweigen hinzu: »Aber mein Zuhause ist hier. Ich will nicht nach Avalon zurück.«
    Taliesins Gesicht wurde ernst. »Das tut mir leid, aber ich glaube nicht, daß die Herrin Ana Rücksicht auf deine Wünsche nehmen wird.«
    »Wie kann sie mir das befehlen? Sie kann mich nicht aus dem Haus meines Vaters wegholen. Ich weiß, Neiten wird nicht zulassen, daß ich gehe!«
    »Wenn du seine Tochter wärst, hättest du recht«, erwiderte der Druide ruhig. »Doch das bist du nicht, und er weiß es.«
    Viviane sprang auf. »Wie kannst du es wagen, so etwas zu behaupten! Vater, sag mir, daß das nicht wahr ist! Er ist ein Druide. Wie kann er so etwas sagen, wo unser Glaube lehrt, daß die Wahrheit immer siegen wird?«
    »Es hat ... « begann

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