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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mir beigebracht, wie ein Mann zu reiten. Warum soll ich mich dann nicht wie ein Mann anziehen, wenn ich auf ein Pferd steige? Du runzelst die Stirn. Würde meine Mutter das nicht billigen?«
    Seine Lippen zuckten, als er seine Belustigung unterdrückte. »Das wird ihr überhaupt nicht gefallen.«
    Heilige Briga , dachte er, sie ist genau wie Ana. Die nächsten Jahre werden sehr aufregend werden .
    »Gut!« Viviane setzte sich neben ihn und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Es soll ihr auch nicht gefallen. Wenn sie etwas dagegen hat, werde ich ihr sagen, daß auch ich etwas dagegen habe, einfach so mir nichts, dir nichts von zu Hause weggeholt zu werden!«
    Taliesin seufzte und überließ sich seinen Gedanken: Ich kann es dir nicht verdenken. Ich darf deiner Mutter öffentlich nicht widersprechen, aber ich finde, es war nicht richtig von ihr, dich so jung wegzuschicken und dich ohne Vorankündigung zurückzuholen, als wärst du eine Jahrmarktspuppe, die man zur allgemeinen Belustigung hierhin und dahin zerrt. Er lachte leise. Aber Ana hat schon immer ihren Willen durchgesetzt. Auch ich habe zu spüren bekommen, daß sie die Fäden in der Hand hält ...
    Er sah, wie Viviane erschrocken zusammenzuckte. Ohne nachzudenken, machte er mit der linken Hand eine Geste. Der Ausdruck des Schreckens verschwand, und sie griff sorglos nach einem Becher. Er mußte vorsichtiger sein und in Zukunft seine Gedanken im Zaum halten. Die Kleine besaß möglicherweise dieselben Fähigkeiten wie ihre Mutter, auch wenn sie noch nicht ausgebildet war. Der Herrin von Avalon hatte er noch nie etwas verheimlichen können.

    Die Sonne hatte den höchsten Stand bereits überschritten, als sie sich auf den Weg machten. Taliesin ritt sein Maultier, und Viviane eines der zähen kleinen Pferde aus den Hügeln des Nordens. Das Wasser zwischen der Insel und dem Festland war gefroren, und sie konnten ohne Risiko darüber reiten. Sie kamen durch das Dorf, das um die Festung in Segontium entstanden war, und ritten auf der römischen Straße, die quer durch das Land der Deceangler führte, in Richtung Deva.
    Viviane war nie weiter geritten als um die Insel Mona, und sie wurde schnell müde. Trotzdem gelang es ihr, sich Taliesin anzupassen. Sie ließ kein Zeichen von Erschöpfung oder Schwäche erkennen, obwohl der Druide, der gelernt hatte, die Forderungen seines Körpers nicht zu beachten, kaum einen Gedanken daran verschwendete, daß es einem jungen Mädchen schwerfallen könnte, lange Stunden im Sattel zu sitzen. Viviane mochte zart sein, aber sie besaß die robuste Konstitution des kleinen dunklen Volkes, dem sie auch ihr Aussehen verdankte. Außerdem war sie entschlossen, stark zu sein. Sie hatte ihre Mutter zum letzten Mal gesehen, als sie fünf Jahre alt gewesen war. Jetzt ahnte sie jedoch, daß sie zu einem willenlosen Werkzeug gemacht werden würde, wenn sie die kleinste Schwäche zeigte. Und so ritt sie weiter, während ihr die Tränen auf den Wangen gefroren. Wenn sie sich abends mit schmerzenden Gliedern hinlegte, war sie beinahe zu erschöpft, um zu schlafen. Auf dem Weg durch das Tal der Wye nach Süden gewöhnte sie sich allmählich an die Anstrengungen. Doch sie ritt immer noch nicht gern. Sie mochte auch ihr Pferd nicht, das von einem Unabhängigkeitsdrang besessen schien und wie von einem Dämon getrieben darauf bestand, seinen eigenen Willen durchzusetzen, der nie ihrem Willen entsprach.
    Zwischen Deva und Glevum hatte Rom das Land kaum geprägt. Abends fanden sie Unterkunft bei Hirten oder Familien, die sich in den Hügeln mühsam ihren Lebensunterhalt erarbeiteten. Sie verehrten Taliesin, den Barden, wie einen Gott, der sie besuchte. Viviane dagegen hießen sie als eine der Ihren willkommen. Die Kälte ließ zwar nicht nach, als sie weiter in den Süden kamen, doch die Straßen wurden besser. Hin und wieder sahen sie die Ziegeldächer einer Villa inmitten großer Felder.
    Dicht vor Corinium bog Taliesin in einen Weg ein, der zu einer solchen Villa führte. Es war ein behagliches altes Anwesen mit Gebäuden, die einen Hof umstanden.
    »Es gab eine Zeit«, sagte der Druide, als sie durch das Tor ritten, »da wäre ein Priester wie ich in jedem britonischen Haus ein Ehrengast gewesen, und die Römer hätten ihn als Priester eines verwandten Glaubens geachtet. In der heutigen Zeit haben die Christen das Bewußtsein vieler Menschen vergiftet, weil sie die Anhänger eines anderen Glaubens als Götzendiener bezeichnen. Deshalb reise ich als

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