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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fahrender Sänger und gebe mich nur denen zu erkennen, die an den alten Sitten festhalten.«
    »Was für ein Haus ist das?« fragte Viviane, als die Hunde zu bellen anfingen und Leute die Köpfe aus den Türen streckten, um zu sehen, wer gekommen war.
    »Die Bewohner sind Christen, aber keine Fanatiker. Junius Priscus ist ein guter Mann, dem das Wohlergehen seiner Leute und seiner Tiere am Herzen liegt, der es jedoch ihnen überläßt, für ihre Seelen zu sorgen. Und er liebt Harfenmusik. Wir werden hier gut aufgenommen werden.«
    Ein kräftiger Mann mit roten Haaren, die ihm in die Stirn fielen, kam umgeben von einer Meute Hunden heraus, um sie zu begrüßen. Vivianes Pferd scheute. Als sie das Tier wieder unter Kontrolle hatte, hieß Priscus sie bereits willkommen.
    Sie aßen im Kreis der Familie. Die Männer lagen und die Frauen saßen auf Bänken am Herd. Priscilla, die achtjährige Tochter des Gastgebers, wich Viviane nicht von der Seite. Sie war bereits fast so groß wie Viviane, saß auf einem niedrigen Hocker neben ihr und bot ihr jedesmal, wenn sie etwas gegessen hatte, sofort etwas anderes an.
    In den vergangenen Tagen waren ihre Gastgeber arme Leute gewesen, und Viviane hatte gefürchtet, sie würden alles, was man ihnen vorsetzte, im Laufe des Winters selbst dringend brauchen.
    Sie hatte wirklich großen Hunger und dachte, es sei eine Ewigkeit her, daß sie sich einmal richtig satt gegessen oder nicht gefroren hatte. Sie aß deshalb, ohne auf die Unterhaltung der anderen zu achten. Doch dann war auch ihr Hunger gestillt, und sie hörte, daß das Gespräch um den Großkönig kreiste.
    »Kann man wirklich sagen, daß Vortigern ein so schlechter Großkönig ist?« fragte Taliesin und stellte den Weinbecher ab. »Erinnerst du dich nicht daran, wie verzweifelt wir damals waren; als Bischof Germanus aus Rom kam? Er wurde gebeten, die Truppen gegen die Pikten anzuführen, weil er in den Legionen gedient hatte, bevor er in den Dienst der Kirche trat. Das war übrigens in dem Jahr, in dem dieses Mädchen geboren wurde.« Er lächelte Viviane zu und wandte sich dann wieder an ihren Gastgeber.
    »Die Sachsen, die Vortigern im Norden angesiedelt hat, halten die bemalten Völker zurück; mit der Umsiedlung der Votadiner nach Demetien und der Cornovier nach Dumnonien hat er starke Stämme dorthin gebracht, wo sie uns gegen die Krieger von Eriu verteidigen können. Und Hengist, der sächsische Häuptling, schützt mit seinen Männern die andere Seite der Küste. Nur wenn wir Frieden haben, können wir uns Streitigkeiten untereinander leisten. Ich finde es ungerecht, daß Vortigern für seinen Erfolg mit einem Bürgerkrieg bestraft wird.«
    »Es gibt hier zu viele Sachsen«, erwiderte Priscus. »Vortigern hat Hengist für seinen Stamm ganz Cantium gegeben, ohne den König dort auch nur zu fragen. Der Rat hat Vortigern unterstützt, ich habe ihn akzeptiert, aber unser rechtmäßiger Kaiser ist Ambrosius Aurelianus, so wie sein Vater vor ihm. Ich habe in Guollopum für ihn gekämpft«, fuhr er fort. »Wenn der eine Herrscher oder der andere einen Sieg errungen hätte, wüßten wir wenigstens, woran wir sind. Es wird dem armen Britannien wahrscheinlich so ergehen wie dem Kind, das Salomon zweiteilen wollte.«
    Taliesin schüttelte den Kopf. »Ich glaube mich zu erinnern, daß die Drohung des weisen Königs Salomon die beiden streitenden Frauen zur Vernunft gebracht hat.
    Vielleicht wird es in unserem Fall auch so sein.«
    Sein Gastgeber seufzte. »Mein Freund, dazu ist mehr als eine Drohung nötig. Da muß schon ein Wunder geschehen.« Er blickte finster vor sich hin, doch dann richtete er sich auf und sah seine Frau und die beiden Mädchen lächelnd an. »Das ist ein trauriges Thema an einem so kalten Abend. Taliesin, wirst du uns mit einem Lied aufheitern, nachdem du an meinem Tisch gegessen hast?«
    Sie blieben zwei Nächte in der Villa, und Viviane bedauerte es, Abschied nehmen zu müssen. Als Druide konnte Taliesin das Wetter voraussehen und erklärte, sie müßten schnellstens aufbrechen, um Avalon noch vor dem Einsetzen der Schneefälle zu erreichen. Die kleine Priscilla wollte Viviane nicht loslassen. Viviane, die spürte, daß das Mädchen ein gutes Herz hatte, fragte sich, ob sie in Avalon eine Freundin finden werde, die sie so sehr mochte wie dieses Kind.
    An diesem Tag und am nächsten ritten sie in einem schnellen Tempo und solange es hell war. Sie schliefen nur ein paar Stunden in der Hütte eines Hirten am

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