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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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machen.
    Die Herrin wartete mit den anderen in der großen Halle. Sie trug bereits die leuchtend roten Gewänder der Mutter, während Elen ganz in Schwarz gekleidet war und eindeutig die Rolle der Alten übernehmen sollte. Auch Nectan trug Schwarz, Taliesins prächtiges Gewand war scharlachrot. Doch keiner der Anwesenden war wie sie weiß gekleidet.
    Alle warten wir auf den Prinzen , dachte sie, denn sie ahnte allmählich, worum es ging.
    Ihre Mutter drehte sich um und befahl ihr, den Schleier über das Gesicht zu ziehen. Prinz Vortimer betrat die Halle. Er trug eine weiße Wolltunika, die ihm einer der jüngeren Druiden überlassen hatte. Er unterdrückte mutig ein Zittern und hielt den Blick unverwandt auf die Herrin von Avalon gerichtet. Als er vor ihr stand, verneigte er sich tief vor ihr.
    Hast du Angst? Das solltest du auch .
    Viviane lächelte hinter dem Schleier, als die Hohepriesterin allen voran wortlos die Halle verließ. Sie nahmen den Weg hinauf zum Tor, und Viviane stellte zu ihrer Überraschung fest, daß sie ebenfalls Angst hatte.
    Der Mond war noch jungfräulich. Die glänzende Sichel wanderte jedoch bereits nach Westen; die Welt bewegte sich auf Mitternacht zu.
    Die Mondsichel ist so jungfräulich wie ich , dachte Viviane, als sie zum Himmel aufblickte.
    Es war kalt, denn die Fackeln, die zu beiden Seiten des Altars brannten, verbreiteten keine Wärme, sondern nur zuckendes Licht. Sie atmete tief ein, so wie sie es gelernt hatte, und zwang ihren Körper durch Willenskraft, die Kälte nicht zu spüren.
    »Vortimer, Sohn des Vortigern«, die Herrin sprach leise, doch ihre Stimme füllte den Kreis. »Ich frage dich, weshalb bist du gekommen?«
    Die beiden Priester, die den Prinzen eskortierten, traten vor. Er blieb auf der anderen Seite des Altars der Hohepriesterin gegenüber stehen. Von ihrem Platz an der Seite Anas sah Viviane, wie seine Augen groß wurden. Sie wußte, er sah nicht die kleine dunkelhäutige Frau, die ihre Mutter war, sondern das Gesicht der Göttin.
    Vortimer schluckte, doch er antwortete mit fester Stimme.
    »Es geht um Britannien. Die Wölfe aus Sachsen zerren an seinem Leib, und die Priester der Christen wollen uns nur damit trösten, daß wir für unsere Sünden leiden. Aber Kinder, die in den Häusern verbrennen, sind ebenso ohne Sünde wie der Säugling, der auf den Steinen zerschmettert wird. Ich habe diese Dinge mit eigenen Augen gesehen, Herrin, und ich möchte sie verhindern. Ich rufe die alten Götter um Hilfe an, die Beschützer meines Volkes aus uralter Zeit!«
    »Das ist gut gesprochen. Doch sie gewähren ihre Geschenke nicht ohne einen Preis«, antwortete die Hohepriesterin. »Wir dienen der Großen Göttin, die namenlos ist und doch mit vielen Namen angerufen wird. SIE ist gestaltlos und hat doch viele Gesichter. Wenn du kommst, um dein Leben IHREM Dienst zu weihen, wird SIE dein Rufen vielleicht erhören.«
    »Meine Mutter wurde auf dieser Insel ausgebildet, und sie hat mich dazu erzogen, die alten Sitten zu achten und zu lieben. Für die Gunst Avalons bin ich bereit zu geben, was immer von mir verlangt wird.«
    »Auch dein Leben?«
    Elen trat vor, und Vortimer schluckte. Er nickte. Das Lachen der alten Frau war trocken wie Staub.
    »Dein Blut wird eines Tages vielleicht gefordert werden, aber heute nicht!«
    Nun war die Reihe an Viviane.
    »Ich verlange nicht dein Blut«, sagte sie leise, »sondern deine Seele.«
    Er drehte sich um und starrte sie an, als könnten seine Augen den Schleier durchdringen.
    »Sie gehört dir!«
    »Körper und Seele müssen gegeben werden«, sagte Ana streng. »Wenn du wirklich dazu bereit bist, dann biete dich auf dem Altarstein der Göttin dar.«
    Vortimer zitterte erkennbar, als er das weiße Gewand auszog und sich auf dem kalten Stein auf den Rücken legte.
    Er denkt vermutlich, wir würden ihn töten , dachte Viviane.
    Als er nackt dalag, wirkte er noch jünger. Viviane schätzte, daß er höchstens ein oder zwei Jahre älter war als sie.
    Elen und Nectan nahmen im Norden und Süden Aufstellung, sie an ihrem Platz im Osten und Taliesin ging nach Westen. Die Hohepriesterin trat leise summend an den Rand des Kreises und begann, in Richtung der Sonnenbahn in Schlangenlinien zwischen den Steinen zu tanzen. Einmal, zweimal, dreimal wob sie den Kreis. Wenn sie an ihr vorbeikam, spürte Viviane, wie sich ihre eigene Wahrnehmung veränderte. Mit dem anderen Blick sah sie blitzende Funken zwischen den Steinen hindurchgleiten, die in der

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