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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Luft zu schweben schienen. Dann kehrte die Hohepriesterin in die Mitte des Kreises zurück.
    Viviane richtete sich hoch auf, stellte die Füße fest auf die Erde und hob die Arme zum Himmel. Der Duft von Apfelblüten erfüllte den Kreis, als sie die Mächte, die das Osttor bewachen, bei ihren alten geheimen Namen rief.
    Die Stimme der alten Elen klang kraftvoll, und die Wärme des Südens verbreitete sich im Kreis. Dann rief Taliesin mit seinem Gesang den Westen, und Viviane wurde von einer Welle der Kraft emporgehoben. Erst als Nectan die Hüter des Nordens anrief, fühlte sie sich wieder mit der Erde verwurzelt. Doch der Kreis, in den sie zurückkehrte, befand sich nicht mehr ganz in der Welt. Selbst Vortimer hatte aufgehört zu zittern. Im Kreis war es mittlerweile sehr warm.
    Ana hatte das Glasfläschchen entkorkt, das an ihrem Gürtel hing, und der Duft des Öls lag schwer in der Luft. Elen tropfte etwas auf die Finger, beugte sich über Vortimers Füße und zeichnete das Siegel der Macht darauf.
    »An die heilige Erde binde ich dich«, flüsterte sie. »Lebend oder tot gehörst du diesem Land.«
    Die Hohepriesterin nahm das Öl und rieb damit sanft sein Geschlecht ein. Vortimer errötete, als sich das Glied unter ihrer Hand aufrichtete.
    »Ich weihe den Samen des Lebens, den du in dir trägst, damit du der Herrin mit all deiner Kraft dienen kannst.«
    Sie reichte Viviane das Fläschchen, die zu seinem Kopf ging und das dritte Siegel auf seine Stirn zeichnete.
    »All deine Träume und all dein Streben, deine Wünsche und deine Gedanken weihe ich IHR«, sagte Viviane leise und staunte, wie süß ihre Stimme in ihren eigenen Ohren klang. Sie hob den Schleier, beugte sich über ihn und küßte ihn auf die Lippen. Flüchtig sah sie das Spiegelbild der Göttin in seinen Augen. Ihre Mutter und Elen standen zu seinen Füßen. Viviane trat neben sie, und die drei Frauen reichten sich die Hände. Viviane spürte, wie sich etwas verschob, und empfand einen Augenblick lang Panik, als ihr altes Ich von ihr abfiel.
    Ihr Bewußtsein wurde durch das ANDERE ersetzt, das sich in den drei Gestalten sammelte, deren Wesen die Welt umfaßten. Sie nahm die vielen Gesichter der Dreiernatur wahr, und doch war sie die EINE. Und als sie zu dem Mann auf dem Altar sprach, tat sie es mit IHRER Stimme.
    » Du, der du die Göttin suchst und glaubst zu wissen, worum du gebeten hast, wisse, daß ICH niemals sein werde, was du erwartest, sondern immer etwas anderes und immer etwas mehr .«
    Vortimer hatte sich aufgerichtet und kniete jetzt auf dem Stein. Er wirkte klein und zerbrechlich.
    » Du lauschst auf MEINE Stimme, doch du wirst Schweigen hören. Du begehrst MEINE Liebe, doch wenn sie dir zuteil wird, wirst du Furcht empfinden. Du bittest mich um den Sieg, doch erst in der Niederlage wirst du MEINE Macht verstehen. Wirst du im Wissen all dieser Dinge das Opfer trotzdem bringen? Wirst du dich MIR übergeben? «
    »Ich komme von DIR«, seine Stimme klang belegt, doch er fuhr fort. »Ich kann DIR nur zurückgeben, was DIR gehört. Ich erbitte das nicht für mich, sondern für die Menschen Britanniens.« Während Vortimers Antwort nahm das überirdische Strahlen im Kreis zu.
    » Ich bin die Große Mutter alles Lebenden «, erwiderte sie. » ICH habe viele Kinder. Glaubst du, daß dieses Land durch eine Tat der Menschen verloren sein kann oder daß du von MIR getrennt werden kannst? Du hast ein großes Herz, mein Sohn, und so sei dir dein Wunsch erfüllt, aber nur für eine gewisse Zeit. Was ein Mann in seinem Leben erreichen kann, wird dein Arm vollbringen, doch ein anderer, der noch nicht geboren ist, wird die Sachsen unterjochen, und an ihn wird man sich über alle Zeiten hinweg erinnern. Deine Mühen werden nur den Weg bereiten .«
    Die Große Mutter sah ihn ernst an.
    » Bist du damit zufrieden? «
    »Ich muß es, Herrin. Ich beuge mich DEINEM Willen«, antwortete er leise.
    Sein Gesicht strahlte, als die Göttin die Arme ausbreitete, um ihn zu umfangen. Dann legte sie ihn wie ein kleines Kind schlafend auf den Altarstein.

19. Kapitel
    Am Ende des Sommers brannte die Sonne vom wolkenlosen Himmel und verwandelte das Gras in Gold. Die Druiden hoben am Ufer einen Teich aus, in dem die Priesterinnen badeten. Bei diesem warmen Wetter war Kleidung unnötig; die Frauen legten Tücher ins Gras und ließen sich von der Sonne trocknen oder saßen im Schatten der alten Eiche und unterhielten sich.
    Vivianes Haar war nach dem jährlichen Schnitt

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