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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Prüfung , dachte Viviane, denn sie erinnerte sich an die Stimme in den Nebeln. Sie löste ihren Mantel und ließ ihn fallen.
    »Druide, als geweihte Priesterin von Avalon befehle ich dir im Namen der Mächte, denen zu dienen wir gelobt haben: Binde mich, damit der Körper nicht zuckt, gehorche dem Befehl der Göttin.« Sie ging entschlossen zum Altarstein.
    Taliesin nahm den Gürtel, den sie ihm reichte, und band ihr die Arme seitlich am Körper fest. Endlich fand Vortimer seine Stimme wieder.
    »Nein! Das kannst du nicht tun!«
    »Prinz, würdest du gehorchen, wenn ich dich auffordere, bei der Schlacht nicht zu kämpfen? Das ist meine Entscheidung und mein Opfer.« Vivianes Stimme klang klar, doch sie schien aus einer anderen Welt zu kommen.
    Ich bin das Opfer dunkler Kräfte , dachte sie, als Taliesin sie auf den Altarstein legte. Die alten Geister dieses Ortes haben mich dazu verleitet, ihnen mein Leben zu schenken. Was werden sie damit tun?
    Wenigstens würde sie schnell sterben. Sie hatte Taliesin töten sehen. Die Frau, die ihre Mutter war und doch nicht war, sah ungerührt vom Fuß des Altars zu.
    Mutter, wenn das tatsächlich dein Werk ist, dann werde ich gerächt werden, denn ich werde frei sein. Aber du wirst mit dieser Erinnerung leben müssen, wenn du wieder zu dir kommst .
    Im ersten Augenblick war der Stein kalt, kurz darauf fühlte er sich warm an. Taliesin erschien über ihr als eine dunkle Gestalt vor den Sternen. Er hatte den Dolch gehoben. Kaltes Licht glänzte fahl auf der. Schneide, als sich sein Zittern auf das Messer übertrug.
    Vater, enttäusche mich nicht. Du mußt es tun, aber so, daß ich nicht unnötig leide . Viviane schloß die Augen.
    In der Finsternis hörte sie die Göttin noch einmal lachen.
    »Druide, wirf das Messer weg! Ich fordere eine andere Art Blut. Der Prinz muß das Opfer auf seine Weise nehmen ... «
    Viviane konnte sich im ersten Augenblick nicht vorstellen, was die Göttin meinte. Dann hörte sie das Klirren von Metall auf Stein. Sie schlug die Augen auf und sah Taliesin. Er kauerte vor einem der Steine und zuckte am ganzen Leib. Er weinte. Vortimer stand wie zu Stein erstarrt auf seinem Platz.
    »Nimm sie ... « sagte die Göttin etwas freundlicher. »Hast du geglaubt, ICH würde am Abend von Beltane ihr Leben fordern? Ihre Umarmung wird dich zum König machen.« Sie trat auf den Prinzen zu und küßte ihn auf die Stirn. Dann verließ sie den Kreis. Taliesin erhob sich und folgte der Göttin.
    Viviane setzte sich auf. »Du kannst mich losbinden«, sagte sie, da sich Vortimer immer noch nicht von der Stelle bewegte. »Ich werde dir nicht davonlaufen.«
    Er lachte verlegen, kam langsam zu ihr, kniete vor ihr nieder und mühte sich mit dem Knoten ab. Viviane blickte auf seinen gesenkten Kopf und empfand Zärtlichkeit für ihn. Als der Gürtel schließlich herunterfiel, legte er seinen Kopf in ihren Schoß und schlang die Arme um ihre Schenkel. Die belebende Wärme, die von einem zum anderen sprang, war wie eine Erlösung. Von Viviane fielen alle Hemmungen ab. Sie fuhr mit den Fingern durch seine dunklen Haare.
    »Komm zu mir, mein Geliebter, sei mein König ... « flüsterte sie schließlich. Er richtete sich auf und legte sich neben sie auf den Stein.
    Seine Hände wurden kühn, und seine Leidenschaft ging auf sie über. Sie legte sich auf ihn und drückte ihn auf den Altar. Ihr Bewußtsein folgte den Linien der Kraft, die strahlenförmig von den Steinen ausgingen, und sein Körper wurde zu dem Begleiter, mit dem sie den Kräften folgen konnte.
    Das ist der Tod ...
    Ein Gedanke flog mit ihr davon.
    Und das Leben ...
    Sein Aufschrei brachte sie wieder zurück. Und so geschah es nach dem Willen der Göttin. In dieser Nacht starben sie viele Male und wurden in den Armen des anderen wiedergeboren.

22. Kapitel
    Prinz Vortimer kehrte in den Osten zurück, und Viviane begleitete ihn. Ana saß auf ihrer kleinen Stute neben Taliesins Maultier und sah den beiden nach, als sie davonritten.
    »Nach all den Jahren überraschst du mich immer noch«, sagte der Barde. »Du hast nicht einmal widersprochen, als sie sagte, sie wolle gehen.«
    »Dieses Recht habe ich verloren«, erwiderte die Hohepriesterin, und es klang nicht so selbstbewußt wie sonst. »Es ist besser, Viviane ist weg.« Sie zögerte einen Augenblick und fügte dann mit einem Anflug von Lachen hinzu: »Und in Sicherheit vor mir.«
    »Das warst nicht du ... « begann Taliesin, doch seine Stimme klang belegt.
    »Bist du so

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