Die Herrin von Sainte Claire
Gefühle, die zu lange in ihrem jungen Körper brachgelegen hatten, erwachten in jäher, atemberaubender Wildheit. Sie fühlte ihr Herz gegen seine Hand pochen, sah, wie sich ein träges Lächeln des Triumphs auf seinen markigen Zügen ausbreitete. Er streifte das Obergewand von ihren Schultern und löste die Bänder ihres Untergewandes. Bald lagen ihre sämtlichen Kleider in einem kleinen Häufchen um ihre Fußgelenke.
»Keine Eisjungfrau mehr«, flüsterte er, während seine Hände nach ihren nackten Brüsten tasteten.
Der Atem stockte ihr, als er sie an sich zog und seine Hände über ihren Rücken, ihre Hüfte und ihre Hinterbacken strichen. »Mehr wolltet Ihr ja nicht«, antwortete sie leise.
Dann trafen sich ihre Blicke, und sie sah, wie sich sein leidenschaftliches Gefühl darin spiegelte. »Ich wollte viel mehr«, sagt er.
Seine Züge waren angespannt vor Begierde. Sie vernahm das Hämmern seines Herzschlags neben ihrem. Wortlos hob er sie hoch und trug sie auf das rauhe Soldatenlager, das ihm als Bett diente. Einen Augenblick sah er sie nur an, wie sie vor ihm ausgestreckt lag. Zärtlich berührte er die kleine Wölbung ihres Bauches. »Ich hätte es wissen müssen, daß da ein Kind so bald wachsen würde«, lächelte er. »Gleichgültig, was wir sonst noch sein mögen, gemeinsam sind wir Feuer, Erde und Blitz. Noch nie habe ich eine Frau so begehrt wie Euch.«
Rasch entledigte er sich seiner Kleider und legte seinen muskulösen, nackten Körper neben sie. Sein Mund tastete nach ihrem und küßte ihn stürmisch. Mit beiden Händen hielt er ihre Hinterbacken umklammert und zog ihre Hüften eng an sich. Sie spürte seine heftige Erregung. Es gab keine zärtlichen Gefühle, und Alaine wollte auch keine. Der Feuersturm seiner Begierde übermannte sie und zog sie hinein in den heißen Strudel, wo sein Stolz und ihr Stolz einfach zu Asche verbrannten. Sie schlang die Beine um seine Hüften und drängte ihn, tief in sie hineinzustoßen, daß er endlich ihrer süßen, sich steigernden Qual ein Ende bereitete.
Rorik mußte nicht dazu gedrängt werden. Ihr kalte, gefühllose Paarung der letzten Wochen hatte ihn hungrig gemacht. Nun verschlang er gierig wie ein Darbender das vor ihm ausgebreitete Festmahl. Ihre glühende Erwiderung zu seinem ersten Stoß brachte die Flamme seiner Begierde noch stärker zum Lodern. Er vergrub seine Hände in ihren Haaren und hielt sie, eine willige Gefangene, nieder, während er sich über ihre Lippen, Augen, Hals, Schultern und Brüste mit seinem lechzenden Mund hermachte. Die ganze Zeit über drang er tief in ihre warme Scheide mit einem fordernden, ursprünglichen Rhythmus ein. Als sie schließlich unter ihm erbebte, sah er nichts weiter als ein rotglühendes Licht und fühlte nichts anderes als die heiße, pulsierende Forderung nach Erlösung. Er erstickte ihren leisen Schrei mit seinem Mund und hielt sie fest an sich gepreßt. Dann drang er noch einmal in ihren warmen Körper ein. Das Universum um ihn herum barst in tausend Stücke.
Später in der Nacht kehrte das zärtliche Gefühl wieder zurück. Die Begierde wandelte sich in sanfte Liebkosung. Mann und Frau lagen sich in den Armen und erforschten die Geheimnisse ihrer Sinnlichkeit.
Als Rorik sich sanft aus ihrer Umarmung löste und von dem harten Lager aufstand, erwachte sie. Sie kämpfte gegen den Drang an, wieder in warmen Schlaf zu versinken, während sie ihn dabei beobachtete, wie er Hosen, Hemd und die gefütterte Ledertunika überzog.
»Ihr könntet die Laterne anzünden«, sagte sie leise. »Ich bin wach.«
»Schlaft weiter. Ihr braucht Euren Schlaf.«
Sie erkannte, daß es hoffnungslos war, ihn überreden zu wollen. Wieder baute sich die alte, undurchdringliche Mauer zwischen ihnen auf. Gestern nacht war also eine Atempause und keine Vergebung gewesen.
»Seid vorsichtig«, warnte sie ihn bedrückt. »Nehmt Euch in acht vor Phillip. Er ist eine Schlange.«
Er lächelte mit einer Andeutung von Herzlichkeit, die er vorige Nacht gezeigt hatte. »Vielleicht ist er eine Schlange, doch bedenkt, ich bin der Drache. Wißt Ihr noch?«
Ein hastig errichteter Zaun sperrte den Platz ab, auf dem sich Rorik und Phillip im Kampf gegenübertreten würden.
Es war ein flaches Gelände aus niedergetrampeltem Gras und Lehm zwischen der östlich gelegenen Festungsmauer und den Gräben. Die Männer, die sich versammelt hatten, um ihre Führer beim Zweikampf zu sehen, hatten mürrische und angespannte Gesichter. An einem Ende
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