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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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ihm die Möglichkeit einer endgültigen Rache genommen worden. Fulk tot. Was für eine bitterböse Wendung des Schicksals. Er blickte zu dem jungen Mann auf dem Podium. Jetzt entdeckte er die Ähnlichkeit. Das gleiche struppige Haar, die gleiche Adlernase. Im fortgeschrittenen Alter würde Phillip sicher die gleichen Kinnladen entwickeln. Er würde das Ebenbild seines Vaters werden, sollte er so lange am Leben bleiben.
    »Ihr seid nicht mehr Herr von irgend etwas«, eröffnete ihm Rorik. »Und wenn Ihr nur einen Funken Mut hättet, hättet Ihr Eure Gefolgsmänner bei der Verteidigung Eures Besitzes angeführt. Nur ein Feigling begibt sich in Sicherheit und schickt die anderen vor, ihr Leben für ihn zu opfern.«
    »Wer seid Ihr schon, um über Ehre zu sprechen?« schleuderte Phillip ihm wütend und trotzig entgegen. »Ihr, dessen Knappen zu uns hereingerutscht sind und arglistig unsere Verteidigung von innen aufgebrochen habt.« Er deutete voller Abscheu auf Timor und Miles, die der Menge hinter Rorik in den Saal gefolgt war. Die beiden Knaben hatten nur flüchtig den Dreck entfernt, und ihre Methode des Eindringens in die Festung war durch den Gestank immer noch nicht zu übergehen.
    Rorik lächelte. »Ich bin kein Narr, das Leben meiner Gefolgsmänner in sinnlosen Unternehmen zu vergeuden. Wenn man nur konventionelle Angriffe durchführt, verdient man es, zu verlieren, so wie Ihr gerade verloren habt. Ihr mögt Euer jämmerliches Leben behalten, Sohn Fulks, und mich großherzig heißen, es Euch zu schenken. Und Ihr mögt Eure Stiefmutter mit Euch nehmen, wenn Ihr mein Land verlaßt.«
    Rorik wandte sich an Sihtric, um ihm Anweisungen für die Bewachung des Saals zu geben. Er sah nicht das haßverzerrte Gesicht Phillips, sah nicht, wie Theodas Hand sich ausstreckte und ihre Nägel sich ins Handgelenk des jungen Mannes vergruben, als er sein Messer aus dem Gürtel zog. Sogar Sihtric bemerkte es erst, als es zu spät war. Phillip schüttelte Theodas Hand ab und schleuderte das Messer mit tödlicher Zielsicherheit. Gleichzeitig mit dem Hug des blitzenden Messers stieß Sihtric einen Warnschrei aus. Rorik drehte sich um, dann wurde er von einem bärenstarken Arm, der sich gegen seine Brust rammte, auf die Knie gezwungen. Das Messer drang bis zum Heft in die breite Schulter des Nordmanns.

21
    »Zweikampf?« Alaines Augen weiteten sich vor Schreck. »Was meint Ihr mit einem Zweikampf? Ist Brix denn nicht erobert?«
    Der Bote schwankte vor Erschöpfung. »Die Burg ist erobert, Mylady. Nur wenige sind gefallen, und sogar Sihtrics Wunde wird bald verheilen.« Der Knabe strengte sich offensichtlich an, nicht in Ohnmacht zu fallen. »Der Zweikampf – mir sind die Einzelheiten nicht bekannt. Ich bin nur ein einfacher Knappe. Doch denke ich, Ihr müßt um den Ausgang nicht fürchten, Mylady. Dieser Emporkömmling Phillip ist kein gefährlicher Gegner für unseren Herrn.«
    Der Jüngling taumelte, da wurde Alaine sein Zustand der Erschöpfung bewußt. Sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen, daß sie ihn so lange gequält hatte.
    »Master Eric, vergebt mir meine Unhöflichkeit. Ihr seid halbtot vor Müdigkeit, und ich dringe unaufhörlich auf Euch ein, ohne Rücksicht auf Eure Erschöpfung. Nehmt etwas zu Euch und ruht Euch aus. Wir werden morgen früh zum Aufbruch fertig sein.«
    »Habt Dank, Mylady.« Der Knappe stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und stolperte in die Küche.
    Alaine sah finster zu Joanna hinüber. »Was kann das mit dem Zweikampf auf sich haben? Ist nicht die Burg erobert und Fulk tot? Warum dann nicht einfach Phillip durchs Tor jagen oder ihn an den nächstgelegenen Galgen für seine Tücke hängen? Schließlich war Rorik einst sehr bereitwillig, mir den Hals zu brechen, als er es für nötig hielt!«
    Alaine hatte den Boten so ängstlich besorgt ausgefragt, daß sie nicht die aschene Gesichtsfarbe ihrer Stiefmutter bemerkt hatte, als der Bote über Sihtric berichtete, wie er Rorik vor Phillips Messer gerettet hatte. Doch Joanna faßte sich schnell wieder und begegnete Alaines fragendem Blick mit der üblichen ruhigen Haltung.
    »Männer sind eigenartige Geschöpfe«, bemerkte sie mit leicht gerunzelter Stirn, »und selten vernünftig, wenn es um Krieg geht. Ich schlage vor, du wartest auf eine Antwort, bis du deinen Mann selber fragen kannst.«
    »In der Tat! Mir scheint, ich werde die Gelegenheit dazu ziemlich rasch bekommen. Die Schlacht ist kaum geschlagen, schon schickt er eine bewaffnete

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