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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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konnte sie gar nicht sein!
    Verwirrt, unruhig und voller Zweifel wie sie war, schmeichelte es Alaine nun besonders, daß William, Herzog der Normandie und Lehnsherr ihres Mannes, auf ihre ungewöhnlichen Fertigkeiten aufmerksam wurde.
    Eines sonnigen Nachmittags, fast zum Ende der Woche hin, wohnten nun William und einige neugierig gewordene Gäste einem Bogenschießen von großer Könnerschaft bei. Zu diesem Anlaß hatte sich Alaine noch einmal Tunika und Wickelriemen angelegt, allerdings hatte sie ihre besten Stücke gewählt. Die weiten dreiviertel langen Ärmel modischer Damen waren wirklich nicht geeignet, einen Bogen zu handhaben. William schien über ihre Kleidung keineswegs schockiert. Tatsächlich machte er einen rundum entzückten Eindruck über ihre meisterliche Darbietung.
    »Bei Gott, Mylady! Ich kenne niemanden, der sich mit Eurem Geschick messen kann. Wenn ich demnächst wieder Euren guten Mann zum Kriegsdienst auffordere, verlange ich, daß er Euch mitbringt«, erklärte er lachend. »Würden nur meine Bogenschützen mit nur halb so viel Genauigkeit ins Ziel treffen!«
    Alaine feixte höchst undamenhaft und fühlte sich mächtig stolz.
    »Ah«, grinste William. »Da kommt ja Euer glücklicher Gemahl schon. Was meint Ihr dazu, Sir Rorik?« rief er laut Rorik zu, der mit langen Schritten auf die Gruppe um Alaine zueilte. »Mir scheint, Ihr habt keine gewöhnliche Jungfrau geheiratet. Nie habe ich so großes Können gesehen.«
    Die paar anderen anwesenden Gäste, folgten dem Herzog hinterher mit anerkennendem Gemurmel. Es gab nur wenig mißbilligende Blicke wegen Alaines unkonventioneller Kleidung oder der des nie gesehenen Anblicks, daß eine Edeldame eine Männerwaffe trug.
    »Ihr besitzt ein besonderes Talent, Mylady«, erklärte ihr William mit einem hingerissenen Lächeln.
    »Ja«, stimmte Rorik zu. »Sehr ungewöhnlich. Soweit ich weiß, ist sie nur ein einziges Mal besiegt worden.«
    »Ich wurde nicht besiegt, Mylord«, erinnerte sie ihn keck. »Es war ein Windstoß, der mich überlistet hat. Und mein Gegner, kein ehrenhafter Mann, hat aus meinem Unglück schändlicherweise seinen Vorteil gezogen.«
    »Nur wenig Siege haben etwas mit Glück zu tun, Mylady«, erwiderte er in bedrohlichem Ton. »Ich denke, an jenem Tag hat wohl der bessere Mann gewonnen.«
    Sein mahnender Blick traf sie, gerade als sie zu einer vorwitzigen Antwort ansetzen wollte. Klugerweise sah sie ein, daß schon genügend Schaden angerichtet worden war. Zumindest hatte sie jetzt die Aufmerksamkeit ihres Mannes auf sich lenken können. Irgend etwas sagte ihr aber, die Folgen würden ihr nicht behagen.
    »Ich habe Euch gewarnt, ich dulde keinerlei Zurschaustellung dieser Art! Was habt Ihr Euch dabei gedacht, Euch so bloßzustellen vor …?«
    »Ich habe mich keineswegs bloßgestellt«, unterbrach ihn Alaine hochmütig. »Dafür, daß mir die Übung fehlt, war ich erstaunlich gut!«
    »Ihr ward mir absichtlich ungehorsam!« Roriks Stimme klang in den engen Mauern ihres Gemachs dunkel und gefährlich. Alaine wollte sich jedoch unter gar keinen Umständen einschüchtern lassen.
    »William bat mich, mein Können vorzuführen. Hätte ich ihm das Eurer Meinung nach ausschlagen sollen?«
    »William hätte Euch nicht gebeten, wenn Ihr ihn nicht mit Euren Geschichten dazu gereizt hättet.«
    »Ihn gereizt?« platzte sie heraus. »Ihr klingt gerade als hätte ich ihn schamlos verführt. Ich habe bloß …!«
    »Ihr habt Euch einfach meinem ausdrücklichen Befehl widersetzt, daß …!«
    »Ausdrücklichem Befehl!« spuckte sie. »Bah! Ich bin nicht einer Eurer Männer, die auf Befehl springen! Ich bin kein Köter, der herangekrochen kommt, wenn Ihr pfeift.«
    »Nein, das seid Ihr nicht«, stimmte er ihr ungerührt zu. »Ihr seid meine Frau. Ihr habt einen heiligen Schwur geschworen, mich zu ehren und mir zu gehorchen.«
    »Und Ihr habt geschworen, mich zu achten und zu beschützen. Zu lieben, wie Euch selbst!«
    »Ich habe Euch über alle anderen Frauen in Ehren gehalten«, stieß Rorik aufgebracht durch zusammengepreßte Zähne hervor. »Ich habe Euch Achtung erwiesen. Jede Nacht habe ich das Bett mit Euch und mit keiner anderen sonst geteilt.«
    »Und das soll eine Ehre sein?« erwiderte Alaine spitz, die Wut übermannte sie wider alle Vernunft. »Soll ich Euch etwa noch dafür dankbar sein, daß ich Eurem Begehren zu Diensten gewesen bin, während Ihr mich wie eine Fremde behandelt, wenn Ihr nicht auf mir liegt?«
    »Haltet Euren frechen

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