Die Herrin von Sainte Claire
fest. Er war eine Aufforderung, sich weiter mit ihm den Hitzewellen des Brennofens auszusetzen, bis sie gemeinsam verglühten. Ihre Welt geriet in einen Sog, der ihrer beider Körper packte. Schneller und schneller wurde sie von dem Wirbel erfaßt. Schließlich verschlang sie ein Strudel und wirbelte sie in eine Welt schwebender, gleitender Sensationen. Sie vernahm Roriks tiefen, gutturalen Schrei. Die erlösende Ekstase trug sie noch weiter empor. Sie klammerte sich fest an ihn wie an den einzigen rettenden Balken in einer Welt nie gekannter, erschauernder Lust.
Alaine öffnete ihre Augen in der Dunkelheit. Die verglimmende Asche der Feuerstelle war das einzige Licht im Raum. Sie konnte sich nicht mehr daran entsinnen, wann Rorik die Kerzen ausgepustet hatte. Sie konnte sich an überhaupt nichts mehr erinnern, nachdem sie in den Sturm seiner Leidenschaft gerissen worden war.
Das Feuer war nun beinahe erloschen und die fröstelnde Kälte im Gemach nahm zu. Leise erhob sich Alaine von ihrem Bett und tappte barfuß und nackt über den eiskalten Boden, um noch mehr Holz aufzulegen. Vor Kälte bibbernd, huschte sie zurück ins Bett und zog dankbar seufzend die Felle über ihre Schultern. Noch ehe sie sich an Roriks warmen Körper schmiegen konnte, tastete eine forschende Hand über ihre Rippen und legte sich mit sicherem Griff über ihren mit Gänsehaut überzogenen Busen. Sie zuckte zusammen vor der unerwarteten Berührung von Roriks warmer Hand.
»Bist du so begierig darauf, meine Aufmerksamkeit zu erregen«, fragte sie eine tiefe Stimme, »daß du mich auf diese Art und Weise wecken mußt? Mit deinen kalten Füßen gegen meinen Hintern gepreßt?«
Alaine holte tief Luft, als er sie abrupt unter sich zog, unsicher darüber, ob er böse war oder nur scherzte. »Ich wollte dich nicht aufwecken.«
»Wirklich nicht?« Eine Hand wanderte ihren Innenschenkel hinab. Sie spürte die ihr nun schon bekannte drängende Spannung. »Du hättest kein Holz nachlegen müssen, wenn dir kalt gewesen ist. Ich bin gern bereit, dich zu wärmen.«
Und er setzte diese Aufgabe in die Tat um. Sie ließ sich von der Welle seiner verführerischen Leidenschaft tragen. Diesmal leistete sie keinerlei Widerstand, als er sie in die Arme schloß. Weder mit Angst noch Scham wurde sie diesmal eins mit ihm. Sein fordernder Mund verschloß ihre Lippen, und es entrang sich ihr ein wollüstiges Aufstöhnen. Wenn es das bedeutete, eine gute Ehefrau zu sein, dachte sie noch ehe die Begierde ihr die Sinne raubte, dann war es mehr als einfach, ihren guten Vorsatz zu halten.
13
Alaines fester Vorsatz eine gute und brave Ehefrau zu sein, löste sich jedoch sehr bald in Luft auf. Tatsächlich hielt er nicht einmal bis zum Ende des ersten Tages ihrer Ehe.
Sie erwachte und fand die Bettstelle neben sich kalt und Rorik abwesend. Als sie hinabstieg in den Saal, eröffnete ihr Gwyne – mit der sie erst vor ein paar Wochen das Strohlager in der Küche geteilt hatte –, daß ihr Herr zusammen mit Sihtric vor einer Stunde weggeritten war. Sie war verblüfft und recht verschnupft darüber, daß Rorik sie nach einer Nacht beseligender Nähe einfach wortlos verlassen hatte. Als der Tag voranschritt und immer noch kein Zeichen weder von Rorik noch dem Nordmann kam, wurde sie langsam unruhig. Was könnte ihren Mann von seinen Gästen und seiner Frau weggelockt haben, wo doch die Hochzeitsfeierlichkeiten kaum begonnen hatten?
Erst kurz vor dem Abendmahl kehrten Rorik und Sihtric zurück. Beide sahen aus wie nach einer verlorenen Schlacht, lehmverschmutzt, nach Schweiß und freier Natur riechend. Allerdings erhielt Alaine auf ihren fragenden Blick keinerlei Erklärung von ihrem frischgebackenen Mann. Ein knappes, höfliches Nicken war seine einzige Begrüßung und die Bitte, man möge ihm ein Bad in seinem Gemach vorbereiten.
Alaines wachsender Ärger steigerte sich zu regelrechter Wut, als sie an dem Abend neben Rorik auf dem Podium saß. Die Hochzeitsgäste waren emsig damit beschäftigt, sich mit Essen, Bier und Wein zu bedienen. Ihr Mann richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf das Gespräch mit dem jungen Herzog William, der zu Alaines Rechten saß. Und da Rorik ihr zur Linken seinen Platz hatte, mußten beide Männer leicht vornübergebeugt ihre Unterhaltung fortführen. Wie eine steinerne Säule kam sich Alaine vor, trotz aller Zuvorkommenheit, die beide ihr entgegenbrachten. Bei dem Versuch, eine kluge Bemerkung in ihr Gespräch einzuwerfen, blickten sie
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