Die Herrin von Sainte Claire
habe ich keinen Schrei aus diesem hübschen Mund vernommen, als er unter Eure Röcke kroch!«
»Denkt Ihr, ich wollte jeden Gast dort unten im Saal herbeilocken – um das zu denken, was Ihr gerade denkt? Ich brauchte keine Hilfe. Ich hätte mich selbst dagegen verteidigen können!« bekräftigte sie noch einmal mit herausfordernd funkelnden Augen.
Rorik lachte bitter auf. »In der Tat habt Ihr Euch verteidigt! Und mit beträchtlicher Begeisterung. Ich sah nur eine Frau, die sich vergnügte. Ihr machtet einen recht begierigen Eindruck, auszukosten, was er zu bieten hatte. Nennt Ihr das Selbstverteidigung?«
Alaines leicht erregbares Wesen brauste auf. »Ihr … Ihr seid ein verstockter, hohlköpfiger Narr!« Die Worte klangen ihr in den Ohren wie ein unwürdiges, empörtes Quieken. Sie kam sich vor wie eine Feldmaus, die dem hungrigen Adler trotzte. »Ihr habt schon alles in Eurem verworrenen Hirn festgelegt. Ich könnte schwören, Ihr seid über dieses Vorkommnis entzückt, damit Ihr Euch auf die Schulter klopfen und Euch sagen könnt, Ihr habt es ja immer schon gewußt!«
»Sehe ich denn sonderlich entzückt aus?« Seine Stimme erhielt die dunkle Drohung kaum unterdrückter körperlicher Gewalt. »Mache ich einen sonderlich zufriedenen Eindruck, daß meine Frau sich unter dem nackten Hintern eines anderen Mannes windet?«
»Ich habe mich nicht … Ich habe gekämpft!« verhaspelte sie sich. »Denkt Ihr, ich gäbe mich freiwillig Gilbert hin, der nach dem Tod meines Vaters auf schändliche Weise mein Zuhause überfallen und mich vor den Altar gezwungen hat?«
Rorik lachte eisig. »Mir gegenüber seid Ihr recht entgegenkommend gewesen, der ich doch so ziemlich das Gleiche getan habe. Ich wollte Gunnor zuerst nicht glauben, daß es Euch und Gilbert zur Heirat drängte, noch als Euer Vater am Leben war. Nun sehe ich, dies erklärt so manches – die übereilte Hochzeit nach dem Tod Eures Vaters und der tückische Angriff während des Turniers.«
Alaine blickte ihn entgeistert an. Rorik gestand ihr zumindest zu, daß sie ihr Lügennetz geschickt zu spinnen verstand. »Gunnor hat Euch gesagt …?« Alaine hätte auflachen können, wenn ihr nicht zum Weinen zumute gewesen wäre. »Oh, Ihr schwachköpfiger Narr! Der Verstand hat Euch wahrlich verlassen.«
»Ich bin kein Narr!« widersprach er heftig. »Aber ich sollte Euch danken, Madam, denn ich war drauf und dran, einen Narren aus mir zu machen – indem ich beinahe glaubte, Ihr stündet über die anderen Eures Geschlecht. Ich sollte Euch dankbar sein, mir diese endgültige Lektion zu erteilen!«
»Ihr seid ein größerer Esel als ich dachte«, bemerkte Alaine bissig.
»In der Tat?« erwiderte er kalt, trat einen Schritt vorwärts und packte Alaines Arm mit einem eisernen Griff. »Aber nicht Esel genug, um meine Frau hinter meinem Rücken mit jedem, der ihr gefällt, die Dirne spielen zu lassen. Wenn es Euch beliebt, die Dirne zu spielen, Madam, dann mit mir, und nur mit mir allein.«
Vollends aufgebracht, sah ihn Alaine schnippisch an. »Nun gut, Sir, Ihr eitler, dummer Herr Ritter, Ihr gefällt mir nicht.«
»Kann ich den Liebeskünsten Eures Günstlings nicht entsprechen?« Rorik zog sie an seine steinharte Brust. »Diesmal, meine Liebe, müßt Ihr es einfach über Euch ergehen lassen.«
Sie versuchte, sich ihm zu entwinden. »Was habt Ihr vor, Ihr Riesenlümmel?«
Rorik überging ihr Zappeln. »Es war nicht recht von mir, Euer Liebesspiel zu so ungünstiger Stunde zu unterbrechen. Erlaubt mir zu beenden, was Gilbert so hastig abgebrochen hat.«
»Laßt mich!« verlangte sie erzürnt.
Das Feuer in seinen Augen wandelte sich in wütende Begierde. Alaine wußte, jeder Kampf war vergeblich. Sie mußte gegen sich wie gegen Rorik ankämpfen, denn etwas in ihr schmolz bei der Berührung seiner Hand auf ihrem Arm.
Um des Stolzes willen kämpfte sie jedoch weiter. Ohne auf ihre trommelnden Fäuste und Fußtritte zu achten, drückte er sie mit dem Gewicht seines muskelgestählten Körpers aufs Bett. Er nahm sie schnell und ohne jede Umschweife. Er drang mit einer Heftigkeit in sie ein, die sie zu seinem ganz alleinigen Besitz brandmarkte. Sie erinnerte sich nicht mehr, wann Wut in Begierde überging, auch nicht, wann seine Gewalttätigkeit zur Leidenschaft wurde. Seine verzweifelte Unbeherrschtheit ging langsam in zielbewußte Lust über, als sich ihre Beine um seine Hüften wanden und sie sich Stoß für Stoß ihm entgegendrängte. Zusammen strebten sie in
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