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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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war stolzgeschwellt, als Pater Sebastian Garin segnete und ihn ermahnte, in dieser langen, schlaflosen Nacht Gottes Hilfe zu erflehen, daß er sich der großen Ehre, die ihm morgen zuteil wurde, würdig erwies. Sie war sich gewiß, bei Morgengrauen, wenn ihn seine Schirmherren, Rorik und Sir Gunnulf abholten, würde er in ebenso stolzer und gerader Haltung dastehen wie jetzt.
    Am nächsten Morgen war Alaine an Mathildes Seite und hielt ihre Hand, während Garin zum Ritter erhoben wurde. Er sah ernst und männlich aus in seinem neuen Kettenhemd und dem neuen Helm, beides ein Geschenk Roriks. Nun verstand Alaine, weshalb Mathilde so hingerissen von ihm war. Stolz trug er seine neuen Waffen, an denen noch kein Blut von einer Schlacht klebte. Nachdem die Zeremonie beendet war und er die Sporen trug, wie es seinem neuen Stand geziemte, erfreute er die Zuschauer mit einem Sprung in voller Rüstung und aller Waffen auf sein Streitroß, ein von alters her überliefertes Glanzstück, das die Knappen monatelang vor der Schwertleite emsig übten.
    Mathilde glühte vor Stolz, als die drei jungen Ritter in einem gespielten Kampf ihren Mut und ihr Können vorführten. Es benötigte einen kleinen Seitenhieb Alaines, um sie daran zu erinnern, daß eine solch öffentliche Zurschaustellung ihrer Gunst nicht schicklich sei. Hingegen konnte sie Garin nicht davon abhalten, Mathilde triumphierend mit seiner lehmbespritzten Lanze zuzuwinken, nachdem er erfolgreich seine beiden Gegner in den Geplänkel besiegt hatte. Sie warf ihm einen mißbilligenden Blick zu, erntete aber daraufhin nur ein verwegenes Lächeln des jungen Ritters. Alaine nahm sich vor, etwas mit diesen beiden Narren zu unternehmen, ehe sie in noch größere Schwierigkeiten gerieten.
    Die Festlichkeiten zogen sich bis ins neue Jahr. Keiner der Gäste dachte auch nur an Abreise. Das Wetter blieb weiterhin kalt und naß. Im Saal wimmelte es Tag und Nacht von Edelleuten, in der rastlosen Suche nach Zeitvertreib, begleitet von dem beständigen Hin und Her der Diener und Dienerinnen, die ja nicht das Mißfallen ihrer Herrschaften erregen wollten.
    Es war ein Tag vor Jahreswende, und Alaine suchte wieder einmal Zuflucht auf ihrem Schemel vor ihrem eigenen Kamin. Sie holte einen ganz zu unterst versteckten Stoff aus ihrer Wäschetruhe hervor. Daraus wollte sie eine neue Tunika als Ostergeschenk für Rorik nähen. Heute nachmittag schien die geeignetste Zeit dafür zu sein. Sie hatte gesehen, wie Rorik und drei der Gäste zu den Stallungen geschlendert waren, in einem Gespräch über Abstammung, Dressur und Ausdauer der Pferde vertieft. So vermutete sie, er würde wohl erst zum Nachtmahl zurückkehren. Die Gefahr, daß er sie beim Schneiden des Stoffes in der Kammer überraschte, war daher gering.
    Nach kurzer Prüfung des roten Wollstoffs, der vor ihr ausgebreitet lag, hatte sie schon eine bestimmte Vorstellung, wieviel davon sie für eine Tunika benötigen würde. Doch ehe sie zur Schere griff, zuckte sie zusammen beim Klang von Schritten, die sie draußen vernahm. Konnte Rorik doch so früh zurückgekehrt sein? Hastig raffte sie den Wollstoff zusammen und stopfte ihn in die Wäschetruhe, bevor die Tür aufsprang.
    Die hohe Gestalt, die im Türrahmen erschien, war jedoch nicht Rorik. Alaine setzte sich empört aufrecht, als ein feixender Gilbert die Tür hinter sich schloß, den Riegel vorschob und sie mit Besitzermiene betrachtete.
    »Guten Tag, ma chère.«
    Alaines zart geschwungene Brauen zogen sich zusammen. Ihre Augen blitzten zornig-blau. »Was habt Ihr hier zu suchen, Gilbert? Entfernt Euch aus meinem Gemach, ehe ich jemanden rufe, der das für mich erledigt!«
    Gilbert blieb ungerührt. »Kein Grund sich zu ängstigen, chérie. Ich statte nur einen Höflichkeitsbesuch ab. Im übrigen, denkt daran, welchen Schaden Euer Ruf nehmen würde, solltet Ihr nach den Gästen unten um Hilfe schreien. Ihr könntet Eure Unschuld noch so beteuern, es würde Euch doch keiner glauben.«
    »Wenn Ihr wenigstens über soviel Verstand verfügtet, den Gott den Schweinen gegeben hat, würdet Ihr Euch um Euer eigenes Leben sorgen«, entgegnete sie ihm ätzend, »und nicht um meinen Ruf. Sollte Rorik Euch hier antreffen, hätte er mich vielleicht in Verdacht. Doch bezweifle ich, ob das ihn davon abhalten würde, Euch umzubringen.«
    Gilbert lachte leise. »Ja, ja, der wackere Rorik. Zu dumm, daß ich bei unserer letzten Begegnung nicht dazu kam, ihn aufzuspießen. Ein plötzlicher Entschluß von

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