Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
der in der Scheune so freundlich zu ihr gewesen war, hielt jetzt mit seiner ernsten Miene und seinem Schweigen alle auf Abstand.
    Zeekys Magen knurrte. Die Drachen gaben ihnen nur einmal am Tag – morgens – etwas zu essen, während sie abends Wasser zu trinken bekamen. In der Zeit, als sie von zu Hause weggelaufen war, hatte sie besser gegessen. Natürlich war sie damals nicht wirklich allein gewesen. Sie hatte Ferkelchen gehabt, um den sie sich hatte kümmern müssen, und seine Bedürfnisse hatten sie weitergehen lassen.
    Jetzt, da sie von einem Haufen fremder Leute umgeben war, fühlte sie sich weit mehr allein und verängstigter als
damals, da sie ohne jede Begleitung eines anderen Menschen durch die Gegend gewandert war.
    Wie schön es sein musste, Kamon zu sein. Der ältliche Prophet musste während dieser Reise überhaupt nicht leiden. Die Männer des Dorfes trugen ihn, wenn er müde wurde, und alle gaben ihm zu essen, bis er satt war. Die Dorfbewohner bewunderten ihn, aber sie wurde von ihnen gar nicht bemerkt. Zeeky wurde benommen vor Wut, wenn sie daran dachte.
    Aber vielleicht war sie auch benommen vor Durst oder Erschöpfung. Was immer der Grund war, die Welt drehte sich ganz entschieden, der Weg begann sich zur Seite zu neigen, bis sie mit dem Gesicht vornüber in den Staub fiel. Sie versuchte aufzustehen, aber dazu fehlte ihr die Kraft. Alles, was sie tun konnte, war liegen zu bleiben und die Dorfbewohner über sich hinweg und um sich herum gehen zu lassen. Da war das Gefühl, sie müsste sich eigentlich über sie ärgern, aber das Einzige, was sie verspürte, war Scham wegen ihrer Schwäche.
    Eine knochige, raue Hand griff unter ihre Achseln und drehte sie herum. He Du ragte über ihr auf, schob seine starken, drahtigen Arme unter ihre Knie und ihren Rücken. Ohne ein Wort hob er sie hoch und bettete sie so, dass ihr Kopf an seiner Schulter ruhte.
    Von ihrem neuen Platz aus sah Zeeky die Reihe zurück, die die Menschen bildeten. Drachen trieben die Menschen voran, sorgten dafür, dass niemand zurückblieb. Hinter den Menschen folgten die Tiere, die die Drachen ebenfalls mitgenommen hatten. Es war in dem nachlassenden Licht schwer zu erkennen, aber sie blinzelte und war sicher,
dass sie ihn sehen konnte. Ferkelchen hob sich mit seinem schwarzweißen Fell deutlich von den vorwiegend rosafarbenen Schweinen ab.
    Zeeky wusste jetzt, dass sie überleben würde. Sie musste überleben. Sie wusste nicht wann und sie wusste nicht wie, aber sie würde entkommen und Ferkelchen retten und weit weg irgendwohin gehen, wo sie niemals wieder einen Drachen sehen musste.
     
    Nachdem Vendevorex geflohen war, stellte Albekizan dessen Gemächer Blasphet zur Verfügung. Der sternförmige Raum in dem hohen Turm passte gut zu seinen Bedürfnissen. Wie nur wenige Drachen im Königreich konnte Blasphet mit den Inhalten der Becher und Phiolen etwas anfangen, die die Regale an den Wänden säumten. Was geringere Kreaturen vielleicht als Magie einstuften, erkannte Blasphet als natürliche Substanzen. Da war nichts Mystisches an einer Säure, die Eisen zerfraß, nichts Seltsames an Flüssigkeiten, die brennen konnten. Blasphet musste das Geheimnis erst noch ergründen, aber er war überzeugt, dass die beeindruckendste Leistung des Zauberers – seine Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen – eher auf einem noch zu verstehenden physikalischen Prinzip beruhte denn auf etwas Übernatürlichem.
    Im Laufe der Wochen hatte Blasphet viele Veränderungen in der Sternenkammer und den darunterliegenden Räumen vorgenommen. Zunächst einmal war das Hauptzimmer zu vollgestopft gewesen, als dass ein Sonnendrache sich dort hätte angenehm bewegen können. Also hatte er den größten Teil der Kostbarkeiten und Kuriositäten zusammengepackt
und in die Zimmer darunter geschafft, um sie dort genauer in Augenschein zu nehmen. Den langen Eichentisch in der Mitte hatte er behalten. Zusammen mit den Schellen war der Tisch vollkommen. Eine Reihe von Laternen und Spiegeln verlieh der Eichenplatte die Helligkeit eines Mittags, selbst in den kühlen, dunklen Stunden der Nacht.
    »Du wirst vermutlich schreien wollen«, sagte Blasphet zu dem nackten jungen Mann, der auf der Holzplatte angekettet war. »Ich hoffe, du tust es nicht. Denk daran, wie nett es wäre, mit etwas Würde zu sterben. Statt zu heulen und um Gnade zu flehen, die du doch nicht erhalten wirst, solltest du dich dazu entschließen, mit deinem Tod der Suche nach Wissen zu dienen. Sag mir,

Weitere Kostenlose Bücher