Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
habe.«
»Bringt mir die Antwort, wenn Ihr sie gefunden habt, mein Mitverschwörer. Aber ich werde meine Untersuchungen nicht aufgeben, während ich warte.«
Metron machte Anstalten zu sprechen, aber dann tat er es doch nicht. Blasphet wusste, dass der alte Drache keine andere Wahl hatte, als sich mit seinen Bedingungen einverstanden zu erklären.
»Also schön«, sagte Metron. »Ich werde gehen. Je schneller ich mit meiner Suche beginne, desto schneller kann ich diesem Wahnsinn ein Ende bereiten.«
»Natürlich«, erwiderte Blasphet. »Mögen die Flammen der Ahnen Euch Glück bei Eurer Suche bringen.«
»Ich dachte nicht, dass Ihr an die Flammen der Ahnen glaubt«, sagte Metron.
»Nein. Und ich vermute, auch Ihr tut das nicht. Und jetzt geht. Meine Versuchsperson nebenan wird vermutlich inzwischen tot sein, aber ich möchte die Organe noch bewerten, solange sie frisch sind.«
Metron eilte aus dem Zimmer, ging durch das Labor, ohne dem bleichen Körper auf dem Tisch einen Blick zuzuwerfen. Blasphet schloss die Tür hinter ihm, aber er widmete sich nicht sofort seiner Arbeit, die ihn plötzlich langweilte. Er kehrte vielmehr zum Balkon zurück und sah zur Freien Stadt hinüber. Schon bald würde der Baulärm
den ständigen Schreien von gequälten Menschen weichen, während seine Stadt sich bis zum Bersten füllte. Wie angenehm würde es sein, zu solcher Musik zu schlafen.
Pet rührte sich, als er aufwachte. Er war nicht allein. Er öffnete die Augen und stellte fest, dass Zanzeroth über ihm aufragte. Pet warf einen Blick zur Zelttür. Die Wachen waren verschwunden.
Zanzeroth brachte sein Gesicht näher zu seinem. Seine Wunden waren schrecklich. Das klaffende Loch in der Mitte der Schnauze des alten Drachen war mit fleckiger Gaze zugestopft. Schwarzes Blut klebte zwischen den Zähnen. Seine Augenklappe war verschwunden, und so befand sich ein vernarbtes, rissiges Loch dort, wo das rechte Auge hätte sein sollen. Der Blick seines linken Auges richtete sich auf Pets Gesicht, dessen Augen feucht wurden, als Zanzeroth atmete. Der Atem des alten Drachen stank nach Blut und Goom.
In seiner Klaue hielt Zanzeroth einen der Pfeile, den er aus seinem Körper gezogen hatte. Er hob ihn an sein blutverschmiertes Gesicht. Seine Zunge zuckte heraus, leckte über das eingekerbte Ende des Pfeils, wo die Finger ihn an die Sehne halten würden.
Dann senkte Zanzeroth seinen Kopf zu Pets angeketteten Händen. Pet zuckte zusammen, als die raue Zunge des Jägers einen langen Moment über seine Fingerspitzen tanzte.
Der gealterte Jäger setzte sich zurück und musterte Pet in der Dunkelheit. Er streckte eine Klaue aus und löste die Knöpfe von Pets Seidenhemd einen nach dem anderen. Er schob den Stoff auf und enthüllte Pets nackte Brust.
»Da ist nicht eine einzige Narbe«, flüsterte Zanzeroth. Er zog Pets Hemd wieder zu. Er beugte sich nach unten und sagte so leise, dass Pet nicht sicher war, ob er richtig hörte: »Ich wollte nur sichergehen.«
Zanzeroth drehte sich um und kehrte zur Zeltklappe zurück, halb humpelnd und halb schwankend wie ein Betrunkener. Er warf einen letzten Blick zurück, während er die Zeltklappe aufstieß. Pet konnte den Körper einer Wache ausgestreckt im Matsch liegen sehen. Zanzeroth nickte.
»Schlaf gut«, sagte er, ehe er die Zeltklappe hinter sich schloss und Pet wieder allein ließ.
Kapitel Siebzehn
Befriedigung
E ine Woche nach seinem Besuch bei Blasphet wartete Metron in seiner privaten Kammer auf den Sonnenuntergang, während er unruhig ein bebildertes Buch überflog. Früher an diesem Tag hatte er gesehen, dass Kanst zurückgekehrt war; er hatte eine Gruppe von gefangenen Menschen in die Freie Stadt geführt. Es blieb nur noch wenig Zeit, um die drohenden Grausamkeiten abzuwenden. Glücklicherweise hatten sich die anderen Biologen bereiterklärt, ihm bei der Suche nach einer Antwort auf Blasphets Frage zu helfen. Es war an diesem Tag, da er ihre Antworten zur vereinbarten Stunde erhalten würde.
Als das letzte Tageslicht verblasste, schloss Metron das Buch vor sich. Er rückte die grüne Schärpe zurecht, die quer über seiner Brust hing, und stieg die Treppe hinunter, die direkt von seiner Kammer zum Hauptraum der Bibliothek führte. Lange, hohe Regale befanden sich hier in gewundenen Reihen, erschufen dadurch ein Gewirr, in dem sich selbst erfahrene Biologen verirren konnten. Die schmalen Gänge zwischen den Regalen ließen sogar den
Himmelsdrachen kaum Platz genug, um sich
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