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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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wenn du eine deutliche Steigerung an Wärme oder Kälte verspürst. Wenn dir irgendetwas, was immer es auch ist, nur ein kleines bisschen mehr Stärke verleiht, sag es mir sofort. Hast du verstanden? «
    Der Mensch sagte nichts, aber seine wütenden, trotzigen Augen waren für Blasphet eine Ermutigung. Vielleicht hatte dieser hier den Willen, die Vivisektion lange genug zu überleben, um von einigem Nutzen zu sein.
    Blasphet griff nach der Ablage aus Onyx am Rand des Tisches und holte sein Skalpell heraus, dessen rasiermesserscharfe Klinge im gebündelten Licht glänzte. Mit geübter Präzision brachte er drei Schnitte über der Brust des Mannes an, einen nach unten zum Zentrum, dann einen quer zum oberen und einen dritten quer zum unteren Ende. Der Mann bog vor Schmerz den Rücken durch und biss die Zähne zusammen, aber er schrie nicht, während Blasphet
die beiden Hautlappen nahm und zurückschlug, so dass die Rippen des Mannes zum Vorschein kamen. Der salzige Geruch von Fleisch und Blut wirkte belebend auf Blasphet, wie auch die Erkenntnis, dass sein Opfer noch immer einen letzten, schwachen Schimmer der Hoffnung bewahrte, dass er überleben könnte.
    Er hatte die Versuchsperson gut ausgewählt. Dieser Mensch besaß nicht nur eine feste Muskulatur und einen überaus guten Gesundheitszustand; Blasphet hatte auch den Mut in den Augen des Mannes gesehen, seinen Trotz. Er gratulierte sich für seine Wahrnehmungsfähigkeit. Sein dummer Bruder hätte diese Art Wert nie erkannt. Albekizan ging davon aus, dass alle Menschen gleich waren.
    Blasphet legte das Skalpell beiseite und versenkte seine scharfen, starken Krallen in dem Gewebe gleich unterhalb des Brustbeins. Mit einem Ächzen riss er den Rippenkasten auf und legte die Organe darunter frei. Der Mann öffnete den Mund, um zu schreien, aber es kam kein Laut. Seine Augen schlossen sich, und sein Kopf wurde plötzlich schlaff. Blasphet wusste jedoch, dass der Mann das Bewusstsein noch nicht ganz verloren hatte. Der Trank, den er dem Mann zuvor aufgezwungen hatte, würde das Versinken im Schlaf bis zum Ende verhindern.
    In diesem Moment erklang ein Klopfen an der Tür. Blasphet zog eine Grimasse; er unterbrach seine Arbeit nur ungern, aber er war sicher, dass er wusste, wer da kam. Er rechnete schon seit geraumer Zeit mit ihm. Blasphet leckte sich das rote Blut von den ebenholzschwarzen Krallen und ging, um seinen Besucher hereinzulassen.
    »Geduld, Metron«, rief er. »Ich komme.«

    Er zog die Tür auf und fand sich dem Hohebiologen gegenüber.
    »Woher wusstet Ihr, dass ich es bin?«, fragte Metron.
    »Niemand traut sich, mich zu besuchen. Darüber hinaus wusste ich, dass Ihr mein Angebot annehmen würdet. Wir beide schätzen das Wissen – wir dürfen nicht zulassen, dass sich irgendeine armselige Moral in diese Suche einmischt. Wir sind verwandte Seelen, mein Freund.«
    Metron schüttelte den Kopf. »Das sind wir nicht. Ihr seid ein bösartiges, hasserfülltes Etwas, das sich dem Tod verschrieben hat. Ihr benutzt den Glanz der intellektuellen Betätigung, um Eure Widerwärtigkeit zu verbergen.«
    »Und dennoch seid Ihr gekommen, um mir zu helfen, ja?«
    Metron zögerte, dann sah er auf den Boden. »Ja«, flüsterte er. Der gealterte Drache hob den Kopf. »Aber im Gegensatz zu Euch werde ich vom Hass auf den Tod getrieben. Ich sehe düstere Zeiten für das Königreich kommen, und eine Verbindung mit Euch könnte meine einzige Hoffnung sein, größeres Blutvergießen zu vermeiden.«
    »Natürlich«, sagte Blasphet. Dann schenkte er ihm eine kleine Verbeugung. »Wo sind meine Manieren, dass ich Euch da in der Tür stehen lasse? Kommt bitte herein, mein verehrter Gast. Wir haben viel zu besprechen.«
    Der Hohebiologe folgte ihm durch das Labor. Seine fedrigen Schuppen zitterten beim Anblick des auf dem Tisch angeketteten Menschen, dessen offen gelegtes Herz noch immer schlug.
    »Es beunruhigt Euch«, sagte Blasphet. »Das sollte es nicht. Stellt Euch vor, dieser Körper wäre ein Buch. Es gibt viel zu lernen, wenn man die Seiten studiert.«

    »Was könntet Ihr hoffen, von dem hier zu lernen?«, fragte Metron. Seine Stimme klang erstickt.
    »Ich studiere gegenwärtig Herzen«, sagte Blasphet und deutete auf das schwache Pulsieren des purpurroten Klumpens, der zwischen den grauen Lungenflügeln lag. »Es steht außer Frage, dass ein schlagendes Herz wichtig für das Leben eines Menschen ist. Aber ich weiß, dass ihre Augen mir noch mehrere Augenblicke folgen, auch wenn

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