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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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zwischen ihnen zu bewegen; Sonnendrachen begaben sich nie in diesen Teil der Bibliothek. Metron fragte sich oft, ob diese Enge Zufall oder Absicht war.
    In einer Geschwindigkeit, die langjähriger Erfahrung entsprang, marschierte Metron die Reihen entlang, betrat dann ein Nebenzimmer, in dem sich Kisten mit unkatalogisierten Büchern befanden. Er blickte sich um und vergewisserte sich, dass niemand zusah, dann schob er die Kisten zur anderen Seite, so dass eine glatte Steinmauer zum Vorschein kam. Die Illusion des festen Steins hätte sogar Vendevorex getäuscht. Die Erbauer dieses Ortes hatten Zugang zu vielen geheimen Künsten gehabt. Metron machte einen Schritt nach vorn, und die Mauer kräuselte sich in kleinen Wellen, als sie ihn verschluckte.
    Als Metron auf der anderen Seite der scheinbaren Mauer war, knisterten seine Schuppen. Die Luft hier war dick und spannungsgeladen, zugleich kalt wie Eiswasser und nach glühendem Eisen riechend. Aus allen Richtungen kam das Summen von wütenden Bienen. Besonders beunruhigend war, dass es in dem Raum weder einen Fußboden gab noch eine Mauer oder eine Decke. Um ihn herum war nichts als leeres Weiß. Es war sieben Jahrzehnte her, seit er diesen seltsamen Ort zum ersten Mal betreten hatte, und dennoch drohte das Gefühl, in eine nicht enden wollende Leere zu stolpern, ihn jedes Mal zu überwältigen. Trotz der Information, die seine Augen ihm gaben, wusste er, dass seine Füße auf festem Boden standen. Er klopfte mit dem Stab gegen den unsichtbaren Boden, um sich zu vergewissern.
    Dies war der Schneeraum, der geheime Versammlungsraum
der Biologen. Es gab dreißig solcher Räume im ganzen Königreich, und alle waren älter als die Bibliotheken um sie herum. Von dieser Stelle aus war es möglich, alle zu sehen, die in ähnlichen Kammern an anderen Orten standen, durch hunderte von Meilen voneinander getrennt. Während er ins Nichts starrte, begann er schon bald, das Abbild eines anderen Biologen zu sehen, der sich neben ihm materialisierte wie ein Reisender, der aus dem Nebel auftaucht.
    Es war Daknagol, der einzige Biologe, der älter war als er selbst. Daknagol hatte ihn vor vielen Jahren mit dem Geheimnis des Schneeraums vertraut gemacht.
    »Verfluchter Ort«, brummte Daknagol. Die schönen Schuppen um seine Augen zogen sich zu einer Maske zusammen, die verriet, wie angewidert er war. »Dass diese Kammer mich in meiner Jugend mit Staunen erfüllt hat … Jetzt werde ich nach jedem Besuch von ungeheurer Übelkeit gepackt. Die Menschen, die diesen Ort errichtet haben, müssen tatsächlich sehr bösartig gewesen sein.«
    »Hüte deine Zunge, ehrenwerter Daknagol«, sagte Metron.
    Während er sprach, tauchte ein zweiter Drache aus dem Nebel auf. Es war Androkom, der jüngste der eingeweihten Biologen und, wie einige sagten, der brillanteste. Trotz seines Ranges strahlte Androkom noch immer etwas von einem Schüler aus. Das lag zum Teil an seiner Jugend und den strahlenden Federn, aber auch daran, dass starke Tintenflecken seine Klauen bedeckten; die Schreibarbeiten wurden gewöhnlich den Novizen der Biologen überlassen.
    »Wieso soll er seine Zunge hüten?«, fragte Androkom.
»Jeder hier kennt die Wahrheit. Wir leben in einer Welt der verlorenen Wunder. Wir plündern die Reste einer untergegangenen menschlichen Zivilisation. Die armseligen, unwissenden Wesen, die wir dazu einsetzen, unsere Felder zu bestellen, sind einmal wie Götter über diese Welt geschritten.«
    »Ja«, sagte Metron. »Und sie haben sich selbst mit ihrer eigenen Technologie zerstört. Lasst mich euch erinnern, wir sind nicht hier, um die uralte Vergangenheit zu besprechen. Wir sind hier, um über eine wichtigere Frage zu reden: Was ist das Leben?«
    Inzwischen waren ungefähr zehn weitere Drachen aufgetaucht. Die Frage führte dazu, dass alle auf einmal zu sprechen begannen. Metron klopfte mit dem Stab auf den Boden und stellte die Ordnung wieder her. Alle schwiegen, bis auf Androkom.
    »Werte Brüder«, sagte Androkom und hob die tintenbefleckten Klauen. »Ich habe die Antwort, die sich dem Hohebiologen entzogen hat. Ich kenne das Geheimnis des Lebens! «
    Metron war über diese Antwort nicht überrascht. Androkom war bekannt für seine Klugheit – und für seinen Hochmut.
    »Sprich«, sagte Metron.
    »Nichts widerspricht dem, was im Buch von Theranzathax geschrieben steht. Das Leben ist die Flamme.« Androkom reckte den Kopf, als wollte er die anderen Biologen herausfordern.
    Eine Kakophonie von

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