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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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brauchte nur einen halben Augenblick, um die Wichtigkeit dieser Bemerkung zu begreifen. »Bitterholz?«, fragte er. Seine Stimme verriet seine Aufregung. »Sie haben Bitterholz ergriffen?«

    »Das hat Flanchelet gesagt.«
    Metron wandte sich sofort von seinem Untergebenen ab; er spürte einen Funken Hoffnung, während er wieder durch das Gewirr von Büchern hastete. Vielleicht mochte Albekizan seine Meinung über den angeordneten Völkermord doch noch ändern, wenn er seine Rache gegenüber Bitterholz bekam. Mit etwas Glück würde Blasphet bereits wieder in seiner Zelle sein, ehe Androkom eintraf.
     
    Blasphet schickte den Boten mit einer Geste seiner Klaue weg und drehte sich zum Balkon um, der zur Freien Stadt hinausging. Auf dem Balkon standen Töpfe, in denen sich ein Dutzend farbenprächtiger Pflanzen befanden, die meisten davon giftig. Gewöhnlich, wenn er in seinem kleinen Garten stand, verspürte er so etwas wie Frieden. Jetzt betrachtete er die Neuankömmlinge in der Stadt, und der Frieden wich kalter Sorge. Bitterholz war ergriffen worden. Würde Albekizan sein Wort brechen und die verbliebenen Menschen verschonen, wenn er seinen Rachedurst nach Bitterholz’ Blut gestillt hatte? Viele einflussreiche Drachen sprachen sich gegen die Pläne des Königs aus. Die Arbeit der Menschen gewährte dem Königreich Wohlstand. Sie kümmerten sich um die Felder, arbeiteten in den Minen und fischten in den Gewässern. Vielleicht würde sein Bruder im Nachklang von Bitterholz’ Tod wieder Vernunft annehmen. Das durfte Blasphet nicht geschehen lassen.
    Blasphet sprang vom Balkon, spürte, wie seine Federn Auftrieb bekamen, und einen Moment lang verschwanden all seine Sorgen in der Freude des Fliegens, während er zwischen den Sternen über sich und der zerklüfteten Dunkelheit
unter sich dahinglitt. Viele Jahre war ihm dieses Vergnügen verwehrt worden, als er in den feuchten Spalten des Burgverlieses gehaust hatte. Als er an den Kerker dachte, verklang das sinnliche Vergnügen, mit dem die Luft über seine Flügel strich, und die Erinnerung an die Grausamkeit von Käfigen kehrte in seinen Geist zurück. Die Stäbe einer Zelle konnten Menschen in einer Ebene festhalten – in der horizontalen. Für einen Drachen war der Schmerz über die Unfähigkeit, auf der Erde zu gehen, zweitrangig gegenüber dem Unvermögen, über sie hinwegzufliegen. Blasphet setzte diese Gedanken auf die Liste mit den Schulden, die den anderen Mitgliedern seiner Rasse zurückzuzahlen sein würden, wenn sich ihre Nützlichkeit erst einmal erschöpft hatte.
    Als er im Mondlicht einen großen Kreis flog, erhaschten seine Augen eine Bewegung außerhalb der Mauern der Freien Stadt. Eine Handvoll Erddrachen marschierte von den Toren weg, trieb eine Gruppe von Kühen, Schafen und Schweinen vor sich her. Blasphet bog die Flügelränder nach oben und wurde langsamer, ließ sich schließlich auf dem Weg vor ihnen nieder.
    »Ihr da«, sagte er zu dem, der offensichtlich der Anführer der Erddrachen war und bei seinem plötzlichen Erscheinen zusammenzuckte. »Wer seid ihr? Was habt ihr mit diesen Tieren vor?«
    Der Erddrache sah verwirrt aus. »Ich bin Wyvernoth, Herr. Diese Tiere stammen aus einem Dorf der Menschen. Die Leute sind heute zur Freien Stadt gebracht worden. Wir bringen diese Kriegsbeute zurück zu den Unterkünften, um die Speisekammern aufzufüllen.«

    »Ich habe keinen Befehl gegeben, dass die Menschen ihres Viehs beraubt werden sollen. Bringt die Herde wieder zurück. Die Menschen haben sie aufgezogen und sollen sich von ihr ernähren.«
    »Ich bitte um Vergebung, Herr«, sagte Wyvernoth, »aber das ergibt keinen Sinn. Blasphet hat vor, die Menschen zu töten. Wieso sollen wir sie ernähren?«
    Blasphet begriff, dass Wyvernoth keine Ahnung hatte, mit wem er sprach, was ihn erheiterte. »Der Grund ist ganz einfach, mein dummer Freund«, sagte er. »Die Menge an Nahrung, die der Stadt zur Verfügung gestellt wird, wird sich nicht verändern. Jenen, die sich jetzt innerhalb der Mauern befinden, und jenen, die in den nächsten paar Wochen eintreffen, wird es nur an wenig mangeln. Wenn mehr Menschen kommen, werden ihre Anteile allerdings kleiner und kleiner werden. Entsprechend der Schlichtheit des menschlichen Geistes werden die Menschen, die zuerst hier waren, die Schuld für ihr Hungern den Neuankömmlingen zuschieben und nicht den Drachen, die sie einst so großzügig ernährt haben.«
    »Sie werden sich gegenseitig an die Kehlen gehen«,

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