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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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immer noch eine Chance haben. Androkoms Bücher und Ausrüstung lagen auf dem Tisch. Blasphet würde sie als sehr nützlich empfinden.
    »Wir dachten daran, dass du eine private Unterredung mit dem König erbitten könntest«, sagte Androkom. »Das ist dein Recht. Dann …«
    »Nein«, sagte Metron und hob eine Klaue, unfähig, sein Glück zu glauben. »Ich habe eine bessere Idee.«
    »Wir hören«, sagte Shandrazel.
     
    Die Sonne hing rot und tief am Himmel, als Jandra aufwachte. Von ihrem Platz auf dem Hügel aus konnte sie sehen, dass die Burg des Königs einen langen, unheimlichen Schatten über das Land warf.
    Bitterholz lehnte an einem Baum ganz in der Nähe, aber es dauerte einen Moment, ehe sie ihn erkannte. Er saß so still da, dass er mit seiner graubraunen Kleidung und der
gebräunten Haut beinahe mit dem Baumstamm zu verschmelzen schien.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte sie.
    »Nicht lange«, antwortete er. »Vielleicht eine Stunde.«
    »Ich wollte meine Augen nur mal für ein paar Momente zumachen«, sagte sie.
    »Ich gönne dir deinen Schlaf. Ich weiß, wie schwer es ist, mit einer Kopfverletzung weiterzumachen.«
    Jandra stellte fest, dass ihr Kopf nicht mehr schmerzte. Sie drückte mit einem Finger auf den Verband über der Wunde und spürte keinen Schmerz. Sie zog den Verband ab.
    »Sie ist verheilt, nicht wahr?«, fragte sie und griff nach dem Beutel mit dem Staub.
    »Ja«, sagte Bitterholz. »In weniger als einem Tag. Und doch behauptest du, keine Hexe zu sein.«
    »Selbst wenn ich eine wäre, könnte ich so etwas nicht tun«, erwiderte sie. Sie benutzte den Staub an ihren Fingern, um einen kleinen Spiegel zu erzeugen. Für einen halben Herzschlag fragte sie sich, wer diejenige war, die da in den Spiegel starrte. Sie hatte beinahe vergessen, dass sie ihre Haare schwarz gefärbt hatte. Als der leichte Schock vorüber war, der sie angesichts der fremden Haare überkam, schob sie die Haare zurück und musterte ihre Stirn. Sie hob den Stirnreif etwas. Da war nichts. Die zuvor unter dem Verband verborgene Haut war blass verglichen mit der Bräune, die sie stets bekam, wenn sie sich draußen aufhielt. Abgesehen davon gab es keinerlei Zeichen, dass sie jemals verletzt gewesen war.
    »Heilung ist eine Fähigkeit, die ich erst noch erlernen
muss«, sagte sie. »Ich kann oberflächliche Dinge zustande bringen, Dinge, die ich sehen und auf die ich mich konzentrieren kann, aber innere Verletzungen, besonders Kopfwunden, übersteigen meine Fähigkeiten. Eine falsch angelegte Arterie könnte einen Schlaganfall hervorrufen. So etwas ist Vendevorex’ Sache.«
    »Er scheint deine Vergebung aufrichtig zu wünschen«, sagte Bitterholz.
    »Er wird sie nicht bekommen.« Sie ließ den Spiegel zerbrechen und wieder zu Staub werden. »Zuerst hat vor allem die Lüge wehgetan, die Vorstellung, dass er die ganze Zeit über, während er mich aufgezogen hat, ein solches Geheimnis bewahrt hat. Aber mehr und mehr beginne ich von dem Leben zu träumen, das ich hätte haben können. Mein ganzes Leben lang bin ich eine Ausgestoßene gewesen. Ich habe unter Drachen gelebt, ohne jemals wirklich von ihnen akzeptiert zu werden. Wenn ich zu anderen Menschen gegangen bin, musste ich feststellen, dass ich auch dort nicht hinpasse. Vendevorex hat mich eines normalen Lebens beraubt. Ich hätte eine liebevolle Mutter und einen liebevollen Vater haben können. Stattdessen bin ich von einem kaltherzigen Mörder aufgezogen worden. Er wird die Dinge zwischen uns nie in Ordnung bringen können.«
    »Ich verstehe«, sagte Bitterholz. »Es ist gut, dass du ihn hasst.«
    Jandra war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Ihr zu sagen, dass es gut war zu hassen, war so vollkommen das Gegenteil von allem, was Vendevorex ihr beizubringen versucht hatte.
    Bitterholz sprach weiter. »Die Leute werden dir sagen,
dass der Hass dich von innen zerfrisst. Sie werden dir sagen, dass du den alten Schmerz loslassen musst, keinen Groll hegen darfst. Hör nicht auf sie. Hass ist alles, was ein Mensch braucht, um am Morgen aus dem Bett zu kommen. Halte daran fest. Hass ist der Hammer, der dich die Wände dieser Welt zerschmettern lässt. Du hast erlebt, was mit mir geschehen ist, als ich ihn losgelassen habe. Ich habe meinen Weg verloren, als ich meinem Hass gestattet habe zu verschwinden.«
    »Aber jetzt hast du etwas Besseres als Hass«, sagte Jandra. »Du hast Hoffnung.«
    »Wie du werde ich von dem Leben verfolgt, das ich hätte

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