Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
dick, sie verlangsamte seine Bewegungen, als würde er sich durch Wasser bewegen. Der Raum schwankte, und wo Blasphet stehen sollte, fand er nur eine Wand. Shandrazel stieß mit dem Gesicht voran gegen den harten Stein.
»Fühlst du dich etwas orientierungslos, Neffe?«
Shandrazel drehte sich mit zitternden Beinen um.
Androkom lag ausgestreckt auf dem Boden, ebenso wie Metron. Blasphet war zur Feuerstelle zurückgegangen, rührte wieder mit dem Schürhaken in den Kohlen herum.
Shandrazel stürmte vorwärts, kämpfte gegen den Nebel in seinem Geist an und konzentrierte sich auf das Ziel, auf die Kehle seines Onkels. Er öffnete den Kiefer weit.
Blasphet besaß plötzlich eine unnatürliche Geschwindigkeit. Er schwenkte den Schürhaken über den Kopf und ließ ihn in einer verschwommenen Bewegung zwischen Shandrazels
Augen niedersausen. Da war ein Lichtblitz, ein Poltern von Trommeln, dann Dunkelheit. Die Dunkelheit zerbrach mit blassem rotem Licht, als Shandrazel die Augen wieder öffnete. Er lag auf dem Boden, sah auf Metrons zusammengesackten Körper. Die mit silbrigen Spitzen versehenen Schuppen des Hohebiologen schienen von winzigen Heiligenscheinen umgeben zu sein. Wieso lag Metron auf dem Boden? Shandrazels Kopf pochte schmerzhaft. Er mühte sich auf die Klauen und erhob sich langsam. Der Boden drehte sich, als würde er sich auf einer riesigen Drehscheibe befinden. Er konnte vage jemanden sagen hören: »Du bist so dickköpfig wie dein Vater.«
Noch ein Krachen, und der Boden unter ihm raste ihm entgegen. Alles wurde still und ruhig.
»Wach auf«, sagte die Stimme.
Nein. Shandrazel hatte zu große Schmerzen, um die Augen zu öffnen. Er zog die Decke des Schlafes noch fester um seinen Geist.
»Wach auf!«, wiederholte die Stimme, und diesmal wurde die Forderung von einem heftigen Stoß in Shandrazels Eingeweide begleitet. Shandrazel versuchte, sich von dem Schmerz wegzudrehen, aber er konnte sich nicht rühren. Das Klirren von Ketten erweckte seine Neugier mehr als die Stimme. Dann erinnerte er sich. Blasphet! Er riss die Augen auf.
»Oh«, sagte Blasphet von irgendwo in der Nähe. »Du bist zurück. Gut. Die Dosis hat dir mehr zugesetzt, als ich vermutet hatte. Du hast dich kaum gerührt, während ich dich da drinnen angebunden habe.«
Shandrazel versuchte, den Kopf in die Richtung zu drehen, aus der die Stimme seines Onkels kam, aber es gelang ihm nicht. Sein Kopf wurde durch kalte, harte Riegel festgehalten. Er bewegte die Augen und versuchte, die Glieder zu beugen. Sein ganzer Körper war in einem schmalen Käfig gefangen, in dem er flach auf dem Boden lag. Die Flügel waren hinter ihm zusammengebunden, die Glieder mit Querbalken gesichert, so dass er nicht einmal mit dem Schwanz wackeln konnte. Der Käfig war irgendwo aufgehängt, und er sah nach unten, wo sich ein riesiger Teich mit einer schwarzen Flüssigkeit befand. Wie er bemerkte, bestanden die Stangen des Käfigs nicht aus Metall, sondern aus dickem Glas. Er hätte wenig Mühe gehabt, sie zu zerbrechen, wenn er sich etwas hätte bewegen können.
Seitlich des Teiches konnte er ein Rad sehen, um das eine feste Kette gezurrt war. Blasphet trat in sein Blickfeld; er stand neben dem Rad und lächelte. Auf der anderen Seite des Teiches war Androkom an der Mauer angekettet; sein Körper war vornübergesackt, und Speichel lief aus seinem Mund.
»Ich hatte das hier für deinen Vater hergerichtet«, sagte Blasphet. »Aber es ist gut, dass ich es ausprobieren kann. Auf diese Weise kann ich irgendwelche Fehler ausmerzen, bevor ich es bei meinem teuren Bruder anwende.«
Shandrazel zog ein finsteres Gesicht. Er spannte sich an und lockerte dann jeden Muskel seines Körpers, kämpfte um nur einen Zoll Bewegung. Der Käfig begann zu schwanken, aber nur ganz wenig.
»Ich würde gern hierbleiben«, sagte sein Onkel. »Aber
leider fehlt mir die Zeit dazu. Mit dieser Vorrichtung wird dein Tod Stunden dauern.«
Blasphet drehte an dem Rad. Es klickte einmal, und der Käfig senkte sich einen Zoll.
»Der Teich unter dir besteht aus Säure. Diese Vorrichtung gestattet es mir, dich langsam und genauestens bemessen in den Teich hineinzulassen und dann wieder heraufzuholen, um die Ergebnisse zu begutachten. Ich werde bei jedem Schritt eine genaue Zeichnung anfertigen. Es müsste sich als faszinierendes Beweismaterial eignen, wie sich das Innere des Körpers Schicht um Schicht enthüllt. Mit dir zu üben gestattet mir, die Feinheiten auszuarbeiten, die ich
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