Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
leuchtendsten Geistern, die jemals gelebt haben, um den Drachen eine große Bestimmung zu geben. Du kannst die Arbeit von Jahrhunderten nicht einfach so zerstören!«
»Metron«, sagte Shandrazel. »Ich gestehe Euch zu, dass Ihr nur das Beste für die Drachen im Sinn habt. Zweifellos ist der größte Teil der zentralen Mythen der Drachen erschaffen worden, um unserer Art etwas Gutes zu tun. Aber wir sind nicht allein auf dieser Welt … wir teilen sie mit anderen. Würde mein Vater jetzt Krieg gegen die Menschen führen, wenn er die Wahrheit kennen würde? Die versteinerten Skelette, die unsere Hallen schmücken … das sind nicht die Überreste unserer Ahnen. Unsere Art ist kaum ein Jahrtausend alt. Wir schulden unsere Existenz der Menschheit.«
»Wir schulden der Menschheit gar nichts«, sagte Metron.
»Ich habe die Manuskripte studiert, die sie zurückgelassen haben. Als sie diese Welt beherrscht haben, haben sie sie mit ihrem eigenen Dreck vergiftet. Sie waren wie Hefepilze in einer verschlossenen Flasche, wuchsen und wuchsen, bis sie an ihrem eigenen Gift erstickt sind.«
»Dann unterstützt Ihr also den Völkermord meines Vaters? «, fragte Shandrazel.
Metron spürte, wie der Ärger bei dieser Frage aus ihm herausströmte. Sein ganzer Körper sackte zusammen. »Nein«, sagte er leise. »Was immer ihre vergangenen Sünden auch sein mögen, ich möchte das bevorstehende Gemetzel verhindern. Bei meinen Studien habe ich viel über die Wege der Menschen gelernt. In der Zeit ihrer Herrschaft haben die Menschen gefühllos andere Arten in die Auslöschung getrieben. Ich möchte gern glauben, dass wir Drachen darüberstehen.«
»Wie ich auch«, sagte Shandrazel.
»Und auch ich«, sagte Androkom. »Nun, es scheint, als hätten wir eine gemeinsame Basis, auf der wir aufbauen können.«
»Ja«, erwiderte Metron. »Dennoch, du hättest unsere Geheimnisse nicht weitergeben dürfen, Androkom.«
»Ich finde deine Heuchelei hierbei sehr faszinierend«, sagte Androkom. »Du würdest Shandrazel die Wahrheit vorenthalten, obwohl er für seine Integrität bekannt ist, und teilst unsere Geheimnisse zugleich mit Blasphet, dem Mördergott?«
Metron machte ein finsteres Gesicht. »Blasphet hat viele unserer Geheimnisse gegen meinen Willen erfahren. Wenn er von Menschen verfasste Bücher erhält, wird er
daraus nichts erfahren, auf das er nicht bereits gekommen ist.«
»Was Blasphet weiß oder nicht weiß«, sagte Shandrazel, »ist letztlich nicht wichtig. Unser Weg ist klar. Wir müssen meinem Vater die Wahrheit über die Herkunft der Drachen mitteilen. Im Licht dieser neuen Informationen wird er vom Völkermord absehen und meinen Onkel wieder einsperren. «
Metron spürte, dass ihm der Unterkiefer nach unten sackte. »Ihr … Ihr glaubt das wirklich?«, fragte er fassungslos.
»Mein Vater mag störrisch und hart sein, aber er ist entschlossen, auf die Vernunft zu hören.«
Metron schüttelte den Kopf. »Mein Prinz, Ihr seid zu idealistisch. Die Biologen beim Kolleg der Türme haben sich alle Mühe gegeben, Euch zu einem Geschöpf zu formen, das die Wahrheit und den Anstand respektiert, in der Hoffnung, auf diese Weise den zukünftigen König zu gestalten. Aber ich fürchte, sie haben Euch in Unkenntnis gelassen, was die wahren Wege der Welt betrifft.«
»Nein. Nicht in Unkenntnis. Gebildet. Wenn mein Vater erst die Wahrheit erfährt, wird er die Dummheit erkennen, die in diesem Krieg liegt, den er gegen die Menschen führen will, und er wird die Tötungsbefehle zurücknehmen. Wir Drachen rühmen uns, das höchste Produkt des Gesetzes der Natur zu sein, die rechtmäßigen Herrscher der Erde, während die Menschen Religionen folgen, die ihnen erklären, dass sie von der Natur getrennt sind, dass sie unabhängig davon erschaffen worden sind. Die ganze Zeit war das Gegenteil der Fall.«
»Er wird Euch niemals glauben«, sagte Metron. »Darüber hinaus werdet Ihr gar nicht erst die Möglichkeit haben, Eure Begründung vorzutragen. Er wird Euch sofort töten. Er wird das Leben aus Euch herausquetschen, während Ihr wie ein Idiot dasteht und versucht, an seine Vernunft zu appellieren.«
»Deshalb brauchen wir einen Plan«, sagte Androkom. »Und wir brauchen Eure Hilfe.«
Metron atmete langsam ein, bedachte seine nächsten Worte. Sie wollten seine Hilfe. Shandrazel zumindest war dumm genug, dem König zu vertrauen. Hatte er das gleiche Vertrauen in Metrons eigene Ehrlichkeit und seinen Anstand? Wenn dem so war, mochte Metron
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