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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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gesamte Einheit der Schwarzen Schweiger – standen in drei Reihen davor und hielten so die Menschen von ihr fern. Auf den unbehandelten Brettern der behelfsmäßigen Bühne stand Albekizan, der für Blasphets Geschmack ein bisschen zu schlau und zu selbstzufrieden wirkte.
    Hinter Albekizan befand sich Tanthia mit vor Kummer dunklen und tief in den Höhlen liegenden Augen; sie bot einen Anblick, den Blasphet bei Weibchen ziemlich attraktiv fand. Ein schwerer Holzpfosten ragte mitten aus der Plattform hervor, gleich dort, wo der König wartete; Pertalon stand bei dem Pfosten und kettete den gefangenen Bitterholz an, band ihm dabei die Hände hoch über dem Kopf zusammen, während er mit dem Rücken an dem Holz lehnte. Bitterholz’ Handgelenke wurden an einem schweren Eisenring befestigt, so hoch, dass er nur mühsam mit den Zehenspitzen die Plattform berührte. Die Gruppe auf
dem Podest wurde ergänzt durch den Jäger Zanzeroth und Kanst, der wie immer seine Rüstung trug. Blasphet ließ sich mit einer leichten Drehung seiner Flügel und mit raschelnden Schuppen auf die Plattform herunterschweben, um sich zu den Übrigen zu gesellen.
    Es war Albekizan nicht anzusehen, ob er Blasphets Ankunft bemerkte. Er war damit beschäftigt, Bitterholz’ Ketten zu überprüfen, während dem ein Lederband um den Kopf gebunden wurde. Dann befestigte er das Band auf eine Weise am Pfosten, als wollte er sicherstellen, dass der Gefangene keine Möglichkeit hatte, das Gesicht von der Menge wegzudrehen.
    Die Menge murmelte. Blasphet nahm vor allem eine Stimme wahr, aus der er Wahnsinn heraushörte, was immer eine interessante Qualität besaß.
    »Die Prophezeiung!«, rief der Wahnsinnige. »Es ist so, wie ich es gesagt habe! Bitterholz muss in dieser Stunde leiden, damit wir frei sein können!«
    Was das betrifft, gibt es nur eine geringe Chance, dachte Blasphet.
    »Nun, Bruder«, sagte Blasphet. »Heute ist dein großer Tag. Sag mir, wirst du ihn rasch töten? Oder hast du vor, ihn über viele Stunden hinweg leiden zu lassen, als könnte dir das die Erlösung von den endlosen Tagen des Trauerns gewähren, die er dir aufgebürdet hat?«
    »Sein Schicksal wird sich in die Länge ziehen«, sagte der König. Er trat hinter den Pfosten und legte Bitterholz die Klauen von hinten ans Gesicht.
    »Macht, was Ihr wollt«, sagte Bitterholz, obwohl Blasphet mit seinen geübten Ohren die tiefe Strömung der Furcht
wahrnehmen konnte, die sich unterhalb seiner mutigen Worte befand. »Ich habe keine Angst vor dem Tod!«
    »Das ist auch nicht nötig«, sagte König Albekizan. Mit seinen scharfen Krallen packte er die Lider über und unter den Augen des Gefangenen und zwang sie auf. »Denn wir sind nicht hier, um dir beim Sterben zuzusehen. Du bist es, der ihnen dabei zusehen wird.«
    Blasphet spürte, wie sich die Schuppen in seinem Nacken aufrichteten.
    Der König sprach weiter. »Du wirst zusehen, wie sie abgeschlachtet werden, eine unaussprechliche Darbietung aus Blut und Qual. Wenn diese Leute hier tot sind, werden wir andere zusammentreiben, und noch andere und wieder andere, und sie alle werden sterben, einen Tag nach dem anderen, und das alles deinetwegen. Du selbst wirst die Gnade des eigenen Todes erst dann erhalten, wenn auch der letzte Mensch in meinem Königreich getötet worden ist.«
    »Nein!«, rief Bitterholz.
    »Nein!«, rief auch Blasphet und machte einen Satz nach vorn. Er war nicht bereit zuzulassen, dass sein Bruder seine Pläne für die Freie Stadt zerstörte, indem er alle tötete, ehe das Experiment auch nur begonnen hatte. Bevor er den König erreichen konnte, sprang Pertalon ihm in den Weg und hielt ihn von seinem Ziel ab.
    Während die beiden gegeneinander kämpften, rief Bitterholz: »Tötet mich! Mein Leben für ihres! Ich bin derjenige, der Euch Unrecht getan hat!«
    »Kanst«, sagte Albekizan, dessen Augen im Morgenlicht glänzten. »Gib den Befehl.«

    Hezekiah drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, während Vendevorex sich erschöpft zurücklehnte. Der künstliche Mann knetete die Hände, beinahe wie ein Mensch, der eingeschlafene Gliedmaßen bearbeitete. »Meine Beweglichkeit ist wiederhergestellt«, sagte Hezekiah mit dünner, hohler Stimme. »Ich vermute, du bist mit mir fertig?«
    »Du vermutest falsch«, erwiderte Vendevorex und reichte dem Propheten seinen breitkrempigen Hut. Während Hezekiah den Hut aufsetzte, hob Vendevorex mit einem Ächzen die schwere Axt. Er streckte sie dem künstlichen Mann entgegen

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