Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Blasphets Flügeln ließ nach, als das Gewicht von seinem Rücken abfiel. Er erhob sich, und als er sich umdrehte, sah er Pertalon bereits tot am Boden liegen. Blasphet stieß gegen die Leiche; er war wütend, weil er gezwungen worden war, etwas von dem Gift an einen solchen Narren zu verschwenden. Kanst drehte ihm immer noch den Rücken zu; der General war beschäftigt damit, den Schwarzen Schweigern, die die Plattform umgaben, Befehle zu erteilen. Zanzeroth war verschwunden, allerdings war Blasphet nicht übermäßig besorgt, was den aufgrund seiner Wunden halb verkrüppelten Jäger betraf. Wie er erwartet hatte, war Albekizan zu sehr damit beschäftigt, über das Blutbad zu lachen, das sich vor ihm ausbreitete, um Blasphet irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken. Er zitterte, als er den Jubel in der Stimme des Königs hörte. Er hatte gehofft, seinen Bruder nie wieder so glücklich sehen zu müssen.
Dann soll er eben glücklich sterben, dachte Blasphet. Und mit einem kleinen Schnappen seiner linken Vorderklaue offenbarte er seine letzte vergiftete Kralle.
Zanzeroth, der hoch oben am Himmel kreiste, blickte auf das schier endlos wirkende Feld von Gesichtern hinunter. Der echte Bitterholz musste irgendwo dort sein. Seit seine Nase wieder genügend verheilt war, dass er seinen Geruchssinn zurückerhalten hatte, zweifelte er nicht mehr daran, dass der Gefangene, den Albekizan quälte, nicht Bitterholz war. Er hatte den falschen Mann ausgesucht, was zweifellos seiner Erschöpfung und seinen Verletzungen zuzuschreiben war. Im Rückblick hätte er die Ereignisse nicht besser planen können. Die vergangenen Tage hatten Zanzeroth gestattet, sich auszuruhen und einigermaßen von den Verletzungen zu erholen. Er war nicht vollständig genesen, aber er fühlte sich stark genug, um sich jedem entgegenzustellen, besonders jetzt, da er das Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte. Albekizan hatte sein eigenes Opfer zum Quälen. Was bedeutete, dass der wahre Bitterholz allein seine Beute war. Er brauchte seine Rache mit niemandem zu teilen, nicht einmal mit einem König. Leider drohte jetzt das Gemetzel Bitterholz erneut aus seinen Fängen zu rauben. Er musste den Mann finden, und zwar rasch.
Dann bemerkte er einen Menschen, der die Linie der Drachen von hinten angriff und sich wie ein Dämon durch die Soldaten schlug und hackte. Bitterholz? Zanzeroth flog tiefer, um genauer hinzusehen. Der Mann war in Schwarz gekleidet und kämpfte mit einer Axt, und er kämpfte auch
dann noch weiter, als drei Speere in ihm steckten. Der Mann watete knöcheltief in einer widerlichen Brühe, die aus dem Blut und den Innereien erschlagener Drachen bestand. Dieser Mensch war nicht Bitterholz, aber Zanzeroth war dennoch beeindruckt. Wer war das?
»Nein! Ich werde dich töten!«
Blasphet hatte nicht die Zeit, sich nach der weiblichen Stimme umzudrehen, die hinter ihm schrie. Eine Woge von Patschuli strömte über ihn hinweg. Erneut krachte er auf die rauen Bretter der Plattform, als Tanthia sich auf ihn stürzte. Ihre bemalten Klauen gruben sich in seinen Hals.
»Du hast mir meinen Bruder genommen!«, schrie sie. »Du wirst mir nicht auch noch meinen Ehemann wegnehmen! «
Blasphet drehte sich in ihrem Griff herum, so dass er sie von Angesicht zu Angesicht sah. Tränen glitzerten wie Juwelen auf ihren Wangen. Tanthia war stark und genauso groß wie er, aber sie war nicht geübter im Kampf als er. Er zog ihre Klauen mit Leichtigkeit von seinem Hals weg, achtete sorgsam darauf, sie nicht mit dem Gift zu kratzen.
»Deine Hingabe ist lobenswert«, sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, während er ihre Gelenke zurückbog und den Schmerz nutzte, um sie von sich wegzuzwingen. »Und jetzt sei so gut und hol Holz für die Feuerbestattung, ja?«
»Mörder!«, schrie sie und stieß ihren Kiefer vor, grub ihre Zähne tief in seine Schulter.
»Aaaah!«, schrie Blasphet. Genug war genug. Albekizan würde warten müssen. Er fuhr mit der scharfen, vergifteten
Klaue über Tanthias schlanken Hals. Ihr Kiefer wurde schlaff, und sie sackte mit einem Seufzer zu Boden.
Blasphet sah sich um. Kanst hatte ihn immer noch nicht bemerkt. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf den Kampf vor der Plattform; bei den ohrenbetäubenden Schreien der Gequälten, die wie unendlicher Donner durch die Luft wogten, hatte er ganz sicher nichts von der Auseinandersetzung hinter sich gehört. Das Brüllen übertönte jetzt sogar Albekizans wahnsinniges
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