Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
und sagte: »Wir beide fangen gerade erst an.«
Kapitel Dreiundzwanzig
Los!
K anst schwang sein strahlendes Zeremonienschwert hoch über den Kopf, dann brachte er es in einem geschmeidigen Bogen nach unten.
»Tötet sie!«, befahl er.
Als Bitterholz schließlich etwas sagte, konnte Jandra ihn kaum verstehen.
»Was?«, fragte sie.
»Geh«, flüsterte Bitterholz.
»Noch nicht«, sagte sie.
»Geh«, wiederholte er nachdrücklicher.
»Aber …«
»Geh!«, schrie er. »Geh!«
Der Blick auf seinem Gesicht – eine verzerrte Maske aus Schmerz und Wut – verriet ihr, dass er ihr niemals zuhören würde. Dennoch musste sie sagen, was sie zu sagen hatte.
»Schön«, sagte sie. »Gib dir selbst die Schuld. Tu so, als würde nichts eine Rolle spielen außer deiner eigenen Schuld. Lass Pet an deiner Stelle sterben. Lass Zeeky in der
Freien Stadt verrotten, lass die gesamte Welt zusammenbrechen. Aber ich werde versuchen, das zu verhindern!«
Jandra drehte sich um und lief davon, ohne sich die Mühe zu machen, den Kreis der Unsichtbarkeit um sich herum zu errichten. Es war dumm von ihr gewesen, dass sie ihm vertraut hatte.
Die Leute schrien, als die Wachen vorwärtsstürmten.
Zeeky hatte nicht mitbekommen, was auf der Plattform geschehen war, denn sie befand sich im hinteren Teil der Menge. Sie schrie vor Angst, als die Leute sie hin und her stießen, als wäre sie eine Maus und die anderen ein Dutzend Katzen. »Was ist passiert?«, fragte sie.
Plötzlich schrie der Erwachsene gleich neben ihr noch lauter, und der Druck der vielen Körper ließ nach, als die Menge sich teilte. Die Leute flohen vor einem schnaubenden Ochsenhund, auf dessen Rücken ein peitschenschwingender Erddrache in einem großen Sattel saß. Während die Erwachsenen wegliefen, richtete das riesige Tier den Blick seiner dunklen Augen auf Zeekys kleine Gestalt, schoss bellend und zähnefletschend auf sie zu. Die braunen Nackenhaare standen wie Borsten ab.
»Ah«, sagte Zeeky und vergaß einen Moment das Chaos, das die Leute veranstalteten. Hier war etwas, das sie verstand. »Du bist aber ein ganz Großer, was?«
Der Ochsenhund kam schlitternd vor ihr zum Stehen, stieß sein Gesicht gegen ihres und knurrte. Sein dampfender Atem roch nach frischem Blut.
»Du bist nur einfach ein sehr großes Hündchen, oder?«, fragte sie.
Der Ochsenhund hörte auf zu knurren. »Hrrmph«, schnaubte er.
Zeeky streckte die Hand aus und berührte die große, nasse schwarze Hundenase. Die Haare im Nacken des Tieres legten sich wieder. Der Hund antwortete mit Dankbarkeit auf ihr Streicheln, indem er mit seiner rosafarbenen Zunge über ihre Hand leckte.
Der Drache im Sattel gab dem Tier die Peitsche. »Los, Mörder! Greif an! Greif an!«
Der Ochsenhund ließ die rechten Beine einknicken und rollte sich auf die Seite, stieß dabei den Drachen aus dem Sattel. Als der Hund sich herumrollte, drückte er den Drachen mit seinem riesigen Gewicht nieder, ehe er wieder auf die Füße kam. Die umstehenden Menschen beeilten sich, ihm aus dem Weg zu gehen.
»Verflucht, Mörder!«, keuchte der Drache, während er sich bemühte aufzustehen. Er hob seine Peitsche. »Ich werde dir schon noch Gehorsam einprügeln!«
Mörder öffnete seinen riesigen Kiefer und machte eine Bewegung nach vorn, platzierte sein Maul über dem Kopf des Drachen und schloss es.
»Loslassen!«, rief der Drache mit gedämpfter Stimme.
Der Ochsenhund warf den Kopf von einer Seite zur anderen, riss den schreienden Drachen von den Füßen. Zeeky duckte sich, als die Füße des Drachen knapp über ihren Kopf schwangen. Es war zu schrecklich anzusehen, auch wenn es einem Drachen geschah.
»Lass ihn wieder runter«, sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. »Sofort!«
Der Ochsenhund hielt inne und sah sie an. Dann ließ
er den Kopf erneut und kräftig zur Seite schnellen und ließ los. Der Drache segelte ein paar Augenblicke durch die Luft, schlug mit den flügellosen Gliedmaßen in dem vergeblichen Versuch, seine Bewegungen zu kontrollieren. Dann stürzte er in die aufgeregte Menge und ging unter.
Der Ochsenhund wandte seine Aufmerksamkeit wieder Zeeky zu, ließ dabei die etwa einen Fuß lange Zunge aus dem Maul hängen.
»Guter Junge«, sagte Zeeky. Dann kehrten ihre Furcht und ihre Verwirrung zurück, als die Menge weiterschrie und wild umherlief. Noch immer war Zeeky geschützt in dem Kreis, der sich im Abstand von zehn Fuß um den Ochsenhund herum bildete. Sogar die in Panik
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