Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Scheibe und gab ein klaffendes Loch frei. Der Mann packte den Bogen und verschwand in dem dunklen Loch, einen halben Herzschlag, bevor Zanzeroths Klauen genau dort durch die Luft fuhren, wo eben noch sein Kopf gewesen war.
Zanzeroth schwang herum und landete auf dem Boden. Albekizan ließ sich hinter dem Loch nieder und wirbelte herum. Seine Augen glühten rot, als sich Flammen darin spiegelten. »So dicht dran! So dicht dran!«
»Er ist noch nicht frei«, sagte Zanzeroth, lief mit dem längsten Speer in seinen Händen los und stieß ihn in das dunkle Loch. Ohne Vorwarnung blitzte ein Pfeil auf und traf den Speer. Zanzeroth prallte zurück, als der Pfeil über seine rechte Wange nach oben glitt und ihm das Auge zerfetzte. Fluchend taumelte er zurück.
Gadreel starrte auf das Loch, das so schwarz wie eine sternenlose Nacht wirkte und in einem vollkommenen Kreis geformt war. Albekizan sank vor dem dunklen Ring bäuchlings zu Boden und stieß seine Vorderklauen hinein, schlug blindlings zu. Sein Bedürfnis, den Mörder von Bodiel zu ergreifen, raubte ihm jede Umsicht. Das Loch war viel zu klein, als dass ein Sonnendrache es hätte betreten können.
Gadreel schluckte schwer und machte einen Schritt nach vorn. Wenn es jemals einen Augenblick gegeben hatte, in dem er beweisen konnte, dass er mehr wert war als ein Sklave, dann war es dieser.
»Ich werde gehen«, sagte er.
»Beeil dich«, sagte Albekizan und erhob sich. Gadreel ließ sich mit dem Schwanz voran in die Dunkelheit hinunter. Er betrat einen Tunnel, der kaum acht Fuß Durchmesser besaß, und stellte fest, dass er zur Hälfte mit fließendem Wasser gefüllt war. Er hörte Echos weiter vorn und rückte Zoll für Zoll vor, hielt die Schwingen so hoch wie möglich, um sie davon abzuhalten, vom Wasser durchtränkt zu werden. Seine Augen gewöhnten sich an das schwache Licht, das durch die Öffnung hinter ihm fiel. Er fand keinen Hinweis auf den Menschen.
Das Licht hinter ihm verblasste, als er weiterkroch, wurde aber durch ein schwaches Glühen weiter vorn ersetzt. Als er das neue Licht erreichte, sah er, dass über ihm eine weitere Metallscheibe war, die sich noch an Ort und Stelle befand und die an vier Stellen durchlöchert war. Das Licht der Morgendämmerung sickerte hindurch, und er fühlte sich ungeschützt, ja ausgeliefert. Er streckte sich und versuchte, die verrostete Scheibe zu bewegen, aber es gelang ihm nicht.
Er holte tief Luft und rückte weiter in die Düsternis vor. Als die Dunkelheit ihn wieder umhüllte, spürte er etwas um seine Beine herumwirbeln, und sie verfingen sich darin. Er versuchte, sich mit Tritten von dem Ding zu befreien, aber er verlor in dem rauschenden Wasser das Gleichgewicht, stürzte, wurde von der kühlen Strömung mitgerissen und gegen die rauen Wände geschleudert. Er schlug um sich, unfähig zu erkennen, wo oben und unten war. Er schluckte übles, brackiges Wasser und spürte, wie ihm das Herz gefror. Die Flamme seines Lebens begann zu flackern.
Dann sah er durch die Düsternis hindurch vier winzige Lichtkreise. Er war zur letzten Scheibe zurückgespült worden. Er grub seine Klauen in die Mauer und riss den Kopf in Richtung Licht, schluckte feuchte, schale Luft, die süßeste Luft, die er jemals geatmet hatte. Er fand wieder Halt und griff nach unten, um das schwere Gewicht zu entfernen, das immer noch um seine Beine geschlungen war. Er zerrte es weg und hob es ins Licht. Es war der Umhang von Bitterholz.
Bitterholz.
Der eigentliche Irrsinn dieser Verfolgung traf ihn mit voller Wucht. Bodiel war nie ein Gegner für den Dämon gewesen. Zanzeroth, der am besten ausgebildete Jäger im ganzen Land, war geschlagen worden. Welche Chance hatte er, der er lediglich ein Sklave war? Er musterte die Dunkelheit vor sich. Das Tosen des Wassers überdeckte jedes andere Geräusch. Vielleicht war Bitterholz in der Nähe. Aber Gadreel wusste tief in seinem Innern, dass der einzige Grund, weshalb er noch am Leben war, darin bestand, dass Bitterholz schon lange weg war. Gadreel gab die Jagd auf und kämpfte sich zurück zum Eingang.
Er erreichte das offene Loch und streckte sich, um sich am Rand festzuhalten. Die gewaltige Klaue des Königs kam herunter, packte ihn am Nacken und zog ihn ins Freie.
»Hast du ihn gefunden?«, fragte Albekizan und setzte Gadreel vor sich ab.
»I-I…«, sagte Gadreel und starrte tief in die hoffnungsvollen Augen des Königs. Gadreel hatte das Gefühl, als sollte er lügen, als sollte er dem König
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