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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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das Brennen in seiner Brust, durch die Hitze seines Atems, der in Stößen aus seiner Kehle barst, während er sich bis an seine Grenzen und darüber hinaus trieb.
    Die Sonne kam auch jetzt nicht näher, als es in seiner Jugend gewesen war. Es gab Dinge, die waren nicht einmal einem König möglich.
    Erschöpft neigte Albekizan sich zur Erde und gab seine nutzlose Jagd auf.

    Von so hoch oben wirkte der Palast wie ein Felsengebirge. Der Palast – ein riesiger Hügel aus aufgeschichteten Steinen – war im Laufe von tausend Jahren errichtet worden, vor so langer Zeit von seinen Ahnen begonnen, dass deren Namen jetzt Legenden waren. Asrafel, der Feuerbringer. Wanzanzen, der Gesetzgeber. Belpantheron, der Gerechte.
    Über die Jahrhunderte hinweg waren Steine aus den westlichen Bergen flussabwärts zu dieser fruchtbaren Ebene geschafft worden, wo sie dazu benutzt wurden, das Zuhause der Könige zu erbauen. Das Gebäude war in vielerlei Hinsicht mehr eine Festung denn ein Palast. Die klippenähnlichen Mauern waren dazu gedacht, feindliche Armeen fernzuhalten. Vom Himmel aus wirkte der Palast wie ein Labyrinth aus Höfen und Türmen, sich windenden Gassen und großen Hallen, die halb überdacht und halb offen waren, wie es einer Rasse angemessen war, die dazu geboren war, den Himmel zu beherrschen. Obwohl der Palast aus grauem Granit bestand, wurde er durch eine üppige Blumenpracht in den terrassenförmig angelegten Gärten von leuchtenden Farben überflutet. Die glühenden Banner der Sonnendrachen – goldgewirkte Sonnen auf scharlachroter Seide – wehten zu Tausenden von Masten, die sich an jeder Ecke des Gebäudekomplexes erhoben. Im Innern des Palastes verloren sich die Farben. Über die Jahrhunderte hinweg, während Stein auf Stein geschichtet worden war, waren die ältesten Räume des Palastes immer mehr eingeschlossen worden. Gewaltige Höhlen waren tief im Fels vergraben, verbunden durch schmale, gewundene Gänge. Das pulsierende Leben des äußeren Palastes verbarg ein kaltes, steinernes Herz.

    Albekizan landete mit der Leichtigkeit eines Blattes auf dem höchsten Dach. Tatsächlich schickte der Wind, der bei seiner Landung aufkam, ein Laubblatt über den polierten Stein vor ihm. Albekizan wertete das trockene, tote Ding als ein Zeichen. Der Herbst war nicht weit entfernt. Dem Königreich standen kalte Tage bevor.
    Er hielt inne, lehnte sich gegen eine Mauer, während er Atem schöpfte. Er ließ seinen Blick über die Felder schweifen und entdeckte eine kleine Armee von Erddrachen, die auf einem nahen Feld Holz aufschichteten. Albekizans Herz verkrampfte sich, als er begriff, dass sie die Feuerbestattung seines Sohnes vorbereiteten.
    »Bodiel«, seufzte er.
    Dann atmete er langsam und tief ein und wappnete sich. Als er sicher war, dass seine Augen kein Gefühl verraten würden, das eines Königs nicht angemessen war, ging er die breiten Stufen hinunter in die Dunkelheit seines Zuhauses.
    Albekizan stieg sogar noch weiter hinab, bis in die Eingeweide des Palastes, angezogen vom Kern selbst, von der Nestkammer. Hier befand sich die innerste Struktur des Palastes, errichtet auf dem Grundgestein selbst. Die kühle, feuchte Luft der Kammer weckte alte Erinnerungen. Dies war sein Geburtsort. Mehr noch, hier hatte er Bodiel zum ersten Mal gesehen, als er noch feucht von der Geburt gewesen war. Er hatte die dicke, salzige Flüssigkeit weggeleckt, die die noch geschlossenen Augen seines Sohnes bedeckt hatte. Der Geschmack hing auch jetzt wieder auf seiner Zunge. Die Erinnerung an die Geburt verklang indes rasch, wurde von dem bitteren Gedanken verdrängt,
wie er Bodiels ausgewachsenen, von Regen und Blut feuchten Körper an sich gedrückt hatte.
    Als er die Nestkammer betrat, stellte er fest, dass er nicht allein war. Tanthia wartete neben der riesigen Feuerstelle, die jetzt kalt und schwarz war. Er hätte sie in der Dunkelheit fast nicht gesehen. Die Laternen, die den gewaltigen Raum beleuchteten, waren alle verschlossen worden, so dass nur von denen in der äußeren Halle Lichtschimmer ausgingen und die Schatten durchdrangen.
    Albekizan stand still da und betrachtete seine Königin, die ihm den Kopf zuwandte. Er spürte, dass er etwas sagen sollte, dass es seine Aufgabe war, ihr Kraft zu geben.
    »Bodiel wird gerächt werden«, erklärte er. Es war das Einzige, was er zu sagen wusste.
    Tanthias nasse Augen glänzten in der Düsternis, als sie ihren Blick auf ihn heftete.
    »Ich werde einen Kriegsrat einberufen«,

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