Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
von ein paar Drachen ausgelöscht, auch das von einigen Menschen und ein oder zwei Ratten. Befriedigt dich das? Oder sehnst du dich nach einer größeren Aufgabe? Stell dir den Tod nicht nur eines einzelnen Individuums vor, sondern einer ganzen Rasse. Bist du fähig, so etwas zu tun? Könntest du jeden einzelnen Menschen in meinem Königreich töten?«
Blasphet hob eine gefesselte Klaue und kratzte sich am Kinn. Seine Lippen zogen sich zurück und enthüllten gelblich graue Zähne. »Jeden Einzelnen? Es gibt Millionen Menschen. Die Mittel, die dafür notwendig wären, würden gewaltig sein.«
»Alles, was ich habe, steht zu deiner Verfügung«, sagte Albekizan mit einer Stimme, die jetzt noch leiser klang, beinahe wie ein verführerisches Flüstern. »Du wirst über meine Schatzkammer und meine Armeen herrschen können. Um die Vernichtung der Menschen zu bewerkstelligen, wirst du sämtliche Macht eines Königs besitzen.«
»Was kümmert mich die Macht eines Königs?«, fragte Blasphet. »Ich war einst ein Gott. Aber selbst für einen Gott ist diese Aufgabe eine erschreckende Herausforderung. « Blasphets Blick wanderte über die Weltkarte, als wollte er ihren Maßstab einschätzen. »Die Menschen würden vor einem direkten Angriff fliehen. Die Überlebenden würden zu den Waffen greifen, wenn es nicht gelingt, alle auf einen Streich zu töten. Ich habe in der Vergangenheit eng mit Menschen zusammengearbeitet. Sie können höchst stur sein. Der Krieg könnte Jahrhunderte dauern.«
»Das weiß ich«, sagte Albekizan. »Deshalb berate ich mich diesbezüglich lieber mit dir als mit Kanst.«
Kansts Augen verengten sich ob dieser kränkenden Worte.
»Der Schlüssel liegt in der Raffinesse.« Blasphets Stimme klang jetzt genauso verschwörerisch wie zuvor die des Königs. »Jemand müsste sie in eine Falle locken und sie töten, ehe sie Gefahr wittern …«
»Oh«, sagte Albekizan. »Ich sehe es in deinen Augen. Diese Aufgabe interessiert dich. Solltest du dich jetzt weigern,
wird dich das dein Leben lang quälen und dir zusetzen, während du in deiner Zelle verrottest.«
»Ist dieses Angebot ernst gemeint?«, fragte Blasphet. »Gerissene Intrigen waren nie deine Sache, aber ich kann nicht glauben, dass du mir vertraust. Was war es noch, was ich bei meiner Verhandlung gebrüllt habe? ›Ich werde dich töten? Ich werde euch alle töten?‹ Du erinnerst dich doch sicher, oder?«
»Ich vertraue dir nicht, aber ich verstehe dich. Wenn du wolltest, könntest du mich in diesem Moment töten. Du hast zweifellos irgendwo an deinem Körper verschiedene Gifte versteckt. Etwas, das du vielleicht ausspucken könntest? Oder eine Paste unter einer Kralle, die beim kleinsten Kratzer töten würde?«
»Natürlich«, sagte Blasphet. »Es ist möglich, dass ich dich bereits vergiftet habe und es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann du anfängst, aus jeder Körperöffnung zu bluten. Das wäre höchst befriedigend. Zu sehen, wie du Tränen aus Blut vergießt.«
»Du hast mich nicht vergiftet«, sagte der König mit einer Zuversicht, die Metron nicht für gerechtfertigt hielt. »Du wirst keine Bedrohung für mich oder meinen Hof sein, weil du es nicht wagst, diese Gelegenheit verstreichen zu lassen. Du hast die Freiheit, in großem Maßstab zu töten, ohne dafür bestraft zu werden, tatsächlich sogar mit der Garantie, mit Lob und Achtung bedacht zu werden. Dir wurde einst als Gott gehuldigt. Jetzt hast du die Gelegenheit, als Architekt der größten Heldentat der Drachen in die Geschichte einzugehen. Deine Freiheit zu handeln wird deine Fessel sein.«
»Vielleicht«, sagte Blasphet. »Dies ist … vielversprechend. Du kennst mich besser, als ich dachte, wie es scheint. Gut gespielt. Ich nehme das Angebot an.«
»Ich wusste, dass du das tun würdest«, sagte Albekizan und trat zurück. »Als wir aufgewachsen sind, gab es keine Herausforderung, die du nicht angenommen hast. Dein Wille wurde sogar für noch größer erachtet als meiner. Deshalb waren alle überrascht, als ich dich bei der Jagd besiegt habe.«
»In der Tat, Bruder«, erwiderte Blasphet. »In der Tat.«
Zanzeroth ließ sich auf einer steinigen Insel in der Mitte eines braunen Flusses nieder. Es war lange her, seit er hier Zeit verbracht hatte; beinahe ein Jahrhundert zuvor war dies hier sein einziges Zuhause gewesen. Er war nicht in die Annehmlichkeiten eines königlichen Hofes hineingeboren worden. Oder vielleicht doch … er hatte seine wahren Eltern nie
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