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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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tausend Jahre alt war, hätte keine spiegelblanke Oberfläche haben dürfen. Zanzeroth betrachtete sich selbst in dem Silberstück, sah das gesunde Auge im schwachen Licht, das durch die Lücken des Felsens fiel, golden schimmern. Er untersuchte die aufgerissene Wange, die Gadreel mit einem Faden aus Pferdehaar zusammengenäht hatte. Die Wunde war geschwollen und schwarz von getrocknetem Blut. Es würde eine interessante Narbe geben.
    Sein gesamter Körper war eine Masse interessanter Narben. Wieso plagte diese Wunde ihn jetzt so? Er hatte schon zuvor ernste Verletzungen erlitten. Tatsächlich hatte eine der drei uralten Klingen ihm einen langen Schnitt in die Brust beschert, mit der seltenen Gelegenheit, einen Blick auf die freigelegten Rippen werfen zu können. Wieso erinnerte ihn diese frische Wunde jetzt so an seine Sterblichkeit? Er war alt, ja, aber noch immer gesund, noch immer bei Verstand. Aber für wie lange noch?
    Er packte die drei Klingen in ein altes Bärenfell und warf sie aus der Höhle. Dann folgte er einer Laune und beschloss, die Peitsche ebenfalls mitzunehmen.

    Er glitt zurück ins Freie. Jetzt musste er Cron finden. Dies war keine besondere Herausforderung, da er Crons Spur bereits zuvor an der Stelle gefunden hatte, an der Bodiel getötet worden war. Ihr zu folgen war ebenso leicht, wie einen Korridor entlangzugehen. Zerbrochene Zweige, abgerissene Blätter, Fußabdrücke im Matsch: Das alles führte zu einem Dickicht, das sich eine Viertelmeile entfernt von der Stelle befand, an der Bodiel gelegen hatte. Zanzeroth fand den Abdruck von Crons Körper im Laub hinter einem umgestürzten Baumstamm. Der Sklave hatte sich offenbar eine Zeitlang versteckt, ehe er wieder aufgestanden war. Noch interessanter als der Abdruck seines Körpers waren die vielen Brotkrumen und das weggeworfene Kerngehäuse eines Apfels. Cron hatte also tatsächlich einen Komplizen gehabt. Bitterholz? Zanzeroth suchte nach weiteren Fußabdrücken von Menschen und fand stattdessen Spuren von den Hinterklauen eines Himmelsdrachen. Er beugte sich nach unten, um den Geruch einzufangen, der allzu vertraut war. Vendevorex. Er hätte wissen müssen, dass der Zauberer hierin verwickelt gewesen war. Die Zuneigung des Zauberers für die Menschen war nur zu bekannt.
    Und doch … Wieso hätte Vendevorex etwas gegen Bodiel im Schilde führen sollen? Cron vor dem Tod zu bewahren hätte zu den Marotten des Zauberers gepasst, aber Bodiel Schaden zuzufügen, wirkte einfach zu … aktiv. Da war mehr an dieser Geschichte, als die Fußabdrücke erzählen konnten. Vielleicht würde Cron selbst gesprächiger sein.

    »Warte hier«, sagte Vendevorex und blinzelte zwischen den Zweigen hindurch auf die Stadt unterhalb von ihnen.
    Jandra trat einen Schritt näher, um einen besseren Blick zu erhaschen. Sie war froh, dass sie von den Bäumen verborgen waren und sich nicht darauf verlassen mussten, dass sie die Unsichtbarkeit aufrechterhielt. Auf diese Weise hatte sie die Freiheit, die gleiche Technik anzuwenden wie im Turm, als sie Wasser in Nebel verwandelt hatte, um jetzt sanft ihre Kleidung und ihre Haare zu trocknen, die noch immer nass von dem Sprung in den Fluss waren.
    Sie verbargen sich in einem kleinen Hain am Rande von Richmond, einer Stadt der Menschen einige Meilen flussaufwärts von Albekizans Palast. Richmond war ein blühender Ort; er befand sich neben Stromschnellen im Fluss. Ein Kanal verlief durch die Stadt und verband den breiten, tiefen Fluss unterhalb der Stadt mit dem rascheren, noch immer befahrbaren Fluss, der sich in die Berge schlängelte. In Richmond, das ein Tor zwischen dem Ozean und den Bergen war, herrschte emsige Betriebsamkeit, da der Reichtum des Königreichs durch die Stadt hindurchfloss. Vendevorex und Jandra betrachteten die nahe gelegenen Flussanlegestellen. Ein paar Dutzend Menschen waren bei der Erledigung ihrer geschäftlichen Angelegenheiten zu sehen.
    »Was hast du vor?«, fragte Jandra.
    »Ich halte es im Moment für das Beste, wenn wir uns ein Boot nehmen«, sagte Vendevorex. »So können wir unsere Kraft für später aufsparen, statt uns mit einem weiteren Fußmarsch zu erschöpfen.«
    »Wenn du von einem Boot sprichst, meinst du dann damit, dass wir eines stehlen sollen?«, fragte Jandra.

    Vendevorex wandte ihr sein längliches, schmales Gesicht zu. Sein Gesicht war wieder normal. Er hatte sich zehn Minuten auf den Schnitt an der Wange konzentriert, und jetzt war kaum noch ein Hinweis auf die Verletzung zu

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