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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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kennen gelernt. Er war als Jungdrache in der Wildnis zurückgelassen worden, wo er sich allein hatte durchschlagen müssen, und er hatte ein Jahrzehnt allein überlebt, hatte sich von dem ernährt, was das Land bot, und das einzige Fleisch in seinem Bauch war das von der Beute gewesen, die er mit seinen eigenen Klauen erlegt hatte. Als er zehn Jahre alt gewesen war, hatte Albekizans Vater Gloreziel ihn gefangen genommen, weil er im Wald des Königs gewildert hatte. Aber statt den jungen, ungezähmten Drachen zu töten, hatte der König ihn unter seine Fittiche genommen und sich darangemacht, den schnaubenden, wilden Zanzeroth zu zivilisieren.
    Die Bemühungen hatten Wirkung gezeigt, aber nicht
vollständig. Zanzeroth fühlte sich immer noch am behaglichsten, wenn er sein Nachtlager unter einem freien Himmel aufschlagen konnte. Während er die Angewohnheit des Königs angenommen hatte, mit Waffen zu jagen und zu kämpfen, genoss er, wenn er allein unterwegs war, nach wie vor das Gefühl, seine Klauen direkt in die sich windende, schreiende Beute schlagen zu können. Und noch hatte er kein besseres Vergnügen auf der Welt gefunden, als sich mit einem vollen Bauch auf einen warmen Felsen zu legen, während er sich das trocknende Blut von den Klauen leckte.
    Da er also am Hof des Königs aufgewachsen war und Albekizan gekannt hatte, bevor der auch nur sprechen konnte, konnte Zanzeroth für sich in Anspruch nehmen, der älteste Freund des Königs zu sein, obwohl das Wort Freund möglicherweise nicht wirklich zutreffend war. In Albekizans Welt waren alle anderen empfindsamen Wesen Untertanen, Feinde oder Beute. »Hoch geschätzter Lakei«, war vermutlich die zutreffendste Bezeichnung für Zanzeroth.
    Zanzeroth fand die vertraute Lücke in einem Haufen moosbewachsener Steine, ließ sich hinunter und streckte seinen Kopf hinein. Ein Beobachter hätte es wohl für unmöglich gehalten, dass der alte Drache seine Gestalt in eine so winzige Öffnung zwängen konnte, aber Zanzeroth war an diese Angelegenheit gewöhnt, er wusste, wann er einatmen und wann er drücken und sich drehen und treten musste. In wenigen Augenblicken war er durch die Lücke hindurch und verschwand in der verborgenen, feuchten Höhle, die sein wahres Zuhause darstellte.

    In seiner Jugend war ihm die Höhle riesig vorgekommen, eine ganz eigene Welt. Jetzt begriff Zanzeroth, dass sie kleiner war als das kleinste Zimmer im Palast, zu klein, um richtig darin zu stehen, kaum dreißig Fuß von vorn nach hinten und nur halb so breit. Der Ort verströmte immer noch den vertrauten Geruch von Fäulnis. Während der Frühlingsschmelze war die Insel häufig überflutet worden; er erinnerte sich daran, dass er viele Male aufgewacht war und festgestellt hatte, dass das Wasser gestiegen war.
    Im Zimmer gab es Absätze, die immer ein paar Zoll über dem höchsten Wasserspiegel blieben. Diese Absätze bewahrten Zanzeroths Schätze auf. Er sah sich um, und jeder Gegenstand weckte Erinnerungen. Hier war das Geweih des größten Bockes, den er jemals getötet hatte. Die Hauer eines gewaltigen Ebers, den er auf einer Jagd mit Gloreziel getötet hatte, waren vom König vergoldet und ihm als Trophäe überreicht worden. Er fand seine alte Peitsche, dreißig Fuß langes geflochtenes Leder. Er erinnerte sich an den Sommer, als er sie zu meistern gelernt hatte. In der Blüte seiner Jahre hatte er Fliegen in der Luft wegschlagen können.
    Aber das, weshalb er hergekommen war, befand sich verborgen hinter drei Menschenschädeln. Diese hatten vor zwanzig Jahren den Anführern der Rebellion im Süden gehört. Ihre tätowierte, gegerbte Haut schmückte jetzt den Trophäenraum des Königs. Hinter den Schädeln befanden sich die wirklich kostbaren Trophäen: ihre Schwerter. Sie strahlten noch immer und waren rasiermesserscharf, obwohl sie jahrzehntelang in diesem feuchten Loch gelegen hatten. Sie bestanden aus einem mysteriösen Metall, das
niemals rostete. Er hatte die Klingen vor dem König geheim gehalten, war jedoch das Risiko eingegangen, sie einmal Vendevorex zu zeigen. Der Zauberer hatte erklärt, dass die Klingen nichts mit Magie zu tun hätten, sondern die Überreste einer verloren gegangenen Technologie wären. Sie bestanden aus etwas, das sich »rostfreier Stahl« nannte, eine Art Metall, das vor tausend Jahren hergestellt worden war. Trotz der Erklärung des Zauberers hatte Zanzeroth immer das Gefühl gehabt, dass etwas Übernatürliches an den Schwertern war. Eine Klinge, die

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