Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
fernhielten. Er hatte gehört, dass ihr Geruchssinn ausgeprägter war als der von Menschen.
    Der einstige Laderaum des riesigen Schiffes war in eine Taverne verwandelt worden. Der Raum war lang und schmal; eine Holzleiter führte zum Boden hinunter, der, wie Tulk vermutete, einmal eine Wand gewesen war. Ein halbes Dutzend Gäste saßen hier, lehnten auf niedrigen Sofas an der Wand; sie waren zu betrunken, um sich zu rühren. Ein Holzbrett am Ende des Raums diente als Tresen. Hinter dem Tresen befand sich ein Metallfass mit irgendeiner Art flammender Flüssigkeit. Der Rauch, der von dem blaugrünen Feuer aufstieg, verströmte den schrecklichen Geruch, der diesen Ort durchzog. Ein kahler, verwelkter Mann stand daneben, lächelte ein zahnloses Lächeln.
    »Ich sehe, du hast einen Freund mitgebracht«, sagte der alte Mann. »Tulk, vermute ich. Ich hörte, dass ihr beide entkommen wärt.«
    »Die Gerüchte reisen schnell«, erwiderte Cron. »Ist bereits ein Preis auf unsere Köpfe ausgesetzt worden?«
    »Schon möglich«, sagte der Mann, von dem Tulk vermutete, dass es Stank war.
    Tulk kletterte die Leiter hinunter. »Wenn tatsächlich ein Preis auf unsere Köpfe ausgesetzt ist«, sagte er zu Cron, »musst du die Leute nicht unbedingt daran erinnern.«
    »Hier sind nur Freunde«, entgegnete Stank. »Niemand
wird euch ihnen übergeben. Abgesehen davon hat mir jemand aufgetragen, euch gut zu behandeln – und zwar jemand, mit dem ich mich lieber nicht anlegen möchte.«
    »Venderex, ja?«, fragte Cron. »Der Zauberer. Er hat uns gerettet. Warum tut er das?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Stank.
    »Ich habe gehört, dass er eine menschliche Kameradin hat«, sagte Tulk. »Ich glaube, ich habe bei der Zeremonie ein Mädchen gesehen. Ich habe versucht, mehr herauszufinden, aber ich bin mir nicht sicher.«
    Cron kicherte. »Ich habe gesehen, wie du sie angegafft hast. Wenn du dich das nächste Mal in Gegenwart von Ragnar befindest, bitte ihn, dein Augenlicht zu verbessern. Das Mädchen ist bei der Zeremonie allen aufgefallen. Ich wette, es haben sich mehr Blicke auf sie gerichtet als auf uns.«
    »Du hast sie gesehen?«, fragte Tulk. »Dann ist es wahr? Der Zauberer hat ein Schätzchen?«
    »Er hat sie wie eine Tochter aufgezogen, habe ich gehört«, erklärte Stank.
    »Das ist schrecklich«, sagte Tulk. »Ich bin lieber ein Sklave als ein Schätzchen.«
    »Wie schön für dich, dass du deinen Platz gefunden hast«, sagte Stank.
    »Ich glaube nicht, dass es so schlimm wäre, ein Schätzchen zu sein«, sagte Cron. »Und wenn Menschen und Drachen wirklich miteinander verwandt sind, wie Kamon lehrt …«
    »Musst du diesen Namen schon wieder sagen?«, fragte Tulk. Seine Stimme hallte von den Metallwänden wider.
    »Sei vorsichtig«, sagte Cron. »Das hier ist ein schlechter Ort, um deine Sympathie für Ragnar zu zeigen. Richtig, Stank?«
    »Hört zu«, sagte Stank. »Ihr seid beide an einem schlechten Ort, ja? Cron, du weißt, ich bin ein ebenso treuer Kamonit wie du. Jeder hier ist das. Aber keiner von uns kann sich jetzt das Vergnügen leisten, über Religion zu plaudern. Wenn der König seine Armeen nach euch ausgeschickt hat, muss ich euch so schnell wie möglich ein Stück flussabwärts schaffen. Ihr könnt in meinem Versteck übernachten. Morgen bringe ich euch dann in einem Fischerboot weg. Wenn ihr das Meer erreicht, seid ihr allerdings auf euch gestellt. Tulk, wenn du Ragnar folgst, schiebe deinen Hass auf die Kamoniten lange genug beiseite, bis du den Ozean erreicht hast. Und Cron, könntest du vielleicht aufhören, ihn herauszufordern? Man könnte glauben, du würdest es auf einen Streit anlegen.«
    »Tut mir leid«, sagte Cron. »Ich bin nicht in der besten Stimmung. Ich habe den ganzen Tag damit gerechnet, jeden Augenblick getötet zu werden. Zu wissen, dass es vielleicht mein menschlicher Kamerad ist, der das tut, war schlimm.«
    Tulk konnte diese grausame Wendung des Schicksals kaum glauben. Allein in einem Bau voller Kamoniten. Wenn er jetzt den Lehren gegenüber treu blieb, würde das sicherlich seinen Tod bedeuten. Wie viele würde er töten können, ehe er starb, besonders angesichts der Tatsache, dass er keine Waffe besaß?
    Er starrte auf das Feuerfass. Vielleicht konnte er irgendwie … Dann ließ er den Gedanken fallen. Er wollte
diesem Rauch nicht noch näher kommen, als er ohnehin schon war.
    »Was im Namen all dessen, was heilig ist, verbrennst du da?«, fragte Tulk, der beinahe würgte, als er

Weitere Kostenlose Bücher