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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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über den Gestank nachdachte.
    »Meine eigene spezielle Mischung aus Kräutern und Skunkdrüsen, die in hundertprozentigem Alkohol aufgelöst werden. Gefällt’s dir?«, fragte Stank. »Überall hier gibt es Bereiche mit stehendem Gewässer. Ohne den Rauch hier wären wir längst von Mücken ausgesaugt worden. Und zusätzlich hält es die Drachen fern. Die Leute gewöhnen sich an den Geruch. Die Drachen nicht.«
    »Nein«, erklang eine laute, tiefe Stimme von der anderen Seite der Wand. »Nein, ich glaube nicht, dass ich mich jemals an diesen Geruch gewöhnen könnte.«
    Tulk sah zur Eisenwand, von wo die Stimme gekommen war. Dann erzitterte der ganze Raum, als jemand gegen das Metall stieß. Der Lärm war ohrenbetäubend. Ein Schauer aus Rostflocken fiel herab, bedeckte Tulks Haut. Plötzlich erzitterte der Raum erneut, als eine rote, schuppige Faust von der Größe von Tulks Kopf durch das Metall stieß. Die Faust zog sich zurück und wurde durch dolchähnliche Krallen ersetzt, die die Ränder des gealterten Metalls packten. Der Raum bebte, als die Klauen das Metall zurückbogen und die Nieten aufbrachen. Die Wand flog weg, polterte über die Schulter eines gewaltigen Sonnendrachen, dessen rechtes Auge mit einem Verband bedeckt war.
    »Meine Herren«, sagte der Drache. »Ich hatte einen sehr schlechten Tag. Und ich habe vor, dies an euch auszulassen. «

    Zanzeroth betrachtete die verängstigten Menschen, die vor ihm kauerten. Er konnte sie wegen des starken Rauchs kaum sehen, warf aber einen Moment später die zusammengebundenen Schwerter in den freigelegten Raum.
    »Waffen, meine Herren«, sagte Zanzeroth. »Die schönsten Schwerter, die diese Welt jemals gesehen hat. Eine der Klingen hat vor zwanzig Jahren an mir geknabbert. Ich gebe euch die Chance, ihr Mahl zu beenden.«
    Die Menschen rührten sich nicht. Sie standen lediglich mit schlaffen Kiefern und bebenden Körpern da. Zanzeroth seufzte und streckte eine Klaue aus, um das Bündel zu entrollen und die Schwerter freizulegen. Dann nahm er die Bärenhaut, in die die Klingen eingewickelt gewesen waren, und zog sich aus dem Raum zurück, um dem Rauch zu entkommen und den Männern Platz zu geben, sich zu bewegen. Es waren neun; sechs von ihnen wirkten zu betrunken, um stehen zu können. Aber das Schicksal musste seine Hand im Spiel haben, angesichts der Tatsache, dass er nur drei Schwerter mitgebracht hatte.
    Zanzeroth riss einen Streifen Bärenfell ab, hielt ihn hoch und band sich dann die Augen zu.
    »Ich versichere euch, dass ich nichts sehen kann«, sagte Zanzeroth. »Und dank des entsetzlichen Rauches kann ich euch auch nicht riechen. Ihr werdet nie eine bessere Möglichkeit haben, mich zu erschlagen.«
    »Wir wollen nicht kämpfen«, sagte einer der Männer.
    »Dann werde ich euch ohne Kampf töten. Oder ihr könnt stattdessen mich töten. Ich werde unbewaffnet kämpfen. Zähne und Klauen gegen Stahl. Ich glaube aufrichtig, dass ihr eine Chance habt.«

    »Warum tut Ihr das?«, fragte ein anderer.
    »Um herauszufinden, ob ihr eine Chance habt«, sagte Zanzeroth mit einem leichten Nicken. »Um herauszufinden, ob ich noch der Drache bin, für den ich mich halte. Ich werde im Stillen bis drei zählen. Dann werde ich euch töten, wenn ihr euch nicht zum Kampf entschließt.«
    Zanzeroth verstummte und breitete die Schwingen aus. Ohne etwas zu sehen und zu riechen konnte er sich nur auf sein Gehör und die Empfindsamkeit seiner Schwingen verlassen, die auch kleine Luftveränderungen wahrnahmen. Theoretisch müsste er es merken, wenn einer der Männer zu ihm lief.
    Und praktisch verrieten ihm die Geräusche ihrer Schritte auf dem Eisenboden, wo sie sich befanden. Er hörte das schabende Geräusch von Metall auf Metall, als die Männer nach den Waffen griffen. Dann sagte einer: »Kamon lehrt uns Gehorsamkeit gegenüber den Drachen. Wenn einer uns bittet, ihn zu töten, wie können wir ihm diesen Wunsch verweigern?«
    Plötzlich näherten sich rasch zwei Füße. Ein Windstoß wirbelte die Federschuppen seiner Schwingen auf. Einer der Männer – der jüngste, Cron, dem Schritt nach zu urteilen – war von dem Absatz aus gesprungen, auf dem sie alle standen, und damit auf gleiche Höhe wie Zanzeroths Brust gelangt. Er hielt das Schwert weit von sich gestreckt, so dass die schimmernde Klinge sich – der Linie seines Sprungs folgend – tief in Zanzeroths Eingeweide bohren würde.
    Es war ein kühner und machtvoller Angriff, hätte die Klinge nur irgendeine Chance

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