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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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an den Zügeln der Echse, um sie zu wenden, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und dem anderen Drachen hinterher, dessen Reittier bereits in einer Staubwolke verschwand, als er die Straße entlangdonnerte. Das dritte
Echsenreittier – dessen Echsenhirn den Tod seines Herrn nicht weiter beachtete – stand zufrieden am Dorfbrunnen und kaute Klee.
    »Hezekiah!«, rief Bant und lief an die Seite des Predigers. »Ist alles in Ordnung?«
    »Natürlich«, sagte der Prophet und glättete sein Gewand.
    »Aber … wie ist das möglich?«
    »Der Herr sorgt für uns.«
    Bant nickte, während das Land um ihn herum zu verschwimmen begann.
    »Wieso weinst du, Bant Bitterholz?«
    »Ich … ich wusste nicht, was ich tun sollte«, schluchzte er. »Sie hätten Recanna töten können, oder Adam, oder jeden anderen hier. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.«
    »Hast du dich vom Herrn leiten lassen?«
    Bant dachte nach. Hatte der Herr ihn geleitet? Oder war es sein Stolz gewesen? Hezekiah mochte in der Lage sein, eine derart ernsthafte Verletzung allein durch seinen Glauben überstehen zu können, aber Bant wusste, dass sein Glaube nicht dem des Predigers gleichkam. Denn als er im Tal des Schattens des Todes gestanden hatte, als das Schwert an seiner Kehle gewesen war, hatte er das Böse sehr wohl gefürchtet. Er traute sich nicht, es gegenüber Hezekiah zu sagen.
    »Ja«, erklärte er und wischte sich die Tränen weg. »Ich habe mich vom Herrn leiten lassen.«
    »Gut. Denn der Herr leitet auch mich. Bevor der Winter kommt, muss ich diesen Ort verlassen. Die Saat des Herrn hat in dieser Stadt üppige Ernte hervorgebracht.
Jetzt werden wir woanders gebraucht, um die Felder dort zu bestellen.«
    »Wir?«, schniefte Bant.
    »Ja«, antwortete Hezekiah. »Es ist an der Zeit für dich, die nächste Phase deiner Ausbildung zu beginnen. Du wirst einige Zeit als Missionar reisen, Bant Bitterholz.«
    »Aber«, sagte Bant, »was ist mit Recanna … und der Ernte …?«
    »Recanna wird hierbleiben und sich um deine Kinder kümmern. Die Ernte wird vollständig eingefahren sein, ehe wir zum Aufbruch bereit sind. Bei allem anderen müssen wir in den Herrn vertrauen. Kehre zu deiner Arbeit zurück, Bant Bitterholz.«
    »Ja«, sagte Bant, während Hezekiah wieder die Stufen zur Kirche hinaufging und in den Schatten jenseits der geöffneten Tür verschwand.
    Aber Bant kehrte nicht zu seiner Arbeit zurück, für lange Zeit jedenfalls nicht. Stattdessen musterte er den toten Drachen vor ihm. Der Kopf starrte zu ihm hoch, die Augen waren noch immer vor Überraschung geöffnet. Fliegen sammelten sich bereits bei der roten Pfütze, die sich um die Leiche des Drachen bildete und größer wurde.
    Er musste an das letzte Mal denken, an die Nacht vor langer Zeit, als dieser Boden blutgetränkt war und er Recanna zum ersten Mal geküsst hatte. Der Anblick des Blutes hatte ihm Befriedigung verschafft. Blut war damals ein Versprechen gewesen. Blut konnte Gerechtigkeit bedeuten, und Blut konnte Hoffnung geben. Blut hatte das Land von seinen alten Bräuchen reingewaschen und eine neue Welt gebracht. Jetzt trug das Blut ein anderes Versprechen mit sich.
    Als die rote Flüssigkeit sich auf seine abgenutzten Lederstiefel zuschob, machte Bant einen Schritt zurück. Obwohl die Sonne kräftig war, lief ein Schauer über sein Rückgrat. Etwas Schreckliches war im Anmarsch. Er konnte es nicht benennen, er wusste auch nicht, wann es kommen würde, oder wie, aber es war da, in der Zukunft, enthüllte sich in den dunklen Rinnsalen vor ihm. Er zitterte, als die rissige, staubige Erde das verfluchte Blut trank.

Kapitel Acht
Zeeky
    1100 D. Z., im 69sten Jahr der Herrschaft von Albekizan
     
    N ichts berühren«, sagte Zanzeroth.
    Gadreel ärgerte sich über die Unterstellung seines Herrn, dass er Beweismittel zerstören könnte, aber er hielt dennoch den Mund. Er hatte sich inzwischen an Zanzeroths Launen gewöhnt. Seit Monaten entwischte Bitterholz ihnen nun schon, wenn auch immer nur knapp. Zanzeroths Instinkte hatten ihn stets wieder auf die Fährte von Bitterholz geführt, aber jedes Mal, wenn sie zum Fluss zurückkehrte, verloren sie sie. Über zweihundert Meilen weit folgten sie jetzt ihrer Beute, und Gadreel bezweifelte, dass sie sie jemals einfangen würden.
    Aber vielleicht war es diesmal anders. Sogar Gadreel erkannte, dass die Blätter verhältnismäßig frisch waren, nicht älter als eine Woche. Der Jäger

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