Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Loyalität des Zauberers gegenüber den Menschen nur zu bekannt ist. Am besten, er wird für krank gehalten, statt dass bekannt ist, dass er frei herumläuft und sich irgendwo im Königreich verbirgt.«
»Albekizan fürchtet, dass die Menschen sich mit der Bitte um Hilfe an Vendevorex wenden könnten?«, fragte Gadreel.
»Es wäre möglich«, sagte Zanzeroth. »Selbst wenn der Zauberer nie wieder auftauchen sollte, wird er vermutlich bei den Menschen ewig ein Held bleiben. Eines habe ich gelernt, und zwar, dass die Menschen es lieben, Gerüchte zu verbreiten. Du hast gesehen, was sie mit Bitterholz gemacht haben. Sie glauben, dass er überall zur gleichen Zeit ist, jederzeit als Retter von den Bäumen springen kann, obwohl ihn niemand je gesehen hat. Sie halten ihn für einen Geist oder einen Gott. Wenn sie schon um einen bloßen Menschen so eine Legende aufbauen, stell dir nur vor, was sie dann mit einem Drachenzauberer tun würden. Aber das ist nicht der eigentliche Grund, weshalb Albekizan den Verrat des Zauberers unter Verschluss halten will.«
»Was dann?«
Zanzeroth schüttelte erneut den Kopf, als würde es ihn anwidern, einmal mehr auf das Offensichtliche hinweisen zu müssen. »Albekizan hat sein Reich auf Kosten vieler früherer Freunde errichtet. Mehr als ein paar Sonnendrachen würden Vendevorex Zuflucht gewähren, wenn sich die Gelegenheit ergibt, und ihn in einer offenen Rebellion als Waffe benutzen. Wie passend … wir können nicht weit weg von Chakthallas Burg sein.«
»Drei Meilen«, sagte Gadreel. Er hatte die eleganten Türme und die farbenprächtigen Fenster von Chakthallas Palast während eines Erkundungsfluges gesehen. Chakthalla war die Witwe von Tanthias Bruder Terranax. Sie regierte diese gebirgige Ecke von Albekizans Königreich.
»Sie hat ihren Kameraden an Blasphet verloren«, sagte Zanzeroth. »Ich frage mich, ob sie erfahren hat, dass der Mördergott jetzt zu den engsten Beratern des Königs zählt.«
»Vielleicht sollten wir ihr einen Besuch abstatten«, sagte Gadreel.
»Ja«, erwiderte Zanzeroth. »Aber zuerst sollten wir Kanst aufsuchen. Seine Soldaten lagern in der Nähe von Wickelstein, wo sie sich darauf vorbereiten, die Menschen nach der Ernte zusammenzutreiben und dann in Blasphets Stadt zu schaffen. Ich könnte mir vorstellen, dass Kanst über einen Besuch bei Chakthalla ebenfalls erfreut wäre.«
Zanzeroth führte Gadreel nach Osten auf Kansts Lager zu. Der Abend nahte, und die Sonne hinter ihnen warf lange Schatten auf die Erde. Unter ihnen marschierte eine kleine Gruppe von Menschen über eine ungepflasterte Straße am Rande eines Feldes. Sie sahen voller Angst und mit weit aufgerissenen Augen nach oben, als die Schatten der Drachen über sie fielen. Zanzeroth hatte schon immer die Wirkung des Lichts um diese Tageszeit geliebt. Die schwarzen Konturen seines Schattens besaßen ein ganz eigenes, gewaltiges Leben.
Eine halbe Meile von Kansts Lager entfernt erreichten die Schreie eines verletzten Erddrachen Zanzeroths Ohren. Gadreels Flug wurde langsamer, als auch er das Geräusch hörte.
»Bei den Gebeinen«, sagte Gadreel und klang besorgt. »Was ist das für ein Lärm?«
»Ich habe Kanst gewarnt, dass das Zeug, mit dem er die
Soldaten füttert, eines Tages noch jemanden töten wird«, sagte Zanzeroth.
Als sie sich dem Lager noch weiter näherten, wurde die Quelle des gequälten Schreis sichtbar. Ein Erddrache rannte durch das Lager, eingehüllt in weiße Flammen. Die verkohlten Konturen seines Körpers verrieten sein überhastetes Stürmen durch Zeltwände hindurch. Frische, schwelende Fußabdrücke führten so gerade wie ein Pfeil zurück zu Kansts persönlichem Zelt.
Als Zanzeroth ein paar Schritte vom Schauplatz entfernt landete, stürzte der Erddrache schließlich zu Boden, als die Sehnen seiner Beine sich in Asche verwandelten. Der Boden um ihn herum begann zu kochen. Sämtliche Drachen im Lager flohen vor den schrecklichen Flammen, bis auf einen. Ein junger Himmelsdrache, dessen Flügelschleifen ihn als ein Mitglied der Luftwache auswiesen, lief zu dem gefallenen Erddrachen und warf eine dicke Wolldecke über ihn, um das Feuer zu ersticken. Er sprang zurück, als der Plan scheiterte; die Decke brach in lodernde Flammen aus.
Die Luft nahm den Gestank von brennenden Schafen an.
»Bringt Wasser«, rief der Himmelsdrache, obwohl kein anderer Soldat da war, der ihn hören konnte.
»Dafür ist es zu spät«, sagte Zanzeroth und ging zu dem gefallenen
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