Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Frage zu stellen. Jetzt ist es deine Aufgabe, mir dabei zu helfen, dieses Feuer am Leben zu erhalten.«
»General«, sagte Pertalon. »Es wird mir eine Ehre sein.«
Es war eine dunkle, bewölkte Nacht in Wickelstein. Die Fenster der etwa zwanzig Holzhäuser, aus denen das Dorf bestand, erstrahlten schön im Kerzenlicht. Eine einsame Gestalt schlüpfte die Straßen entlang; ein kleines, blondes Mädchen, das sich ein Bündel Decken an die Brust drückte.
Sie verschwand hinter dem größten Haus der Straße, wo sie stehen blieb und ein Ohr an die Hintertür presste.
»In Ordnung, Ferkelchen«, flüsterte Zeeky, während sie vorsichtig ihr Messer in die Ritze der Tür schob und den Riegel hob. »Du musst jetzt wirklich still sein.«
Sie sah zu dem Schweinchen hinunter, das in wärmende Wolldecken gehüllt war. Ferkelchen sah zurück; seine dunklen Augen waren voller Verständnis.
Zeeky machte vorsichtig die Tür auf. Die Küche müsste eigentlich leer sein; sie hatte gesehen, wie die letzte Küchenhilfe gleich nach der Dämmerung gegangen war. Nur Barnstack selbst war anwesend, aber alle wussten, dass der Bürgermeister halb taub war. Obwohl im vorderen Zimmer noch Licht brannte, konnte Zeeky nicht darauf warten, dass er sich schlafen legte. Es wurde in dieser Nacht mit jedem Moment kälter, und ihr Magen hatte sich bereits in einen harten Knoten verwandelt. Dabei kümmerte es sie weniger, dass sie selbst seit gestern nichts gegessen hatte, sondern mehr, dass das kleine Ferkelchen hungern musste.
Barnstacks Küche war so groß wie die im Haus ihres Vaters. Sie war warm, und es roch nach gekochtem Rindfleisch, Zwiebeln und Sauerkraut. Töpfe und Pfannen hingen von der Decke, glänzten im schwachen Licht, das durch die zum vorderen Zimmer führende Tür fiel. Zeeky schlüpfte auf Zehenspitzen hinein, zog die Tür leise hinter sich zu.
Mit Ferkelchen auf dem Arm näherte sie sich der Speisekammer. Die Stille wurde plötzlich von einer Reihe lauter Geräusche durchbrochen. Sie sah sich um, fürchtete, etwas umgestoßen haben zu können. Aber der Lärm kam
aus dem anderen Zimmer. Jemand klopfte mit einer Wucht an die Vordertür, dass es wie Hammerschläge klang. Sie hielt den Atem an, während sie in der danach einsetzenden Stille lauschte. Dann brach der Lärm erneut aus, und diesmal folgte das Quietschen von Dielen, als der Bürgermeister zur Tür humpelte.
»Ihr solltet nicht so heftig klopfen«, zischte Barnstack laut, obwohl er es vermutlich für ein Flüstern hielt. »Wollt Ihr, dass die ganze Stadt Bescheid weiß?«
»Ich klopfe schon seit fünf Minuten. Antworte in Zukunft einfach etwas schneller darauf«, erwiderte eine tiefe, sanfte Stimme.
»Ich bin so schnell gekommen wie … ach, egal. Kommt rein, bevor Euch jemand sieht.«
»Sind wir allein?«
»Was?«, rief Barnstack.
»Sind wir allein?«, fragte die fremde Stimme kraftvoll.
»Ja, ja. Ich habe die Küchenhilfe schon vor einigen Stunden weggeschickt.«
Zeeky versuchte, einen Blick durch die Lücke zwischen dem Türrahmen und der Tür zu werfen, die zum Vorderzimmer führte, aber sie konnte nicht sehen, mit wem Barnstack sprach. Wie sehr sie sich auch bemühte, sie konnte die tiefe Stimme mit keinem der Männer aus dem Dorf in Verbindung bringen.
»Himmel, ist es kalt geworden. Möchtet Ihr etwas Tee?«
»Es wäre unhöflich, ihn abzulehnen«, antwortete der Fremde.
Zeeky schnappte nach Luft, als Barnstack in Sicht kam und zur Küche schlurfte. Sie hastete zur Speisekammer. Als
sie die Tür öffnete, sah sie eine Reihe geräucherter Schinken von der Decke hängen. Sie schloss die Tür wieder, ehe Ferkelchen es bemerken konnte, und blickte sich nach einem anderen Versteck um. Als Licht von der offenen Tür in die Küche fiel, kroch sie unter einem Tisch hindurch, krabbelte auf die Sitzfläche eines großen Stuhls und rollte sich zu einem Ball zusammen. Mit der linken Hand kraulte sie Ferkelchen unter dem Kinn, um sicherzustellen, dass er sich ruhig verhielt.
Von ihrem Platz aus sah sie, wie der ältliche Mann langsam zum Herd ging. Sie blickte zu der Tür, die zum Vorderzimmer führte. Ihre Augen weiteten sich. Die Beine des Besuchers waren grün, schuppig und muskulös. Ein breiter Schwanz hing zwischen seinen Beinen, reichte beinahe bis zum Boden. Der Schwanz schwankte hin und her, als der Fremde Barnstack in die Küche folgte.
Barnstack rührte die Kohlen in der Feuerstelle um, während er den Teetopf an den Metallhaken darüber
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